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Frankfurter Buchmesse
Erwartungen der Branche

Trotz leichten Umsatzrückgängen blickt der Börsenverein des Deutschen Buchhandels gelassen auf den Zustand der Branche. Auch die digitale Konkurrenz wird offenbar nicht als große Bedrohung empfunden. Schließlich machen E-Books nur sechs Prozent des gesamten Marktes aus.

Von Brigitte Scholtes |
    Bücherstapel
    Der Buchmarkt hat sich in Deutschland verändert. (imago stock&people)
    Dem deutschen Buchmarkt geht es gut. So sieht das die Branche selbst, obwohl der Umsatz im laufenden Jahr bis Ende September um 2,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesunken ist. Damit setzt sich der Trend aus 2014 fort, als die Branche mit 9,3 Milliarden Euro zwei Prozent weniger umgesetzt hatte. Das aber sorgt Heinrich Riethmüller, den Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels nicht:
    "Der deutsche Buchmarkt ist ein Markt mit lediglich leichten Schwankungen nach unten und oben. Die Umsatzzahlen bilden einen Markt ab, dessen Jahresergebnis sehr geprägt ist von einzelnen Titeln, die sich ausnehmend stark verkaufen."
    Harry Potter seinerzeit oder "Shades of Grey" waren solche Ausnahmebücher, deshalb gibt sich der Börsenverein auch gelassen im Hinblick auf die aktuelle Entwicklung. Das sei kein Zeichen für einen schrumpfenden Markt. Gelassenheit überwiegt inzwischen auch gegenüber der digitalen Konkurrenz: E-Books haben sich etabliert, steigern auch weiter ihren Umsatz, aber halten am Gesamtmarkt nur knapp sechs Prozent. Als Aufregerthemen wie in den Vorjahren sieht die Buchbranche auch die anderen digitalen Herausforderungen nicht mehr an, vielmehr hat sie sie angenommen: Der Buchmarkt habe sich weiterentwickelt. Er bestehe längst nicht mehr nur aus dem Buchhandel und Zwischenbuchhändlern, sagte Riethmüller heute Morgen, die Autoren, die inzwischen ihre eigenen Bücher verlegen, Literaturagenten, Online-Plattformen, Streaming-Portale oder Social-Reading-Portale gehörten dazu:
    "Der Markt hat sich geändert, ohne seine Kernaufgaben, die Entdeckung, Publikation Kuratierung und Vermarktung von Inhalten zu vernachlässigen. Und die klassischen Marktteilnehmer profitieren davon zusehends, haben nach einer Phase der Ungewissheit ein neues und starkes Selbstbewusstsein entwickelt, die zentralen Player im Markt zu sein und ihn gemeinsam mit neuen Partnern voranzubringen."
    Zusammenspiel von stationärem Handel und Online-Handel
    Inzwischen forderte die stationären Buchhandlungen - 6.000 gibt es in Deutschland insgesamt - auch ihre einst gefürchteten reinen Online-Konkurrenten wie Amazon heraus:
    "Ungefähr 2.000 Buchhandlungen haben mittlerweile einen eigenen Online-Shop und beherrschen Cross-Channeling, das Zusammenspiel von stationärem Handel und Online-Handel immer besser. Alle Untersuchungen zeigen auch, dass dies die Zukunft des gesamten Einzelhandels ist. Im Buchhandel ist das bereits alles realisiert. Der Buchhandel ist hier Trendsetter für den Einzelhandel."
    Und apropos Amazon: Auch der E-Book-Reader des Versandhändlers, der Kindle, fällt gegenüber dem des deutschen Buchhandels zurück: Der Kindle hat nur noch einen Anteil von 39 Prozent, während der Tolino inzwischen 45 Prozent erreicht hat. Und der Börsenverein gibt sogar jungen Unternehmern Möglichkeiten, innerhalb der Branche ihre Ideen einzubringen - über ein House of Start-ups in Frankfurt:
    "Die deutsche Buchbranche ist ideenreich, innovativ und kreativ. Wir alle – Buchhändler und Verleger sehen die Chancen, die uns die Digitalisierung bietet und nehmen diese Herausforderung gerne an."
    Die Branche geht also mit Selbstbewusstsein in die Buchmesse.