
„Herzlich Willkommen. Schön, dass sie wieder da sind zur mittlerweile siebten Mahnwache. Ich kann nur sagen: Auf ein Neues!“
Alexander Losse begrüßt etwa zwanzig Demonstranten vor dem Eingang der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt am Main. „Bibliothek ohne Bücher?“ Das fragt die Gruppe auf einem Transparent. Einige Teilnehmer der Kundgebung halten demonstrativ alte Bücher hoch: „Lob der Torheit“ des Humanisten Erasmus von Rotterdam. Oder: " Zur Sozialpsychologie des Kapitalismus“ von Peter Brückner.
Alexander Losse begrüßt etwa zwanzig Demonstranten vor dem Eingang der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt am Main. „Bibliothek ohne Bücher?“ Das fragt die Gruppe auf einem Transparent. Einige Teilnehmer der Kundgebung halten demonstrativ alte Bücher hoch: „Lob der Torheit“ des Humanisten Erasmus von Rotterdam. Oder: " Zur Sozialpsychologie des Kapitalismus“ von Peter Brückner.
Die Lehrerin Petra Gienandt ist eine der Organisatorinnen der Mahnwache, die seit zwei Monaten jeden Samstag um 12.00 Uhr vor der Nationalbibliothek stattfindet. Es geht der Gruppe darum, auch in Zukunft im Lesesaal neben PDF-Dateien gedruckte Bücher in die Hand zu bekommen:
„Unser Ziel ist, die Bibliothek dazu zu bringen, dass sie zumindest gleichberechtigt einen Umgang gewährleistet mit Digitalisaten oder mit Büchern.“
„Unser Ziel ist, die Bibliothek dazu zu bringen, dass sie zumindest gleichberechtigt einen Umgang gewährleistet mit Digitalisaten oder mit Büchern.“
Bücher sollen vor Abnutzung geschützt werden
Die Deutsche Nationalbibliothek mit ihren Standorten Frankfurt am Main und Leipzig hat jedoch Ende 2016 beschlossen, Texte, von denen es bereits eine Digitalversion gibt, möglichst nicht mehr in gedruckter Form im Lesesaal bereit zu stellen. Den Grund erläuterte Michael Fernau, der Direktor der Leipziger Dependance der Bibliothek, unlängst in einem Interview mit dem Radiosender „detektor fm“. Es gehe darum, die Bücher vor Abnutzung zu schützen, was bei Altbeständen ohnehin üblich sei:
„Das andere ist, das auch bei ganz aktuellen, bei ganz neuen Publikationen es wichtig ist, dass wir ja nur das eine Exemplar, das wir gesammelt haben hier in Leipzig haben. Und wir haben ein weiteres in Frankfurt und das muss für die Ewigkeit reichen. Und jeder Benutzer, der damit arbeitet, stellt das in Frage.“
Petra Gienandt von der Protestgruppe vor den Türen der Nationalbibliothek in Frankfurt am Main äußert durchaus Verständnis dafür, dass man Altbestände aus früheren Jahrhunderten schützt:
„Ja, natürlich. Weil man weiß, dass Bücher fragil und bedroht sind. Aber es ist ja auch deshalb eine Bibliothek und eine Präsenz-Bibliothek. Da wird ja niemand mit Pommes-Frites-Fingern drauf rum tatschen.“
„Das andere ist, das auch bei ganz aktuellen, bei ganz neuen Publikationen es wichtig ist, dass wir ja nur das eine Exemplar, das wir gesammelt haben hier in Leipzig haben. Und wir haben ein weiteres in Frankfurt und das muss für die Ewigkeit reichen. Und jeder Benutzer, der damit arbeitet, stellt das in Frage.“
Petra Gienandt von der Protestgruppe vor den Türen der Nationalbibliothek in Frankfurt am Main äußert durchaus Verständnis dafür, dass man Altbestände aus früheren Jahrhunderten schützt:
„Ja, natürlich. Weil man weiß, dass Bücher fragil und bedroht sind. Aber es ist ja auch deshalb eine Bibliothek und eine Präsenz-Bibliothek. Da wird ja niemand mit Pommes-Frites-Fingern drauf rum tatschen.“
Bedrohung für das Verlagswesen?
