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Frank Richter vs. Roland Jahn
Braucht Deutschland eine Ost-Quote?

Richterposten, Politik, Wirtschaft: Die Eliten des Landes sind "westdeutsch". Auch fast 30 Jahre nach dem Fall der Mauer gibt es nur wenige "Ostdeutsche" an der Spitze. Muss sich das ändern? Und wenn ja, ist eine Ost-Quote die Lösung?

Moderation: Sina Fröhndrich |
    Die deutsche Fahne spiegelt sich in der Kuppel des Bundestages.
    Ost-Quote in der Politik? Auf Bundesebene sind ostdeutsche Politiker in der Minderheit. (dpa / Annette Riedl)
    Darüber streiten Roland Jahn und Frank Richter.
    Frank Richter (58) ist Theologe, DDR-Bürgerrechtler und leitete viele Jahre die Landeszentrale für politische Bildung in Sachsen. Er befürwortet die Quoten-Debatte – und spricht sich für eine unverkrampfte Diskussion aus. Manchmal helfe das schon, etwas zu ändern. Selbst in den ostdeutschen Eliten seien Ostdeutsche noch immer unterrepräsentiert. Die Quote sei ein Aufhänger – etwa für die Akzeptanz- und Aneignungsdefizite der freiheitlich-demokratischen Grundordnung in Ostdeutschland.
    Roland Jahn (65) war als DDR-Bürgerrechtler mehrfach inhaftiert, wurde schließlich ausgebürgert und leitet seit 2011 die Stasi-Unterlagenbehörde. Für ihn geht eine Quote am Ziel vorbei. Denn: Es gebe nicht DIE Ostdeutschen – der SED-Parteisekretär sei nicht mit dem evangelischen Pfarrer gleichzusetzen. Man sollte Respekt vor der Biografie haben, stempele Ostdeutsche aber mit einer Quote ab, in dem man sage "Ihr habt es nicht drauf." Vielmehr brauche es das Selbstbewusstsein von Menschen, die Osterfahrung haben.