Frank Witzel, Jahrgang 1955, befragt in seinem Roman "Inniger Schiffbruch" den Gefühls- und Wissenshorizont seiner kürzlich verstorbenen Eltern. Angesichts einer sich nicht erwartungsgemäß einstellenden Trauer, beginnt eine Erkundung der elterlichen Lebenswelt, die wie das Verfahren der Psychoanalyse assoziativ und bildlich ist. Er tut dies anhand von Kindheitserinnerungen und zieht die vom Vater hinterlassenen Tagebücher und Kalendereintragungen heran. Witzels Vater war ein Kirchenmusiker aus dem Hessischen, die Mutter eine Heimatvertriebene aus Schlesien, die dem Erzähler in der Rolle der schweigsamen Hausfrau unzugänglich bleibt. Die kurz nacheinander Verstorbenen sind in dieser Recherche zunächst Eltern im intimsten Sinne. Dann aber auch Stellvertreter einer traumatisierten und zum Wiederaufbau selbstverpflichteten Generation. Witzel beschwört mit ihrem Porträt die Grundbegriffe der jungen Bundesrepublik herauf: Haltung, Gesundheit, Ehre, Würde, Keuschheit. In einer virtuosen Verzahnung von Erinnerungen, Beschreibungen und Reflexionen wird in "Inniger Schiffbruch" auch mit der Möglichkeit autobiografischer Darstellbarkeit überhaupt gerungen. Darüber diskutieren mit dem Autor die Kritiker Shirin Sojitrawalla und Tobias Lehmkuhl.
Frank Witzel: "Inniger Schiffbruch"
Matthes & Seitz Verlag, Berlin. 355 Seiten, 16,99 Euro.
Matthes & Seitz Verlag, Berlin. 355 Seiten, 16,99 Euro.
Ausschnitte der Veranstaltung können Sie auf DichterLesen.net nachhören:
STUDIO LCB: FRANK WITZEL MIT "INNIGER SCHIFFBRUCH"
Studio LCB: Frank Witzel
Im Gespräch mit Shirin Sojitrawalla und Tobias Lehmkuhl
Am Mikrofon: Katharina Teutsch
STUDIO LCB: FRANK WITZEL MIT "INNIGER SCHIFFBRUCH"
Studio LCB: Frank Witzel
Im Gespräch mit Shirin Sojitrawalla und Tobias Lehmkuhl
Am Mikrofon: Katharina Teutsch