7. Januar 2015
Frankreich erinnert an die Opfer des Anschlags auf "Charlie Hebdo" vor zehn Jahren

In Frankreich hat Präsident Macron der Opfer des islamistischen Anschlags auf die Satirezeitung "Charlie Hebdo" vor zehn Jahren gedacht. Er legte gemeinsam mit der Pariser Bürgermeisterin Hidalgo vor dem ehemaligen Redaktionssitz von "Charlie Hebdo" in Paris Blumen nieder.

    Paris: Der französische Staatspräsident Emmanuel Macron und die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo, Mitte links, nehmen an einer Gedenkfeier anlässlich des zehnjährigen Jubiläums des islamistischen Anschlags auf die Satirezeitung Charlie Hebdo und den jüdischen Supermarkt Hypercacher vor dem ehemaligen Sitz der Wochenzeitung teil.
    Zehn Jahre nach dem Anschlag "Charlie Hebdo" findet heute ein Gedenken in Paris statt. (Ludovic Marin / POOL AFP / AP / dpa / Ludovic Marin)
    Die Angehörigen der Opfer hatten sich dagegen ausgesprochen, dass Macron auf der Gedenkfeier auch eine Rede hält. Dessen Vorgänger im Präsidentenamt, der Sozialist Hollande, hatte sich heute früh im französischen Hörfunk geäußert und gesagt, man müsse stolz darauf sein, dass die Bevölkerung sich nach den Gewalttaten weder der Rache noch der Gleichgültigkeit noch dem Schweigen hingegeben habe. Er erinnerte daran, dass es Großkundgebungen in Frankreich mit Staatschefs aus aller Welt gegeben habe. Auch heute müsse die Gesellschaft wachsam bleiben.

    "Charlie Hebdo" hatte Mohammed-Karikaturen abgedruckt

    Zwei islamistische Attentäter waren am 7. Januar 2015 in das Redaktionsgebäude eingedrungen und hatten dort und auf der Flucht zwölf Menschen getötet. Unter den Toten waren bekannte Karikaturisten. In den folgenden Tagen griff ein Komplize eine Polizistin und einen koscheren Supermarkt an, es gab fünf weitere Tote. Alle drei Täter wurden damals von Sicherheitskräften erschossen. "Charlie Hebdo" hatte Mohammed-Karikaturen veröffentlicht.
    Bundeskanzler Scholz sprach den Angehörigen der Opfer sein Mitgefühl aus. Er schrieb auf X, der Angriff habe den gemeinsamen Werten von Freiheit und Demokratie gegolten – das sei niemals zu akzeptieren. Die Präsidentin der EU-Kommission, von der Leyen, schrieb, die Mitarbeiter von Charlie Hebdo seien für das ermordet worden, wofür sie standen, nämlich für freie Meinungsäußerung und Demokratie.
    Die Anschläge vom Januar 2015 lösten weltweit Entsetzen aus. Zu einem Gedenkmarsch reisten wenige Tage später zahlreiche Staats- und Regierungschefs nach Paris. Rund 1,5 Millionen Menschen gingen in der französischen Hauptstadt auf die Straße, landesweit fast vier Millionen.

    Zum Jahrestag: Sonderausgabe mit Schlagzeile "Nicht tot zu kriegen"

    "Charlie Hebdo" hatte den Hass der Attentäter durch den Nachdruck von Mohammed-Karikaturen auf sich gezogen, die zuerst 2005 in der dänischen Zeitung "Jyllands-Posten" erschienen waren. Nach dem Attentat veröffentlichte "Charlie Hebdo" eine "Ausgabe der Überlebenden", die sich in Frankreich und im Ausland rund acht Millionen Mal verkaufte - ein Rekord in der französischen Pressegeschichte. Zum zehnjährigen Jahrestag des Anschlags erschien eine Sonderausgabe mit der Schlagzeile "Nicht tot zu kriegen".
    Der Angriff auf die Redaktion des Satireblatts war der Auftakt einer Reihe von islamistischen Terroranschlägen in Frankreich, bei denen mehr als 230 Menschen getötet wurden.

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    Diese Nachricht wurde am 07.01.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.