Als Laurant Kalinowski, der sozialistische Bürgermeister von Forbach, eines der letzten Teilergebnisse verkündet, brandet Jubel auf. Der Sieg ist ihm nicht mehr zu nehmen, die 500 Leute im Rathausfestsaal wissen es und skandieren: On a gagné, wir haben gewonnen.
Vor einer Woche, da sah es ganz anders aus. Im ersten Wahlgang hatte der Herausforderer Florian Philippot, der Kandidat des Front National die Nase vorn. Aber die Vorstellung, dass der stellvertretende Vorsitzende der französischen Rechten das Forbacher Rathaus übernimmt, hat die Menschen zusammengeschweißt. Die Forbacher haben - und so mancher gegen seine politische Überzeugung - links gewählt, um den Kandidaten von rechts außen zu verhindern. Denn der sei hier nicht verwurzelt und habe nur eine Plattform für sich gesucht, sagen die Unterstützer des alten und neuen Bürgermeisters.
- "Und der Pariser, der soll daheim bleiben. Wenn er Deutsch gelernt hat, dann kann er zurückkommen in sechs Jahren."
- "So lange er nur eine Garage besitzt bei uns, soll er wegbleiben. Er hat ja keinen Wohnsitz hier, sondern nur eine Garage gemietet. Die Pariser verstehen uns nicht."
- "Der ist neu hier, vor zwei Jahren wusste er noch nicht einmal, wo Forbach liegt. Und wenn ich einen Bürgermeister wähle, dann ist das jemand für die Stadt, jemand den ich kenne, der für die Stadt arbeitet. Aber er arbeitet nicht für die Stadt, er arbeitet nur für sich, er will nach Europa.“
- "Der ist neu hier, vor zwei Jahren wusste er noch nicht einmal, wo Forbach liegt. Und wenn ich einen Bürgermeister wähle, dann ist das jemand für die Stadt, jemand den ich kenne, der für die Stadt arbeitet. Aber er arbeitet nicht für die Stadt, er arbeitet nur für sich, er will nach Europa.“
Florian Philippot, der starke Mann hinter der Parteivorsitzenden des Front National, Marine le Pen, strebt einen Sitz im Europaparlament an. Trotzdem wolle er in der deutsch-französischen Grenzstadt weiter Politik machen, schließlich habe er ein gutes Wahlergebnis erzielt.
"Wir sind auf Augenhöhe mit den Sozialisten.“
35 Prozent hat die extreme Rechte in Forbach geholt. Die Enttäuschung über den verpassten Wahlsieg und die Freude über das gute Ergebnis halten sich bei den Anhängern des Front die Waage.
"Enttäuscht, die Leute sind blöd. Gut, wir haben dieses Mal verloren, aber es ist das erste Mal, dass der Front so hoch kommt. Er hat ja viele Städte wo er Erster ist, wo er raus kommt. Und ich denke, dass die Leute noch nicht verstanden haben, aber in ein bis zwei Jahren verstehen werden. Die französische Karte, die kannte Forbach gar nicht, ganz Frankreich kennt jetzt Forbach und weiß, wo Forbach ist, neben Saarbrücken.“
Aus der Sicht der Gewinner des gestrigen Abends haben sich die demokratischen Kräfte nicht einfach nur der populistischen Versprechen des Front National erwehrt, sondern sie haben ein Lebensgefühl verteidigt. Dazu zählen deutsche und französische Sprachwurzeln, ein grenzüberschreitendes Miteinander und ein gemeinsames Erbe, geprägt von Kohlegruben und Hochöfen, die längst geschlossen oder erloschen sind und doch so viele Probleme hinterlassen haben. Die Arbeitslosigkeit liegt weit über zehn Prozent. Im Gefühl, keine Kommunalwahl gewonnen, sondern eine Schlacht geschlagen zu haben, fand ein ansonsten nüchterner und leiser Forbacher Bürgermeister zu pathetischen Worten.
"Die Bedeutung dieser Wahl besteht darin, dass es ein Sieg der Region ist, der Moselle Est. Und wir alle sind an diesem gemeinsamen Sieg gewachsen aber schon morgen müssen wir im Sinne französischer Tugenden weiter arbeiten, für Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit.“
Die deutschen Partner, die die anti-europäischen Überzeugungen des Front National fürchten, fordert Kalinowski auf, mehr zu tun.
"Der Extremismus ist noch nicht geschlagen, wir haben eine Bataille gewonnen wie man in Frankreich sagt, aber wir müssen viel mehr zusammenarbeiten.“
Forbach und die Ambitionen des Front National haben die deutsche Seite zumindest wach gerüttelt.