Archiv

Frankreich
Streit um den Burkini

Der Burkini - der Ganzkörper-Schwimmanzug für Musliminnen - sorgt in Frankreich weiter für Streit. Auf Korsika kam es zu tätlichen Auseinandersetzungen. Frankreichs Premierminister Manuel Valls zeigt für die Burkini-Verbote an manchen Stränden in Südfrankreich Verständnis, ein landesweites Gesetz lehnt er jedoch ab.

    Französische Polizisten patrouillieren am Strand von Cannes an der Côte d'Azur.
    Französische Polizisten patrouillieren am Strand von Cannes an der Côte d'Azur - hier müssen Burkini-Trägerinnen ein Bußgeld zahlen. (dpa / picture alliance / EPA / Sebastien Nogier)
    In einem Interview mit der Regionalzeitung "La Provence" sagte Valls, er unterstütze ein Burkini-Verbot, wenn das Motiv dahinter sei, das Zusammenleben zu fördern. Hinter dem Burkini stehe die Idee, dass Frauen "von Natur aus unkeusch und unrein" seien und sich deshalb vollständig zu bedecken hätten, so Valls weiter. Mit den "Werten Frankreichs und der Republik" sei ein solches Konzept der "Unterjochung der Frau" nicht vereinbar.
    "Die Republik muss sich gegen Provokationen verteidigen", sagte der Regierungschef. Strände müssten wie jeder andere öffentliche Raum vor religiöser Inanspruchnahme geschützt werden. Valls erinnerte an die 2004 eingeführte Null-Toleranz-Linie für auffällige religiöse Symbole an französischen Schulen und das seit fünf Jahren geltende Burka-Verbot. Er kündigte eine neue Initiative an, damit das Gesetz gegen die Ganzkörper-Schleier in der Praxis auch angewendet wird.
    Tätliche Auseinandersetzungen auf Korsika
    Bislang haben in Frankreich sieben Gemeinden ein Burkini-Verbot verhängt oder ein solches angekündigt. Neben Cannes handelt es sich um Villeneuve-Loubet und Mandelieu-la-Napoule an der Côte d'Azur, Leucate an der spanischen Grenze, das Dorf Sisco auf Korsika, sowie Le Touquet in der Normandie und Oye-Plage im nördlichen Département Pas-de-Calais. In Cannes droht Burkini-Trägerinnen ein Bußgeld von 38 Euro. In Sisco war es am Samstag zu Auseinandersetzungen zwischen korsischen Jugendlichen und Familien maghrebinischer Herkunft gekommen. Zuvor hatten Touristen Augenzeugen zufolge Frauen fotografiert, die im Burkini baden gingen.
    Die Polizei versucht, eine Gruppe sich prügelnder Männer zu trennen.
    Im korsischen Dorf Sisco kam es wegen Burkini-Trägerinnen zu Auseinandersetzungen. Die Polizei musste eingreifen. (dpa/picture alliancea/MAXPPP/Buffa Christian)
    2011 hatte Frankreich ein landesweites Verbot von Burkas eingeführt - eine Vollverschleierung, bei der auch die Augen nicht sichtbar sind. Auch in Deutschland wird vor allem aus der Union ein Burka-Verbot angeregt. Innerhalb der Partei ist das jedoch umstritten. Während CDU-Generalsekretär Peter Tauber sowie die Unions-Landesinnenminister sich für Einschränkungen des Tragens der Vollverschleierung aussprechen, lehnt Bundesinnenminister Thomas de Maizière ein Verbot ab.
    Unions-Integrationsbeauftrage gegen ein Verbot
    Auch die Integrationsbeauftragte der Unionsfranktion im Bundestag, Cemile Giousouf (CDU), sagte: "Die Praxis in Frankreich zeigt, dass ein Burka-Verbot nicht mehr Sicherheit bietet." Sie sei zwar gegen die Burka. Aber nicht diese sei das Kernproblem, "sondern ein extremistisches Religionsverständnis". Dessen Ursachen müssten bekämpft werden, forderte die CDU-Abgeordnete. Es solle mehr Energie in mehr Sicherheit, Prävention und Bildung gesteckt werden. Auch die Islamverbände seien in der Pflicht, jungen Menschen eine religiöse Heimat zu bieten, damit sie nicht Extremisten in die Falle gingen.
    (rm/cvo/tj)