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Frankfurter Flughafen
Ultrafeinstaub als Gesundheitsgefahr?

Die Partikel sind ultrawinzig und können über die Lunge bis ins Blut gelangen: Ultrafeinstaub kann für Mensch und Umwelt gefährlich werden, warnen Forschende. Und neue Messergebnisse zeigen: Vor allem der Frankfurter Flughafen ist für jede Menge Ultrafeinstaub verantwortlich.

Von Anke Petermann |
Man sieht das Flugzeug von hinten und im Hintergrund Flughafengebäude. Viele bunte Lichter leuchten in der Dunkelheit.
Startende und landende Flugzeuge sorgen rund um den Frankfurter Flughafen für Ultrafeinstaub (Frank Rumpenhorst / dpa)
Was über Ultrafeinstaub und die Wirkung auf Menschen bekannt ist
Wenn es um den menschlich erzeugten Ultrafeinstaub geht, handelt es sich um luftgetragene Kraftstoffverbrennungsprodukte. Es sind Partikel unter 100 Nanometern groß, die sich eher wie Gase verhalten. Und deshalb dringen sie auch tief in die Lunge ein beim Einatmen. Das sind vor allem die Partikel unter 20 Nanometern groß, wie sie durch Flugzeugtriebwerke emittiert werden.
Denn die werden nicht aus den oberen Atemwegen abgestoßen, sondern sie lagern sich weiter unten in den Lungenbläschen ab. Sie gelangen ins Blut und ins Gehirn und können dort Entzündungsprozesse in Gang setzen. Der Kardiologie-Chef der Uniklinik Mainz, Thomas Münzel, weist daraufhin, dass das Einatmen dieser Partikel dazu führen kann, dass Herzinfarkte, Herzschwächen, Herzrhythmusstörungen entstehen können. Das ist in Tierversuchen herausgefunden worden. Ob diese Wirkung aber vom Modellorganismus auf den Menschen zu übertragen ist, das ist noch offen, sagt jedenfalls Thomas Schmid, der Präsident des hessischen Landesamtes für Umwelt.
Wie sich Ultrafeinstaub messen lässt
Das ist kompliziert, denn Ultrafeinstaubpartikel streuen kein Licht, das heißt, mit den optischen Methoden sind sie nicht zu erfassen. Anders als beim Feinstaub wird bei Ultrafeinstaub nicht in der Massen-Anzahl, sondern in der Anzahl-Konzentration gemessen mithilfe von Buthanol und Laserlichtstreuung. Jedoch: Das ist alles kompliziert aufzubauen, auch zu betreiben und zu warten. Es gibt bundesweit nur 17 Messstationen. Und darüber hinaus gibt es in der Forschung Langzeitbeobachtungen. Fünf wurden in den vergangenen Jahren rund um den Frankfurter Flughafen aufgebaut – auch in direkter Nähe.
Flughäfen sind eine bedeutende Quelle
Das sind sie auf jeden Fall. Und das weiß man auch schon länger – seit es Untersuchungen gab rund um die Flughäfen Amsterdam Schipol, Los Angeles, Kopenhagen. Mit den Messstationen in Frankfurt hat man eine diffuse Ultrafeinstaubwolke rund um den Flughafen erfasst, bis in acht Kilometer Distanz. Das ist aber vorläufig. Ob diese Wolke bis in einen weiteren Radius reicht, das wird noch erforscht. Ganz klar ist der Zusammenhang mit dem Flughafen, weil besonders hohe Partikelkonzentrationen immer dann vorkommen, wenn er in Betrieb ist, nämlich tagsüber zwischen 5 und 23 Uhr. Und immer dort, wo der Wind, die Abluft vom Flughafen, hingelangt. Bei dominierender Süd-West-Richtung ist dies das Stadtgebiet Frankfurt und insbesondere die südlichen Stadtteile. Und bei den Landeanflügen bei einer Anflughöhe von unter 400 Metern werden besonders hohe Partikelkonzentrationen gemessen. Hinzu kommt dann noch der Bodenbetrieb des Flughafens in Frage, wenn die Flugzeuge stehen und rollen und ihre Hilfsturbinen laufen lassen, mit deren Hilfe die Flugzeuge beleuchtet und klimatisiert werden.
Welche technischen Möglichkeiten gibt es, die Belastung durch Ultrafeinstaub zu reduzieren?
Man kann Schwefelgehalt im Kerosin verringern, man kann synthetische schwefelfreie Kraftstoffe benutzen, man kann mehr Elektromobilität im Flughafenbodenbetrieb einsetzen, um dann Flieger zu bewegen, um sie mit Licht und Frischluft zu versorgen. Und politisch könnte man die Grenzwerte verschärfen, Inlandsflüge reduzieren oder verbieten.