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Franken-Entkopplung
Schweizer verrückt nach Euro-Scheinen

Die Schweizer Bankfilialen haben keine Euroscheine mehr - der Ansturm nach der Franken-Entkopplung war zu groß. Die deutschen Händler freuen sich über den Run aus dem Nachbarland.

Von Hans-Jürgen Maurus, ARD-Hörfunkstudio Zürich | 17.01.2015
    Schweizer Franken werden in Euro gewechselt.
    Nach der Freigabe des Schweizer Franken ist es für Schweizer noch günstiger, in Deutschland einzukaufen. (Patrick Seeger, dpa picture-alliance)
    Nach dem Ausstieg aus der festen Bindung des Franken zum Euro und der massiven Aufwertung des Franken hat ein Ansturm auf Banken und Postfilialen eingesetzt. Der hat ein derartiges Ausmaß, dass Bankautomaten keine Euros mehr ausspucken und auch Bankfilialen Zettel an die Tür kleben mit der Aufschrift: "Momentan kein Eurobargeld vorhanden."
    Auch der Filialleiter der Zürcher Kantonalbank in Oerlikon, Elio Keller, muss passen. "Selbstverständlich" spüre man "eine starke Nachfrage" nach Euro-Noten: "Wir haben im Moment keine Euros mehr und leider auch keine Dollars mehr in der Filiale."
    Der Grund für den Ansturm: Mit der 20-prozentigen Aufwertung des Franken - statt 1,20 Franken pro Euro pendelte sich der Kurs bei 1,02 Franken ein - können die Schweizer im Ausland noch günstiger shoppen als bisher. Die jüngste Entscheidung der Nationalbank und die Reaktion der Finanzmärkte beschert den Eidgenossen also ein nachträgliches Weihnachtsgeschenk.
    Ansturm in den Grenzregionen
    Der megastarke Franken macht die Schweizer zu Schnäppchenjägern - darauf hofft auch der Waldshuter Autohändler Konrad Binder. "So wie heute das Telefon klingelt und die E-Mails kommen, erwarten wir natürlich in den kommenden Tagen einen großen Ansturm." Und schon klingelt der nächste Kunde.
    Zusätzliche Waggons an den Zügen
    Bereits 2014 gaben die Schweizer in der deutschen Grenzregion satte fünf Milliarden Franken aus - ein Konjunkturprogramm der grenzüberschreitenden Art. Und heuer dürften neue Rekordzahlen zu erwarten sein. Die Schweizer Bahn wird heute aufgrund des zu erwartenden Ansturms an die Züge nach Konstanz zusätzliche Waggons anhängen. Auch die Reisenbranche will profitieren und hat bereits erste Preissenkungen von bis zu 15 Prozent angekündigt, so ein TUI-Sprecher.
    In den Schweizer Urlaubsdestinationen gibt es dagegen depressive Stimmung. Denn für europäische Touristen werden Ferien in der Schweiz jetzt schlagartig 20 Prozent teurer. Daniel Lauber vom "Cervo Mountain Boutique Resort" in Zermatt mit fünf Sternen klagt: Schon zwei Stunden nach der Nationalbank Entscheidung haben die ersten Gäste abgesagt.