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Frankfurter Kopftuch-Konferenz
Der Stoff, aus dem Debatten sind

Schon vor Beginn sorgte eine Tagung zum Thema Kopftuch an der Universität Frankfurt für Debatten. Die Organisatorin Susanne Schröter war bedroht worden. Wie kontrovers ging es tatsächlich zu?

Ahmad Rashid im Gespräch mit Levent Aktoprak |
ARCHIV - ILLUSTRATION - Schüler aus Syrien werden am 12.12.2016 in einer Schule in Halle/Saale (Sachsen-Anhalt) im Rahmen eines Projektes zur Gesundheitserziehung unterrichtet. Ein Mädchen mit Kopftuch sitzt dabei an einem Tisch und hält einen Bleistift. (zu dpa «Studie «Chancenspiegel»: Jeder achte Ausländer bricht die Schule ab» vom 01.03.2017) Foto: Sebastian Willnow/dpa-Zentralbild/dpa | Verwendung weltweit
Flüchtlingskinder in der Schule (dpa / dpa-Zentralbild / Sebastian Willnow)
"Das islamische Kopftuch – Symbol der Würde oder der Unterdrückung?" Diese Frage stand über der Konferenz, zu der Susanne Schröter, Direktorin des "Frankfurter Forschungszentrums Globaler Islam", eingeladen hatte.
Referentinnen und Referenten waren unter anderem Alice Schwarzer, Dina El Omari, Khola Maryam Hübsch, Necla Kelek und Abdel-Hakim Ourghi. Schon vor Beginn wurde die Kritik laut, Schröter verbreite "antimuslimischen Rassismus". Gegen die Professorin wurden in den sozialen Medien Drohungen ausgesprochen.
Abdul-Ahmad Raschid, ZDF-Redakteur und Islamexperte, war bei der Veranstaltung dabei. Die Atmosphäre im Saal sei ruhig gewesen, sagte er, draußen protestierten junge Frauen. Unter anderem forderten sie, die Kritikerinnen auf dem Podium einzubeziehen. Dies geschah nicht, allerdings sei Alice Schwarzer in der Pause auf die Demonstrantinnen zugegangen und habe in einem "erregten Gespräch" angeboten, bei anderer Gelegenheit auf Einladung der jungen Frauen zu diskutieren.
Applaus für die Islamkritiker
Die Diskussion im Saal sei vielschichtig und informativ gewesen, so Rashid, allerdings für Kenner der Debatte ohne Neuigkeitswert. Alice Schwarzer habe - wie immer - vor dem politischen Islam gewarnt, das Kopftuch sei die "Flagge des politischen Islams". Die Theologin Dina El Omari von der Universität Münster habe in ihrem Vortrag gezeigt, wie man den Koran zeitgemäß auslegen und das Kopftuch als Zeichen einer selbstbestimmten Spiritualität sehen kann.
Der Islamwissenschaftler Abdel-Hakim Ourghi aus Freiburg sieht das Kopftuch als Zwang, von dem die Frauen befreit werden müssten. Die Publizistin Khola Maryam Hübsch, Mitglied der Ahmadiyya-Gemeinde, kritisierte hingegen genau diese Auffassung. Kopftuch zu tragen sei kein Zeichen mangelnder Emanzipation, der westliche Feminismus liege da falsch. Die Publizistin Nekla Kelec bezeichnete das Kopftuch als Zeichen der "sexuellen Apartheid".
Das Publikum - größtenteils nicht-muslimisch - sei mehrheitlich islamkritisch gewesen, vor allem für die Vorträge von Ourghi und Kelek habe es starken Applaus gegeben.
Nach seiner persönlichen Haltung befragt, sagte Abdul-Ahmad Rashid: "Ich selbst, bin kein Freund des Kopftuchs. Ich sehe es als Erfindung von muslimischen Männern, die Frauen auferlegt wurde. Und wenn Frauen sagen, sie tragen es selbstbestimmt, dann deswesen, weil männliche Theologen sie dazu konditioniert haben. Aber als Demokrat setze ich mich dafür ein, dass Frauen es tragen dürfen."