Er gilt als Begründer der modernen Molekulargenetik, der "Darwin des 20. Jahrhunderts" oder sogar als "Einstein der Biologie". Dennoch stand Francis Crick oft im Hintergrund. Bekannter ist sein Kollege James D. Watson, mit dem er gemeinsam 1953 die Struktur des Erbmoleküls DNA entdeckte: Die Doppelhelix. Dabei war Francis Crick keineswegs ein zurückhaltender Mensch. Er lachte und sprach laut, genoss die Gemeinschaft mit anderen, feierte gern und entwickelte seine Theorien lieber in lebhaften wissenschaftlichen Diskussionen, statt in der Einsamkeit des Gelehrtenzimmers.
So war es ein Vorteil, dass Francis Crick mit Mitte 30 noch keinen Doktortitel besaß und sich das Büro an der Universität Cambridge mit dem jungen Amerikaner James D. Watson teilen musste. Beide vermuteten, dass der Schlüssel zum Verständnis der Biologie in einem langkettigen Molekül im Zellkern verborgen lag: in der DNA. Sie besorgten sich Daten anderer Arbeitsgruppen und begannen, in ihrem Büro ein Strukturmodel dieses Moleküls zu basteln.
Als die Doppelhelix, gebaut aus einfachen Metallteilen, vor ihnen auf dem Tisch stand, war ihnen sofort klar: Das war der Durchbruch. Denn das Modell erklärte genial einfach, wie die biologische Information in einem Molekül gespeichert war. Im Eagle, einer Kneipe, in der sie täglich zu Mittag aßen, erzählten sie allen Anwesenden, ob sie es wissen wollten oder nicht, dass sie soeben das Geheimnis des Lebens gelüftet hatten. Als Francis Crick jedoch am Abend seiner Frau Odile von seiner "großen Entdeckung" berichtete, winkte die nur ab: "Er sagte ständig solche Sachen."
Diese und viele andere Anekdoten und Einschätzungen von Augenzeugen machen die Crick-Biographie von Matt Ridley zum Lesevergnügen. Man erfährt manche Geschichte aus dem Privatleben, aber auch Einzelheiten über die Arbeitsweise des großen Biologen. Der Autor macht erlebbar, welche Bedeutung die Wissenschaft für Francis Crick hatte. Statt wie viele andere große Forscher auf Vortragsreisen seinen Ruhm auszukosten oder als Wissenschaftsmanager zu arbeiten, forschte er weiter bis ins hohe Alter. Er leistete wichtige Beiträge zum Verständnis des genetischen Codes und bei der Erforschung des Bewusstseins.
Cricks rein naturwissenschaftliches Weltbild trieb seine Arbeit voran, verleitete ihn aber auch zu einigen eugenischen Äußerungen, die ihm viel Widerspruch einbrachten. Matt Ridley ordnet sie in seiner Biografie als unbedachte "Fehltritte" ein, und geht schnell darüber hinweg. Alle anderen Aspekte des Lebens von Francis Crick sind sorgfältig recherchiert und packend beschrieben. Ob der gelernte Physiker Francis Crick, tatsächlich der bedeutendste Biologe des 20. Jahrhunderts war, wie Matt Ridley schreibt, werden wohl erst spätere Generationen sicher beurteilen können.
Diese vorbildliche Biografie ist auch für Laien lesenswert. Sie kommt sehr nahe an den Vater der Molekularbiologie heran, ohne indiskret zu werden. Kaum zu glauben, dass sie bislang nicht ins Deutsche übersetzt wurde.
Matt Ridley: Francis Crick. Discoverer of the Genetic Code
ISBN: 978-0-00-721330-1
Eminent Lives/Harper Press, 230 Seiten, 19,90 Euro
So war es ein Vorteil, dass Francis Crick mit Mitte 30 noch keinen Doktortitel besaß und sich das Büro an der Universität Cambridge mit dem jungen Amerikaner James D. Watson teilen musste. Beide vermuteten, dass der Schlüssel zum Verständnis der Biologie in einem langkettigen Molekül im Zellkern verborgen lag: in der DNA. Sie besorgten sich Daten anderer Arbeitsgruppen und begannen, in ihrem Büro ein Strukturmodel dieses Moleküls zu basteln.
Als die Doppelhelix, gebaut aus einfachen Metallteilen, vor ihnen auf dem Tisch stand, war ihnen sofort klar: Das war der Durchbruch. Denn das Modell erklärte genial einfach, wie die biologische Information in einem Molekül gespeichert war. Im Eagle, einer Kneipe, in der sie täglich zu Mittag aßen, erzählten sie allen Anwesenden, ob sie es wissen wollten oder nicht, dass sie soeben das Geheimnis des Lebens gelüftet hatten. Als Francis Crick jedoch am Abend seiner Frau Odile von seiner "großen Entdeckung" berichtete, winkte die nur ab: "Er sagte ständig solche Sachen."
Diese und viele andere Anekdoten und Einschätzungen von Augenzeugen machen die Crick-Biographie von Matt Ridley zum Lesevergnügen. Man erfährt manche Geschichte aus dem Privatleben, aber auch Einzelheiten über die Arbeitsweise des großen Biologen. Der Autor macht erlebbar, welche Bedeutung die Wissenschaft für Francis Crick hatte. Statt wie viele andere große Forscher auf Vortragsreisen seinen Ruhm auszukosten oder als Wissenschaftsmanager zu arbeiten, forschte er weiter bis ins hohe Alter. Er leistete wichtige Beiträge zum Verständnis des genetischen Codes und bei der Erforschung des Bewusstseins.
Cricks rein naturwissenschaftliches Weltbild trieb seine Arbeit voran, verleitete ihn aber auch zu einigen eugenischen Äußerungen, die ihm viel Widerspruch einbrachten. Matt Ridley ordnet sie in seiner Biografie als unbedachte "Fehltritte" ein, und geht schnell darüber hinweg. Alle anderen Aspekte des Lebens von Francis Crick sind sorgfältig recherchiert und packend beschrieben. Ob der gelernte Physiker Francis Crick, tatsächlich der bedeutendste Biologe des 20. Jahrhunderts war, wie Matt Ridley schreibt, werden wohl erst spätere Generationen sicher beurteilen können.
Diese vorbildliche Biografie ist auch für Laien lesenswert. Sie kommt sehr nahe an den Vater der Molekularbiologie heran, ohne indiskret zu werden. Kaum zu glauben, dass sie bislang nicht ins Deutsche übersetzt wurde.
Matt Ridley: Francis Crick. Discoverer of the Genetic Code
ISBN: 978-0-00-721330-1
Eminent Lives/Harper Press, 230 Seiten, 19,90 Euro