"Ich nehme zur Kenntnis, dass es Missverständnisse gibt. Ich bin bereit, mich mit Hochschulen und Arbeitgebern abzustimmen und werde eine spezielle Verordnung zur Arbeit der ausländischen Studenten formulieren, damit alle möglichen Fälle untersucht werden."
Mit diesen Worten hat der französische Innenminister Claude Gueant jetzt einen Rückzieher eingeleitet. Sein Kollege, Hochschulminister Laurent Wauquiez, drückt sich deutlicher aus:
"Ich will nicht, dass unsere Universitäten ausländischen Studenten die Türen verschließen. Das ist absurd. Wir haben einen Fehler gemacht."
Der Fehler – das ist eine Verordnung vom 31. Mai: An diesem Tag hat Innenminister Gueant allen Präfekturen vorgeschrieben, die Vergabe von Arbeitsvisa an junge Akademiker scharf zu kontrollieren. Seither werden Ausländer, die in Frankreich erfolgreich studiert haben, vielfach daran gehindert, eine erste Stelle anzunehmen. Einige mussten das Land bereits verlassen, weil ihr Studentenvisum nicht in ein Arbeitsvisum umgewandelt wurde. Betroffen sind sogar Absolventen der besten französischen Hochschulen. Wie Lili, eine junge Kanadierin, die gegen die Verordnung demonstriert hat.
Lili hat einen Master der europäischen Wirtschaftshochschule ESCP, die in Paris angesiedelt ist. Eine große französische Firma hat ihr einen unbefristeten Anstellungsvertrag angeboten, aber Lili kann bislang nicht unterschreiben, weil sie keine Arbeitserlaubnis bekommt.
"Ich warte schon so lange darauf, dass ich diese Stelle antreten kann. Mein Vertrag sollte im August beginnen. Frankreich hat überhaupt keinen Grund, mich abzulehnen. Die Firma hat speziell mein Profil gesucht: eine Person aus dem angelsächsischen Raum mit meinen Berufserfahrungen. Falls ich den Posten nicht antreten kann, wird ihn dennoch kein Europäer bekommen."
Auch Hajer Gorgi hat Probleme mit dem Arbeitsvisum. Die 24-Jährige kommt aus Tunesien. Dort hatte sie die französische Schule besucht. Nach dem Abitur ging sie mit einem Begabtenstipendium an die Pariser Hochschule für Wirtschaftsstatistik, wo sie jetzt ihren Master erworben hat.
"Schon bevor ich mein Diplom in der Tasche hatte, bekam ich ein Einstellungsversprechen von einer großen US-amerikanischen Treuhandgesellschaft mit Filiale in Paris. Ich sollte im September anfangen, bekam aber kein Arbeitsvisum. Die Firma hat drei Monate lang auf mich gewartet. Jetzt konnte meine Hochschule für mich eine Arbeitserlaubnis erreichen, aber sie ist nur drei Monate gültig. Ich weiß nicht, was danach passieren wird."
Hajer Gorgi ist Sprecherin eines Kollektivs, das die Verordnung des Innenministers bekämpft. Etwa 6000 frisch diplomierte Akademiker aus dem nichteuropäischen Ausland, sagt sie, wollen jedes Jahr eine Stelle in Frankreich antreten, um erste Berufserfahrungen zu sammeln. Das Kollektiv verlangt jetzt, dass es an den Beratungen zur Ausarbeitung neuer Bestimmungen beteiligt wird.
Kürzlich hat die Regierung ein weiteres Dekret erlassen, das die Hürde für ausländische Studenten erhöht: Von nun an müssen sie Einkünfte von 620 Euro im Monat vorweisen, wenn sie ein Studentenvisum beantragen. Zuvor lag die Einkommensgrenze immerhin um 160 Euro niedriger, sagt die Wirtschaftsingenieurin Hajer Gorgi.
"Das ist ein und dieselbe Botschaft an die ausländischen Studenten: Wenn ihr in Frankreich studiert, kommt euch das sehr teuer. Ihr müsst dafür vielleicht einen Kredit aufnehmen. Aber nach dem Diplom dürft ihr keinen Job annehmen, der es euch auch erlauben würde, die Schulden zu tilgen. Wir verstehen diese Logik nicht: Wie kann der französische Staat in unsere Ausbildung investieren und dann ablehnen, dass wir unser Können einbringen. Das ist doch ein Eigentor!"
Hochschuldirektoren, Professoren und Arbeitgeber befürchten, dass Frankreichs Ruf im Ausland Schaden nimmt. Deshalb haben sie eine Petition mit dem Titel "Graue Zellen haben viele Farben" in Umlauf gebracht.
Derzeit gewährt Frankreich 200.000 Arbeitsvisa im Jahr. Im Konkurrenzkampf mit dem Front National hatte Gueant angekündigt, dass er diese Zahl auf 180.000 senken will. Möglicherweise hat der Innenminister jetzt auch deshalb eingelenkt, weil er sein Ziel bereits erreicht hat. Die neuen Statistiken werden im ersten Quartal veröffentlicht, also wenige Wochen vor der Präsidentschaftswahl.
