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Frankreich
Entsetzen über geschändete Gräber

Insgesamt 250 jüdische Gräber im ostfranzösischen Sarre-Union wurden geschändet, Grabsteine umgeworfen oder beschädigt – und verantwortlich sind offenbar Jugendliche. Einer hat sich gestellt, vier weitere wurden verhaftet. Die Tat trifft Frankreich schwer.

Von Anne Raith |
    Polizisten stehen vor umgeworfenen Gräbern.
    250 jüdische Gräber im ostfranzösischen Sarre-Union wurden geschändet (picture alliance/dpa/Dominique Gutekunst)
    Die Schändung hunderter jüdischer Gräber im Osten des Landes ist offenbar die Tat einer Gruppe Jugendlicher, einer von ihnen hatte sich am Vormittag bei der Gendarmerie gemeldet und gestellt. Es war eine der Nachrichten des Tages, die in die aufgewühlte Stimmung nach den Attentaten in Kopenhagen platzte.
    In Sarre-Union wurde ein jüdischer Friedhof geschändet. Hunderte Grabsteine umgeschmissen, Stelen herausgerissen. Eine Nachricht, die sich rasend schnell verbreitete, in ganz Frankreich und über die Landesgrenzen hinaus. Schnell kündigte Präsident Francois Hollande an, morgen in die Region reisen zu wollen und sagte: "Wir können in unserem Land keinen Antisemitismus dulden. Nichts dergleichen wird toleriert, nichts dergleichen wird folgenlos bleiben."
    Durch wachsenden Antisemitismus bedroht
    Seit Monaten sieht sich die jüdische Gemeinde in Frankreich – mit 500 bis 600.000 Tausend Mitgliedern die größte in Europa – durch einen wachsenden Antisemitismus bedroht. Die Zahl antisemitischer Zwischenfälle hat sich im vergangenen Jahr verdoppelt.
    Durch die Schändung des Friedhofes sieht sich Sasha Reingewirtz, Präsident der jüdischen Studentenvereinigung, in seinem Gefühl bestätigt: "Das ist, als wolle man uns Juden signalisieren, dass wir hier weder Geschichte noch Zukunft haben. Wir Juden in Frankreich haben häufig das Gefühl, wenn sich ein antisemitischer Akt ereignet, dass wir alleine sind."
    Regierung appelliert an Juden
    Diesen Eindruck wollte die französische Regierung vermeiden, auch nach dem Aufruf des israelischen Regierungschefs Benjamin Netanjahu, die europäischen Juden sollten nach Israel auswandern. 7.000 Juden haben Frankreich im vergangenen Jahr bereits verlassen. Und so appellierte Regierungschef Manuel Valls seinerseits: "Unsere Botschaft an die französischen Juden lautet: Frankreich ist ebenso verletzt wie Sie, und Frankreich möchte nicht, dass Sie gehen."
    Am Nachmittag wird dann eine Pressekonferenz einberufen, um die ersten Ermittlungsergebnisse zu verkünden. Die mutmaßlichen Täter seien in Gewahrsam genommen worden, verkündet der zuständige Staatsanwalt Philippe Vannier: "Ein junger Mann hat sich heute Vormittag gestellt. Insgesamt handelt es sich um fünf Jungen zwischen 15 und 17, sie alle kommen hier aus der Region."
    Sie seien nicht vorbestraft und bislang nicht wegen einer ideologischen Einstellung bekannt, so Vannier. Weitere Hintergründe sind noch nicht bekannt. Die Tat macht deutlich, wie angespannt die Lage derzeit in Frankreich ist.