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Frankfurter Musikmesse 2017
Zwischen Krisenstimmung und Entdeckerlaune

Während der Musikmesse wird Frankfurt am Main zur Musikhauptstadt. Präsentiert werden innovative Instrumente, die Besucher auch gleich testen können, es gibt Workshops, Autogrammstunden und Masterclasses. Richtig neu ist aber wohl nur die Tatsache, dass das Publikum schwindet.

Von Thomas Elbern |
    (170406) -- FRANKFURT, April 6, 2017 -- A boy plays the guitar at the Musikmesse in Frankfurt, Germany on April 5, 2017. Musikmesse is the international trade fair for musical instruments, sheet music, music production and marketing. ) (zxj) GERMANY-FRANKFURT-MUSIC-TRADE FAIR LuoxHuanhuan PUBLICATIONxNOTxINxCHN Frankfurt April 6 2017 a Boy PLAYS The Guitar AT The Music Fair in Frankfurt Germany ON April 5 2017 Music Fair IS The International Trade Fair for Musical Instruments Sheet Music Music Production and Marketing Germany Frankfurt Music Trade Fair LuoxHuanhuan PUBLICATIONxNOTxINxCHN
    Auf der Frankfurter Musikmesse 2017. (imago/Xinhua)
    Donnerstag, gegen 13.00 auf dem Außengelände der Frankfurter Musikmesse. Auf der Centerstage spielt die Yamaha Allstars Band. Viel los ist hier nicht, vielleicht liegt es an den noch etwas winterlichen Temperaturen. In Halle 11.0 gibt es das Guitar Camp, wo bekannte Gitarristen wie beispielsweise Marco Wried von der deutschen Rockband Axxis oder Nico Schliemann von der Elektro Pop Band "Glasperlenspiel" Minikonzerte geben. Die Nähe zu den Fans soll so hergestellt werden, aber die sind am Donnerstag noch nicht so zahlreich vertreten gewesen.
    Nico Schliemann sieht es gelassen: "Mal schauen, was passiert, es ist generell ein Ticken weniger los auf der Messe dieses Jahr. Es ist ein bisschen weniger geworden. Ich finde es ein wenig schade, dass die Hallen so weit auseinander sind, also dass die Pro Light and Sound in Halle 4 ist und man wirklich fünf bis zehn Minuten laufen muss, bis man wieder in der Gitarrenhalle ist, aber generell ist die Stimmung gut."
    Wie viele Gitarren braucht ein Musiker wirklich?
    Mitmachen und Ausprobieren ist nach wie vor eine der Strategien auf der Frankfurter Musikmesse, um das Interesse am Musizieren zu wecken. Das ist auch bitter nötig, denn die Branche scheint übersättigt zu sein.
    Wie viele Gitarren braucht ein Musiker wirklich, reicht nicht vielleicht doch ein Piano? Für die, die erst noch das Interesse am Musizieren entdecken wollen, gibt es die "Discover Music" Area. Dort können Kinder, aber auch Erwachsene spielend den Klang einer Trompete erfahren, an Minisynthesizern herumexperimentieren oder an Workshops teilnehmen.
    Musikproduzent Buff war für Prince tätig
    Workshops gibt es auch in Halle 9.0 für die Studioprofis in der Lounge des Fachmagazins "Sound and Recording". Als besonderer Gast ist hier der Produzent Hans Martin Buff als Dozent geladen. Buff ist einer der wenigen deutschen Musikproduzenten, der eine internationale Karriere vorweisen kann. Das Highlight seines Schaffens war sicher seine Arbeit für Prince in den berühmten amerikanischen Paisley Park Studios. Kein Wunder, das er von den interessierten Zuhörern dazu am meisten befragt wird:
    "Prince war ein Künstler, der wirklich von einer unglaublichen Willenskraft getrieben wurde und der wirklich dauernd gearbeitet hat. Deswegen war er auch so gut. Das ist immer so, das die Leute meinen, wenn da so ein Toller stirbt, da fiel Talent vom Himmel und er war an der richtigen Stelle und ist da durchgestartet. Es hat zwar nie an Talent gemangelt, aber er hat auch nie damit aufgehört, daran zu arbeiten. Und er war dann auch ein Künstler, der gemeint hat, ein Techniker muss das alles können. Das war dann nicht 'meinst du' oder so, sondern, das will ich tun, also mach. Er kam dann auch mit Situationen, die eigentlich nicht gehen. Dann bin ich in mich gegangen und hab das in diesem gut ausgestattetem Studio, dem Paisley Park, auch auf die Beine gestellt, was er auch geschätzt hat."
    Musikmachen im Cyberspace
    Ein Schlagzeuger sitzt auf einem Hocker und trommelt. Ok, aber man sieht kein Schlagzeug !
    Virtual Reality hat am Stand von Aerodrums längst Einzug gehalten. Mit der entsprechenden Brille und zwei Sensoren im Fußbereich haut der Schlagzeuger der Zukunft in die Luft und trommelt auf einem virtuellen Drumkit. Es wird eine Frage der Zeit sein, bis sich eine komplette Gruppe im Cyberspace zusammentut und so zusammen musizieren kann.
    Eine Messe, die sehr auf Technik setzt
    Doch der Trend geht auch in die andere Richtung: In Halle 9 konnte man am Stand der holländischen Firma Pepperdecks Knöpfe bestaunen, die man einfach so auf sein Smartphone oder Tablet aufsteckt, um wieder einen haptischen Zugang zu Musikapps zu bekommen. Jetzt kann man wieder an Knöpfen drehen, um den Sound zu verändern, und muss nicht an einem Display herumwischen. Oder am Stand von Arte Javane gab es ein Bambusrohr, in das man ohne jegliche Elektronik einfach sein Smartphone einsteckt, welches auf natürliche Weise wie eine Hörmuschel die Musik verstärkt. Keine wirklich neue Idee, aber auf einer Messe, die sehr auf Technik setzt, eine willkommene Abwechslung.
    Gigantische Instrumentenschau der Superlative
    Eine der Stärken der Frankfurter Musikmesse war immer, das sich hier gute Instrumentalisten beweisen können und so auch das Interesse an den vorgeführten Produkten wecken. Wer sich von allzu viel Lärm gestresst fühlte, der konnte mit den Klangmöbeln von der Firma "Allton" entspannen: Ergonomisch geformte Stühle, in denen man zu angenehmen Seitenklängen eine Art Klangmassage erlebt, oder Liegen, welche die Bassfrequenzen der angeschlossenen Musik direkt auf den Körper übertragen.
    Neue Konzepte für die Messe sind nötig
    Die Musikmesse Frankfurt ist immer noch eine gigantische Instrumentenschau der Superlative, die sich aber für die kommenden Jahre ein Konzept überlegen muss. Denn wenn nach den großen Herstellern auch noch die eigentliche Zielgruppe, die Musiker wegbleiben, dürften die glorreichen, aber längst vergangenen Tage der Superevents, die übervollen Hallen und zahlkräftigen Besucher längst vorbei sein.