Mit diesen Worten hat der französische Innenminister Claude Gueant jetzt einen Rückzieher eingeleitet. Sein Kollege, Hochschulminister Laurent Wauquiez, drückt sich deutlicher aus:
"Ich will nicht, dass unsere Universitäten ausländischen Studenten die Türen verschließen. Das ist absurd. Wir haben einen Fehler gemacht."
Der Fehler – das ist eine Verordnung vom 31. Mai: An diesem Tag hat Innenminister Gueant allen Präfekturen vorgeschrieben, die Vergabe von Arbeitsvisa an junge Akademiker scharf zu kontrollieren. Seither werden Ausländer, die in Frankreich erfolgreich studiert haben, vielfach daran gehindert, eine erste Stelle anzunehmen. Einige mussten das Land bereits verlassen, weil ihr Studentenvisum nicht in ein Arbeitsvisum umgewandelt wurde. Betroffen sind sogar Absolventen der besten französischen Hochschulen. Wie Lili, eine junge Kanadierin, die gegen die Verordnung demonstriert hat.
Lili hat einen Master der europäischen Wirtschaftshochschule ESCP, die in Paris angesiedelt ist. Eine große französische Firma hat ihr einen unbefristeten Anstellungsvertrag angeboten, aber Lili kann bislang nicht unterschreiben, weil sie keine Arbeitserlaubnis bekommt.
"Ich warte schon so lange darauf, dass ich diese Stelle antreten kann. Mein Vertrag sollte im August beginnen. Frankreich hat überhaupt keinen Grund, mich abzulehnen. Die Firma hat speziell mein Profil gesucht: eine Person aus dem angelsächsischen Raum mit meinen Berufserfahrungen. Falls ich den Posten nicht antreten kann, wird ihn dennoch kein Europäer bekommen."
Auch Hajer Gorgi hat Probleme mit dem Arbeitsvisum. Die 24-Jährige kommt aus Tunesien. Dort hatte sie die französische Schule besucht. Nach dem Abitur ging sie mit einem Begabtenstipendium an die Pariser Hochschule für Wirtschaftsstatistik, wo sie jetzt ihren Master erworben hat.
"Schon bevor ich mein Diplom in der Tasche hatte, bekam ich ein Einstellungsversprechen von einer großen US-amerikanischen Treuhandgesellschaft mit Filiale in Paris. Ich sollte im September anfangen, bekam aber kein Arbeitsvisum. Die Firma hat drei Monate lang auf mich gewartet. Jetzt konnte meine Hochschule für mich eine Arbeitserlaubnis erreichen, aber sie ist nur drei Monate gültig. Ich weiß nicht, was danach passieren wird."
Hajer Gorgi ist Sprecherin eines Kollektivs, das die Verordnung des Innenministers bekämpft. Etwa 6000 frisch diplomierte Akademiker aus dem nichteuropäischen Ausland, sagt sie, wollen jedes Jahr eine Stelle in Frankreich antreten, um erste Berufserfahrungen zu sammeln. Das Kollektiv verlangt jetzt, dass es an den Beratungen zur Ausarbeitung neuer Bestimmungen beteiligt wird.
Kürzlich hat die Regierung ein weiteres Dekret erlassen, das die Hürde für ausländische Studenten erhöht: Von nun an müssen sie Einkünfte von 620 Euro im Monat vorweisen, wenn sie ein Studentenvisum beantragen. Zuvor lag die Einkommensgrenze immerhin um 160 Euro niedriger, sagt die Wirtschaftsingenieurin Hajer Gorgi.
"Das ist ein und dieselbe Botschaft an die ausländischen Studenten: Wenn ihr in Frankreich studiert, kommt euch das sehr teuer. Ihr müsst dafür vielleicht einen Kredit aufnehmen. Aber nach dem Diplom dürft ihr keinen Job annehmen, der es euch auch erlauben würde, die Schulden zu tilgen. Wir verstehen diese Logik nicht: Wie kann der französische Staat in unsere Ausbildung investieren und dann ablehnen, dass wir unser Können einbringen. Das ist doch ein Eigentor!"
Hochschuldirektoren, Professoren und Arbeitgeber befürchten, dass Frankreichs Ruf im Ausland Schaden nimmt. Deshalb haben sie eine Petition mit dem Titel "Graue Zellen haben viele Farben" in Umlauf gebracht.
Derzeit gewährt Frankreich 200.000 Arbeitsvisa im Jahr. Im Konkurrenzkampf mit dem Front National hatte Gueant angekündigt, dass er diese Zahl auf 180.000 senken will. Möglicherweise hat der Innenminister jetzt auch deshalb eingelenkt, weil er sein Ziel bereits erreicht hat. Die neuen Statistiken werden im ersten Quartal veröffentlicht, also wenige Wochen vor der Präsidentschaftswahl.