Auch ihrem Mitstreiter Alexander Losse geht es insbesondere darum, dass neuere Literatur auch weiterhin unkompliziert aus den riesigen Archiven der Nationalbibliothek in den Lesesaal geliefert wird. Auch wenn gleichzeitig eine PDF-Datei des Textes vorliegen sollte:
„Bei Altbeständen, die digitalisiert sind, das ist überhaupt nicht unser Thema. Dass die geschützt werden sollen, ist selbstverständlich. Das kann ich nachvollziehen. Aber die Schnittmenge, wo beides vorliegt, das ist vor allem die neue deutsche Buchproduktion. Die aktuelle Buchproduktion. Und da sind keine seltenen Bücher und da ist es überhaupt nicht nachvollziehbar. Und da ist es eine Bedrohung des Verlagswesens.“
Denn ein digitales Textprodukt kann ein Autor im Prinzip ohne Verlag herstellen. Petra Gienandt befürchtet, dass das Vordringen der PDF-Dateien auch in den Bibliotheken das gedruckte Buch bedroht:
„Also ich bin jetzt Lehrerin, aber vorher war ich Antiquarin. Ich habe den großen Teil meines Lebens mit Büchern verbracht und ich weiß, dass die haptischen Qualitäten und das Design und ganz viele anderen Materialeigenschaften eines Buches auch eine Rolle spielen beim Lesen.“
„Bei Altbeständen, die digitalisiert sind, das ist überhaupt nicht unser Thema. Dass die geschützt werden sollen, ist selbstverständlich. Das kann ich nachvollziehen. Aber die Schnittmenge, wo beides vorliegt, das ist vor allem die neue deutsche Buchproduktion. Die aktuelle Buchproduktion. Und da sind keine seltenen Bücher und da ist es überhaupt nicht nachvollziehbar. Und da ist es eine Bedrohung des Verlagswesens.“
Denn ein digitales Textprodukt kann ein Autor im Prinzip ohne Verlag herstellen. Petra Gienandt befürchtet, dass das Vordringen der PDF-Dateien auch in den Bibliotheken das gedruckte Buch bedroht:
„Also ich bin jetzt Lehrerin, aber vorher war ich Antiquarin. Ich habe den großen Teil meines Lebens mit Büchern verbracht und ich weiß, dass die haptischen Qualitäten und das Design und ganz viele anderen Materialeigenschaften eines Buches auch eine Rolle spielen beim Lesen.“
Eingescannte Texte wichtig für wissenschaftliche Recherchen
Die Nationalbibliothek wirbt grundsätzlich für die Digitalisierung, weil gerade für wissenschaftliche Recherchen die eingescannten Texte eine große Hilfe sein können. Michael Fernau, der Leipziger Bibliotheksleiter:
„Die Nationalbibliothek sammelt fast alles, auch Telefonbücher beispielsweise. Wenn sie da jetzt was systematisch suchen wollten, würden sie im Normalfall, wenn sie nicht einen Spezialauftrag haben, die elektronische Ausgabe mit einer Volltextrecherche sicherlich angenehmer finden.“
„Die Nationalbibliothek sammelt fast alles, auch Telefonbücher beispielsweise. Wenn sie da jetzt was systematisch suchen wollten, würden sie im Normalfall, wenn sie nicht einen Spezialauftrag haben, die elektronische Ausgabe mit einer Volltextrecherche sicherlich angenehmer finden.“
Protest zeigt Wirkung
Das bezweifeln die Protestler bei der Frankfurter Mahnwache vor der Nationalbibliothek nicht. Alexander Losse ist von Beruf Lektor:
„Ich finde schon, man soll die Vorteile der Digitalisierung nutzen. Und man soll auch sehen, dass die Digitalisierung ermöglicht, eine bedrohte Handschrift sehr gut abzufotografieren, abzuscannen, so dass das Original nicht immer herausgegeben wird. Man soll alle Vorteile der Digitalisierung nutzen. Aber eine Bibliothek soll nicht das Leseverhalten auf eine bestimmte weise gängeln und lenken.“
Aufgrund der öffentlichen Empörung bekommt man unterdessen wieder gedruckte Texte in den Lesesaal – allerdings nur nach vorheriger E-Mail-Bestellung. Das ist den Bücherfreunden vor der Bibliothek noch zu kompliziert. Deswegen werden sie wieder demonstrieren – nächsten Samstag um 12.00 Uhr vor dem Gebäude der Nationalbibliothek in Frankfurt am Main. Mit Megafon und Transparent, aber vor allem mit gedruckten Büchern von Erasmus von Rotterdam und Peter Brückner.
„Ich finde schon, man soll die Vorteile der Digitalisierung nutzen. Und man soll auch sehen, dass die Digitalisierung ermöglicht, eine bedrohte Handschrift sehr gut abzufotografieren, abzuscannen, so dass das Original nicht immer herausgegeben wird. Man soll alle Vorteile der Digitalisierung nutzen. Aber eine Bibliothek soll nicht das Leseverhalten auf eine bestimmte weise gängeln und lenken.“
Aufgrund der öffentlichen Empörung bekommt man unterdessen wieder gedruckte Texte in den Lesesaal – allerdings nur nach vorheriger E-Mail-Bestellung. Das ist den Bücherfreunden vor der Bibliothek noch zu kompliziert. Deswegen werden sie wieder demonstrieren – nächsten Samstag um 12.00 Uhr vor dem Gebäude der Nationalbibliothek in Frankfurt am Main. Mit Megafon und Transparent, aber vor allem mit gedruckten Büchern von Erasmus von Rotterdam und Peter Brückner.