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Frankreich nach der Regionalwahl
Front National übertrifft alle Prognosen

Frankreichs Medien sprechen von einem historischen Wahlabend: Mit einem Drittel aller Stimmen wurde der rechtsextreme Front National bei den Regionalwahlen am Sonntag stärkste Kraft. Die übrigen Parteien rätseln nun, wie sie sich am besten für den zweiten Wahlgang in einer Woche positionieren.

Von Ursula Welter |
    Marine Le Pen zeigt sich nach Bekanntwerden der ersten Prognosen der Regionalwahlen erfreut über das Ergebnis für ihren Front National.
    Freude bei Marine Le Pen über das Ergebnis für ihren Front National bei den französischen Regionalwahlen. (AFP / Denis Charlet)
    "Ein Front National, der alle Vorhersagen übertroffen hat."
    Frankreichs Medien sprachen sehr schnell von einem historischen Wahlabend. Marine le Pen ließ die politischen Gegner in der Region "Nord-Pas-de-Calais" in Nordfrankreich weit hinter sich , das Gleiche gelang ihrer Nichte im Süden, Marion Maréchal le Pen verwies in der Region "Provence-Alpes-Côte-d'Azur" Konservative und Sozialisten deutlich auf die Plätze zwei und drei.
    Auf nationalem Niveau wurde der Front National mit einem Drittel aller Stimmen stärkste Kraft, knapp dahinter das konservativ-bürgerliche Lager, gefolgt von den regierenden Sozialisten.
    "Das Volk hat gesprochen", sagte Marine le Pen. Dieses Votum bestätige, was vorangegangene Wahlen angekündigt hätten, was die offiziellen Beobachter aber noch nicht hätten wahrhaben wollen.
    Im Norden erklärte sich, wenige Minuten nach den ersten Resultaten, der eindeutige Wahlverlierer, der Kandidat der Sozialisten, Pierre de Saintignon, der mehr als 20 Prozentpunkt hinter Marine le Pen landete:
    "Wir müssen alles tun, damit die Verteidiger der Republik und unserer Werte gewinnen. Niemand darf riskieren, dass Spaltung, Hass, die Ablehnung des Anderen unsere Region regiert."
    Eine Region, in der Marine Le Pen ein historisch starkes Ergebnis erzielte; nach einem Wahlkampf, der zunächst noch unter den Vorzeichen hoher Arbeitslosigkeit geführt worden war, der sich nach den Anschlägen des 13. November aber nur noch im Sinne des Front National um die Themen Innere Sicherheit, Anti-Terrorkampf und Einwanderung gedreht hatte.
    Sarkozy will nicht mit Sozialisten zusammengehen
    Für die Partei "Die Republikaner" streckte im Norden Xavier Bertrand, der weit abgeschlagen auf Platz zwei hinter Marine Le Pen gelandet war, die Hand noch in Richtung Sozialisten aus und warb dafür, zusammen zu stehen angesichts des FN-Erfolgs.
    Aber schon kurz danach stellte Nicolas Sarkozy als Vorsitzender klar, in keiner Region würden die Republikaner zurückziehen oder mit Listen der weit unterlegenen Sozialisten fusionieren, das werde er dem Politbüro so vorschlagen.
    Regionen spielen wichtige Rolle für Alltag der Franzosen
    Zwar verfügen die Regionen über weniger Finanzmittel als Kommunen und Départements. Aber mit der Zuständigkeit für Unternehmensförderung, Transportwesen, berufliche Bildung und Teile des Kultur- und des Schulbetriebs spielen die Regionen eine wichtige Rolle Alltag der Franzosen.
    Aber für die Wahlsiegerin des Abends, Marine le Pen, geht es vor allem um die nächste Etappe: Die Präsidentschaftswahlen.
    Nur der Front National verteidige die französische Souveränität.
    "Und er ist der einzige , seien Sie da sicher, der das verlorene Terrain der Republik zurückgewinnen kann. Jenes von Calais, wo wir mehr als 50 Prozent der Stimmen erhalten haben."