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Frankreich in Coronazeiten
Ein gespaltenes Land auch in der Krise

Er bezweifle, dass die Coronakrise die gespaltene französische Gesellschaft wieder zusammenschweißen werde, sagte der in Paris lebende Literaturwissenschaftler Jürgen Ritte im Dlf. Dafür seien die strukturellen Unterschiede angesichts der Krise einfach zu groß.

Jürgen Ritte im Gespräch mit Manfred Götzke | 13.04.2020
Die Polizei kontrolliert, dass sich die Menschen am Eingang zum Markt von Saint-Mande die Hände desinfizieren. via ZUMA Wire |
Polizeikontrolle: Die Menschen müssen sich am Eingang zum Markt von Saint-Mande die Hände desinfizieren (dpa / TheNEWS2 / Eric Bromme)
Der Hausarrest werde in Frankreich allgemein ganz gut akzeptiert, die Frage sei nur, wie lange noch, sagte der Literaturwissenschaftler Jürgen Ritte im Dlf. Es gebe Gegenden, etwa in den Banlieues, in denen das Leben durch die verhängte Ausgangssperre sehr viel schwieriger geworden sei.
Eine Stunde Ausgang am Tag
Es gebe eine Stunde Ausgang am Tag, in einem Radius von einem Kilometer rund um die Wohnung. Das könne man in Paris auch auf sein Handy runterladen. "Da weiß man ganz genau, bis wohin man gehen kann und nicht weiter. Das weiß auch die Polizei, wenn sie einen kontrolliert." Er sei aber in den vier Wochen des Hausarrests noch nicht kontrolliert worden.
Eine Hand in einem Gummihandschuh hält einen Mundschutz
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Spaltung macht sich im Zugang zum Internet bemerkbar
Die Spaltung des Landes mache sich im Zugang zum Internet bemerkbar. Viele arbeiteten im Homeoffice, auch die Schulen und die Universitäten funktionierten so. Aber daran könnten nicht alle Menschen teilhaben, sagte Ritte. Da komme ein Riss in der Gesellschaft wieder zum Tragen, der wohl erst nach der Krise untersucht werden könne. Es gebe Menschen, die die Krise gut überstehen können, weil sie komfortabel leben, sagte Ritte. "Es gibt andere, denen das sehr, sehr schwerfällt."
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