Für den französischen Ex-Präsidenten Nicolas Sarkozy, der es unbedingt noch einmal wissen und der ein zweites Mal Präsident werden will, ist nationale Identität immens wichtig. Er betont das in jeder seiner Reden, gerne ruft er dann in den Saal:
"In dem Moment, in dem Sie Franzose werden, sind die Gallier Ihre Vorfahren, also Vercingetorix."
Vercingetorix, das war jener Gallier-Fürst, der im Jahr 52 vor Christus in der legendären Schlacht von Alesia gegen Julius Cäsar verloren hat – was alle Franzosen wissen und viele ignorieren. Dennoch: für Sarkozy, dessen Vater aus Ungarn stammt, gehen die gallischen Wurzeln über alles.
"Für die Franzosen ist das ein sehr bedeutender Mythos, erklärt Maud Goldscheider, sie ist Historikerin im Alesia-Museums-Park, in dem man alles zu den Galliern und dieser Schlacht findet; das ist Teil unserer Geschichte wir haben lange Zeit geglaubt, dass wir direkt von den Galliern abstammen, wir haben uns sehr stark mit ihnen identifiziert, dabei hatten wir ein völlig falsches Bild von ihnen"
Rau, barbarisch, ungebildet – so dachte man lange über die Gallier, mittlerweile weiß man etwas mehr:
"Sie waren genauso zivilisiert wie die Römer, sie hatten eine hierarchische Gesellschaft, große Wirtschafts- und Geistes-Zentren, die Oppidum genannt wurden, so wie das Oppidum von Alesia."
Gallisch oder glücklich?
Der Wind pfeift über die Felder im nördlichen Burgund, hier gibt es nicht viel zu besichtigen, außer eben diesen Museums-Park von Alesia – ein zylinderförmiges Gebäude, dem Belagerungs-Ring der Römer um die Gallier nachempfunden. Sieger-Architektur, lacht Maud Goldscheider:
"Man hat das Museum tatsächlich eher an den Römern orientiert, ihren Belagerungsring um die Gallier baulich nachempfunden, sagt Maude Goldscheider, aber man kann auch nicht leugnen, dass die Römer die Schlacht gewonnen haben."
Sarkozy ignoriert das natürlich – Niederlagen sind nichts für den Ex-Präsidenten. Sein direkter Konkurrent Alain Juppé, der auch Präsident werden will, setzt im Vorwahlkampf nicht auf die gallische Karte – Alain Juppé spricht lieber von einer glücklichen Identität
"Ich möchte Frankreich wieder auf den Weg der Hoffnung zurückführen, der Hoffnung auf ein starkes, freies, ein optimistisches Frankreich"
Bislang scheint Juppé mit seiner glücklichen Identität den Nerv der Franzosen besser zu treffen als Sarkozy mit seiner gallischen. Juppés Vorsprung auf den Konkurrenten beträgt knapp zehn Prozentpunkte. Bitter für Sarkozy, wo der doch Niederlagen gar nicht gut verträgt. Vielleicht hätte er das mit der gallischen Identität besser gelassen. Beim Teutates!