"Hollande, lass uns in Ruhe, hau ab" - rief dieser Teilnehmer der sogenannten "Wutdemo" in die Mikrofone des französischen Rundfunks.
"Hier sind ganz unterschiedliche Leute, aus unterschiedlichen Gründen, sie alle haben die Nase voll von der aktuellen Regierung und vor allem von François Hollande", sagte eine der Organisatorinnen.
Rücktrittsforderungen an Hollande
Rücktrittsforderungen - so eindeutig die Formel, die alle einte, so unterschiedlich die Motive. Da schimpften die einen auf die privaten Affären des Staatspräsidenten, an anderer Stelle hielten Royalisten Transparente hoch.
Auch rote Mützen zogen durch die Straßen, die bretonischen Bonnets Rouges hatten Ende letzten Jahres mit Großdemonstrationen gegen die LKW-Steuer für Aufsehen gesorgt, einige Wenige zog es jetzt wieder nach Paris.
Gegen Ehe- und Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare
Wieder andere riefen nach Arbeitsplätzen und Chancen für die Jugend, und viele protestierten erneut gegen das Ehe- und Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare, das seit dem vergangenen Jahr in Frankreich Gesetz ist. Transparente mit der Aufschrift "Katholiken in Wut" wurden hochgehalten - die rechte Bewegung Französischer Frühling und die fundamentalistische Organisation Civitas speisten diesen Teil der Demonstration.
Die ursprüngliche Protestbewegung gegen die sogenannte Homo-Ehe, die im vergangenen Jahr Hunderttausende auf die Straßen Frankreichs gebracht hatte, hatte sich im Vorfeld von der Demonstration distanziert und gewarnt, der sozialistische Innenminister könne denkbare Ausschreitungen einzelner rechter Gruppen gegen die ganze Bewegung nutzen.
Dass der Protest sich weitgehend aus extremen rechten Kräften speiste, zeigte sich auch an der Wortwahl. Es wurde an vielen Stellen auf "das System" geschimpft, eine Schlüssel-Vokabel des "Front National":
"Immer, wenn ich unter eine Mautstation herfahre denke ich mir, das ist das System – von Sarkozy ausgedacht, von Hollande umgesetzt, voilà, es reicht!"
Demonstranten riefen den Namen des umstrittenen Kabarettisten Dieudonné
Neben denen, die auf Steuerlast und die etablierten Parteien wetterten, verlangten andere "Meinungsfreiheit und riefen den Namen des Kabarettisten Dieudonné, dessen Aufführungen unlängst wegen rassistischer und antisemitischer Anspielungen verboten worden waren. Anhänger des Künstlers hielten den umstrittenen Gruß Quenelle in die Kameras, den von Dieudonné erfundenen verkappten Hitlergruß.
Die Polizei will 17.000 Demonstranten gezählt haben, die Organisatoren sprachen von 160.000 Teilnehmern, wie stets bei diesen Gelegenheiten gehen die Ziffern weit auseinander.
250 Personen, so viel ist sicher, verbrachten die Nacht in Polizeigewahrsam, die Sicherheitskräfte hatten Tränengas einsetzen müssen, nachdem es zu Ausschreitungen gekommen war.
Verurteilung der Parolen
Die Vereinigung der jüdischen Institutionen Frankreichs verurteilte noch in der Nacht die Parolen, die bei der Demonstration gerufen und gezeigt worden waren und erinnerten daran, dass auch die Französische Republik heute der Befreiung von Auschwitz gedenke.