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Frankreich
Sarkozy will wieder Präsident werden

Frankreichs Ex-Präsident Nicolas Sarkozy will es noch einmal wissen: Über Vertraute aus seinem Umfeld ließ er mitteilen, dass er 2017 in den Élysée-Palast zurückkehren will. Doch er ist nicht der Einzige, der mit seiner Präsidentschaftskandidatur für Aufsehen gesorgt hat.

Von Jürgen König |
    Nicolas Sarkozy
    In seinem neuen Buch, das am Mittowoch erscheint, will Nicolas Sarkozy seine offizielle Präsidentschaftskandidatur bekannt geben. (picture alliance/dpa/Olivier Hoslet)
    Nicolas Sarkozy, Parteichef der konservativen "Republikaner", ist bekannt für sorgfältig inszenierte Auftritte. Genau deshalb hatte das politische Frankreich voller Spannung auf diese Woche geschaut – und wurde nicht enttäuscht. Gestern Nachmittag - auch dies Teil der Inszenierung – ließ Sarkozy über "Vertraute" aus seinem "Umfeld" wissen, dass er in seinem neuen Buch, das am Mittwoch erscheint, seine offizielle Präsidentschaftskandidatur bekannt geben wird. Das Cover des Buches mit dem Titel "Tout pour la France" twitterte Sarkozy höchstpersönlich.
    Länger hätte er mit seiner Kandidatur auch nicht warten können: Weil die Bewerbungsfrist für die Vorwahlen bei den Republikanern am 9. September ausläuft, muss Sarkozy bis spätestens Donnerstag den Parteivorsitz niedergelegt haben, um noch fristgerecht als Kandidat antreten zu können. Die große Aufmerksamkeit ist ihm gewiss. Und die braucht er auch, denn die Konkurrenz ist groß: Über ein Dutzend Kandidaten gibt es in den Reihen der Republikaner bereits - darunter die früheren Premierminister François Fillon und Alain Juppé, der zur Zeit in den Umfragen führt.
    Große Konkurrenz
    Bei der politischen Linken indes hatte am Wochenende Arnaud Montebourg mit seiner Kandidatur für Aufsehen gesorgt - und für anhaltendes Rumoren in den Hinterzimmern der Sozialistischen Partei.
    "Je suis candidat à la présidence de la République française."
    Arnaud Montebourg, bis 2014 der erste Wirtschaftsminister Präsident Hollandes - er gehört zum linken Flügel der französischen Sozialisten; mit seiner Kandidatur kommt der Wahlkampf auch im Regierungslager in Schwung. Politisch vertritt Arnaud Montebourg populäre Positionen: Die Sparpolitik will er beenden, die durchgesetzten Lockerungen des Arbeitsrechts zurücknehmen, die Auswirkungen der Globalisierung eindämmen. Das Ganze nennt er "ein linkes Projekt, das in der Realität verankert ist". So etwas kommt an in Frankreich, zudem umgibt Montebourg etwas Schillerndes. Verschiedene Zeitschriften kürten ihn schon zum "attraktivsten Politiker Frankreichs". Er soll auch jenen weitverbreiteten Spitznamen für Präsident Hollande erfunden haben: "Flanby" - zu übersetzen etwa mit "Wackelpudding".
    "Wenn ich als Kandidat für eine Mehrheit der Franzosen antrete, dann vor allem deshalb, weil es mir so wie Millionen Franzosen unmöglich geworden ist, den jetzigen Staatspräsidenten zu unterstützen."
    Indem er sich zum Kandidaten erklärte, setzte Montebourg Präsident Hollande arg unter Druck und kritisierte ihn - mit sanfter Stimme - scharf: Die gesamte Bilanz seiner Amtszeit sei "nicht vertretbar".
    Scharfe Kritik an Hollande
    "Ich wende mich an ihn. Frei. Respektvoll. Im Geiste der Brüderlichkeit. Ich bitte ihn, seine Entscheidung gut zu überlegen. Und dabei sehr wohl das übergeordnete Interesse des Landes zu bedenken und auch in Rechnung zu stellen, das noch nie ein Präsident unseres Landes beim Volk derart schlecht angesehen war. Und eine Verantwortung zu bedenken - und die Entscheidung zu treffen, die sich aufdrängt. "
    Zu diesen Angriffen des Arnaud Montebourg äußerte sich Francois Hollande bisher nicht; dies tat allein Patrick Kanner, der Minister für Städtebau, Jugend und Sport, im Anschluss an die erste Ministerratssitzung nach der Sommerpause – und er sagte das Erwartbare.
    "Arnaud Montebourg ist Kandidat. Er hat sehr harte Worte benutzt, Worte, die nichts mit der Realität zu tun haben. Volkswirtschaftlich steht das Land durch Präsident Hollande und seine Regierung sehr viel besser da als früher. Nehmen Sie die vielen Reformen, all die Anstrengungen, unser soziales Modell zu reformieren – nein, Monsieur Montebourg ist schon im Wahlkampf. Deshalb spricht er in so überzogener Weise."
    Neben Arnaud Montebourg haben bereits drei weitere Abgeordnete der Sozialistischen Partei ihre Kandidatur angekündigt, allesamt Vertreter der Parteilinken, sowie zwei Politiker der Grünen. Der rechte Regierungsflügel schweigt sich noch aus, Premierminister Manuel Valls macht allenfalls vage Andeutungen, Wirtschaftsminister Emmanuel Macron ist seit April mit seiner Bewegung "En marche!" unterwegs und hat immer noch nicht gesagt, wohin die Reise gehen soll.
    Siegeschancen für Hollande?
    Ob Präsident Francois Hollande es noch mal wissen will, ist fraglich. Sozialistenchef Jean-Christophe Cambadélis hält es für "wahrscheinlich", Hollande selber sagt in einem jetzt erschienenen Band mit Interviews, er werde "nur bei echten Siegeschancen" erneut antreten: danach sieht es im Moment allerdings gar nicht aus.