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Frankfurter Buchmesse 2018
Voller Tragik und Grausamkeiten, aber auch voller Humor

Die umtriebige Geschichte des diesjährigen Gastlandes Georgien auf der Buchmesse spiegelt sich auch in der Literatur wider, mit der es sich vorstellt: Es werden die schweren Themen der eigenen Vergangenheit behandelt, aber auch das, was man als "Talent der illegitimen Freude" bezeichnen könnte.

Zaal Andronikashvili im Gespräch mit Maja Ellmenreich |
    Zaal Andronikashvili im Gespräch
    Literaturwissenschaftler Zaal Andronikashvili (Deutschlandradio / David Kohlruss)
    Georgien, das diesjährige Gastland der Frankfurter Buchmesse und das Verbindungsglied zwischen Europa und Asien, liegt zwischen dem schwarzen und dem Kaspischen Meer, am Fuße des Kaukasus und hat eine sehr wechselvolle Geschichte erlebt. Russische Zaren und Sowjetherrscher haben über Georgien bestimmt und die Unabhängigkeit im Jahr 1991 zog Chaosjahre nach sich. "Georgien hat viele Geschichten zu erzählen", sagte Nino Haratischwili bei der Eröffnung der Buchmesse. "Sie ist voller Tragik und voller Grausamkeiten, aber auch voller Humor. Denn so war das Leben der letzten Jahrhunderte dort." Und dieses Leben findet sich auch in der georgischen Literatur.
    Der Literaturwissenschaftler Zaal Andronikashvili ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am "Zentrum für Literatur- und Kulturforschung" in Berlin. Er sagte im Gespräch, dass es trotz all den schweren Themen keine traurige Literatur ist. Die georgische Kultur charakterisiere eher ein "Talent der illegitimen Freude". "Das heißt, man ist froh trotz allem", fügte Andronikashvili nach.
    "Die Gegenwartsliteratur thematisiert die traumatischen Erlebnisse, historischen Erlebnisse auf jeden Fall. Vielleicht gab es die Literatur in der Sowjetzeit, die eher die schweren Themen negiert hat, aber das war dem Kontext geschuldet."
    Ein kleiner aber wachsender Buchmarkt
    Man habe zu der Zeit eher über Mythos und Geschichte erzählt und dadurch Geschichten zu erzählen, die man eigentlich nicht über die Gegenwart erzählt habe. Damit setze man sich heute aber auseinander. Ungefähr 150 Bücher sind aus Anlass der Buchmesse aus dem Georgischen ins Deutsche übersetzt worden. Damit liege auf Deutsch mehr georgische Literatur vor als in jeder anderen übersetzten Sprache.
    In Georgien habe das Lesen von Büchern schon immer einen hohen Wert gehabt: "Menschen haben selbst in schwierigen Zeiten sehr viel Wert darauf gelegt, Bücher zu lesen und zu kaufen und zu verlegen."
    Der georgische Büchermarkt sei verschwindend klein im Verhältnis zum deutschen, doch er würde wachsen, so Andronikashvili. Zudem bestünde auch ein großes Interesse an Literatur anderer Länder.