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Frankreich
Journalistinnen fordern anderes Frauenbild

Gleichbehandlung der Geschlechter in den Redaktionen, für eine 50-Prozent-Quote für weibliche Experten in den Medien - Frankreichs Journalistinnen fordern in einem gerade veröffentlichten Manifest mit dem Titel "Stürmen wir die Titelseite" ein anderes Frauenbild in den Medien.

Von Suzanne Krause |
    "Wir, allesamt Journalistinnen, beklagen, dass Frauen in den Medien zu wenig sichtbar sind."
    So beginnt das Manifest, das Anfang der Woche in der linken Tageszeitung Libération veröffentlicht wurde. Claire Alet, Journalistin bei einem renommierten Wirtschaftsmagazin, ist Sprecherin des Kollektivs 'Prenons la Une':
    "Sexistische Stereotype und Aussagen haben auch in den Medien ein langes Leben, ebenso hält die ungleiche Behandlung von Frauen und Männern in den Redaktionen an."
    Zwar sind in Frankreich heute 46 Prozent der Journalisten weiblichen Geschlechts. Aber eine Medienmacherin verdient deutlich weniger, ist häufiger freiberuflich oder mit befristetem Arbeitsvertrag tätig als ein männlicher Kollege. Fakten, die das Kollektiv nicht länger hinnehmen will.
    Sexistische Stereotype und Aussagen in den Medien
    "In den ersten 48 Stunden nach Veröffentlichung unseres Manifests haben über 500 Journalisten den Text unterschrieben, Frauen und Männer."
    Im Mittelpunkt des Manifests: eine 50-Prozent-Quote von Expertinnen bei den Fachleuten, die in den Medien zu Wort kommen. Derzeit liegt der Frauenanteil bei mageren 18 Prozent. Das wurde erstmals 2008 moniert, in einer von der Regierung beauftragten Studie zum Bild der Frauen in den Medien. Brigitte Grésy, hohe Beamtin und Spezialistin für Gleichstellungsfragen, leitete die Erhebung.
    "Beim Fernsehbereich deckte die Studie auf: Nur jede dritte Person, die auf dem Bildschirm erschien, war eine Frau. Das betrifft alle gefilmten Personen, nicht nur Journalisten oder Experten. Frauen kommen viel weniger zu Wort als Männer. Und sehr häufig in der Rolle eines Opfers. Zudem wird nur ihr Vorname genannt. Während Männer mit ihrem sozialen Status vorgestellt werden."
    Kommission soll das Frauenbild in französischen Medien überwachen
    Die Erhebung führte zum Aufbau einer Kommission, die nun das Bild der Frauen in den französischen Medien überwacht. Daraufhin erklärten sich die Medien im Land bereit, verstärkt auf weibliche Experten zurückzugreifen. So hat die öffentliche Fernsehgruppe France Télévision angekündigt, eine Quote von 30 Prozent Expertinnen auf dem Bildschirm einzuführen.
    Als konkrete Hilfestellung für Medienredaktionen hat das Frauenrechts-Ministerium Ende 2012 ein Handbuch initiiert, süffisant beworben mit dem Slogan: 'Expertinnen gibt es überall – vor allem dort, wo keiner sie sieht'. Die kürzlich aktualisierte Auflage listet über 400 ausgewiesene Fachfrauen quer durch alle Bereiche auf.
    Das Manifest 'Prenons la Une' mit seiner Forderung nach einer 50-Prozent-Quote für weibliche Experten dürfte dem Thema verschärft Auftrieb geben. Der sogenannte Hohe Audiovisuelle Rat CSA, die staatliche Überwachungsstelle für Rundfunk und Fernsehen, solle, so das Journalistinnen-Kollektiv, für mehr Parität in den Studios und den Redaktionen sorgen. Ganz im Geist der von der Regierung allgemein propagierten Gleichstellungspolitik. Ganz im Sinne der Lobbygruppe, die Journalistinnen von France Télévision kommende Woche aus der Taufe heben werden. Claire Alet, Sprecherin des Kollektivs 'Prenons la Une':
    "Ich erhoffe mir von unserem Manifest, dass in fünf Jahren, wenn meine Tochter eine politische Talkshow im Fernsehen anschaut, dort dann eben so viele Frauen wie Männer in der Runde sitzen. Dass sie damit den Eindruck erhält: Auch ich kann in meinem Wunschberuf Karriere machen – ohne mir an der gläsernen Decke den Kopf anzustoßen."