Wenn am Vormittag auf dem Frankfurter Flughafen der Spatenstich für das neue Terminal 3 unternommen wird, werden zwei Männer fehlen: der Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) und der stellvertretende hessische Ministerpräsident Tarek Al Wazir von den Grünen. Beide sind Kritiker des 2,5-Milliarden-Projektes, weil sie weiteren Fluglärm für die Region befürchten. Tarek Al Wazir: "Meine Haltung dazu ist bekannt - ich hätte mir an diesem Punkt eine andere Entscheidung gewünscht! Wir haben auch Alternativen aufgezeigt. Aber es ist unzweifelhaft, dass die Fraport auf der Grundlage des Planfeststellungsbeschlusses 2007, auf der Grundlage der Gerichtsentscheidung 2012, auf der Grundlage des Bauantrages 2014 ein Recht dazu hat, dieses Terminal zu bauen."
Der Flughafenbetreiber Fraport hält das Terminal 3 auf der Südseite des Rhein-Main-Flughafens für unverzichtbar, um international auch in Zukunft in der Champions League der Großflughäfen mitspielen zu können. Denn schon jetzt seien die Abfertigungsflächen an den bestehenden Terminals oft schon sehr knapp und die Flugzeuge werden immer größer, argumentiert der Betreiber. Das neue Terminal 3 auf dem Gelände der alten US-Base soll da langfristig Abhilfe schaffen. Schon vor zehn Jahren räumten die Amerikaner in einer feierlichen Zeremonie das Areal, um künftig eine zivile Nutzung zu ermöglichen: "Good morning, ladies and gentlemen. Welcome to the rhine-main closing ceremony."
Schon damals trieb eine CDU-geführte Landesregierung den Ausbau des Zivilflughafens auf diesem Teil von Rhein-Main voran. Auch heute unterstützt der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) - anders als sein grüner Stellvertreter in Wiesbaden - das Projekt und nimmt selbstverständlich am Vormittag an der Zeremonie zum ersten Spatenstich teil: "Das Land Hessen ist der größte Eigentümer dieses Flughafens. Wir haben ein großes Interesse, dass wir nicht als Abbruchunternehmen in die Geschichte eingehen. Sondern Hessen, Rheinland-Pfalz, Nord-Württemberg, Nord-Bayern - wir leben alle von diesem Flughafen."
Wer aber direkt am Flughafen lebt, kämpft alltäglich mit dem Lärm.Nicht die CDU, sondern der grüne Koalitionspartner in Wiesbaden könnte den Frust der Ausbaugegner zu spüren bekommen. Denn noch im letzten Landtagswahlkampf hatten die hessischen Grünen den Fluglärm geplagten Anrainer-Gemeinden versprochen: Mit uns wird es dieses Terminal 3 nicht geben! In der Flughafengemeinde Mörfelden-Waldorf bekamen sie dafür einen Stimmenanteil von mehr als 20 Prozent. Doch nun ist dort die Enttäuschung groß - und schon im kommenden März ist Kommunalwahl:
"Sie hatten ja – zumindest die Grünen – versprochen, dass das Terminal 3 nicht gebaut wird mit den Grünen. Jetzt schwenken sie wieder um."
"Wir hatten hier immer 20 Prozent Grüne von Anfang an. Und das, denke ich, wird vorbei sein, bei der nächsten Kommunalwahl."
Doch auch in Mörfelden-Walldorf leben viele Menschen, die am Flughafen arbeiten. Der Rhein-Main-Airport ist mit über 70.000 Arbeitsplätzen ein gigantischer Arbeitgeber.
"Heute freuen sich die Leute, zum Terminal 3 zu gehen. Ich arbeite schon 34 Jahre am Flughafen. Jetzt gehe ich gerade in Pension. Das war ein richtig toller Arbeitsplatz."
"Ich bin mit der Flughafen-Politik einverstanden. Jeder sagt: Oh, Mörfelden-Walldorf. Fluglärm! Aber die Hälfte arbeitet da. Ich finde den Fluglärm nicht schlimm. Kein Problem mit – abends ist Ruhe."
Diese Meinung teilen jedoch längst nicht alle. Umweltorganisationen haben für heute Protestaktionen während des Spatenstichs für Terminal 3 angekündigt.