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Frankreichs Einfluss in den ehemaligen Kolonien
Auf dem Weg zur gleichberechtigten Partnerschaft

Im August vor 60 Jahren erlangten die meisten französischen Kolonien in Afrika ihre Unabhängigkeit. Im Dlf sagte der Historiker Andreas Eckert, dass heute eine politische und wirtschaftliche Partnerschaft zwischen den Ländern und Frankreich bestehe - wenn auch nicht unbedingt eine gleichberechtigte.

Andreas Eckart im Gespräch mit Britta Fecke |
Der Afrikanologe Andreas Eckert in seinem Büro.
Andreas Eckert ist Direktor des Instituts für Asien- und Afrikawissenschaften an der Humboldt-Universität und Lehrstuhlinhaber für die Geschichte Afrikas. (Eberhard Schade )
Begonnen hatte die Kolonialisierung Afrikas durch Frankreich 1830 mit der Besetzung Algeriens, danach brachte es auch Tunesien und Marokko unter seine Kontrolle. Zwischen 1843 und 1897 eroberte Frankreich die komplette Sahara. Am Ende hatte es fast alle Länder West- und Zentralafrikas unter seine Kontrolle gebracht.
Als einige von ihnen im August 1960 ihre Unabhängigkeit erlangten, schloss Frankreich Verträge mit vielen von ihnen. Das ermögliche Frankreich auch heute noch politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Einfluss in seinen ehemaligen Kolonien, wie der Historiker Andreas Eckert von der Humboldt-Universität zu Berlin betont. Das betreffe unter anderem den Senegal, die Elfenbeinküste und Gabun.
Eckert: Junge afrikanische Generation wendet sich von Frankreich ab
Bislang hätten davon aber nur wenige und elitäre Kreise in den afrikanischen Ländern profitiert. Daraus sei ein Konfliktherd in der Beziehung zu Frankreich geworden, wie Eckert betont: "Und das hat natürlich auch dazu geführt, dass jüngere Generationen in den Ländern, sich von Frankreich abwenden und sich betrogen fühlen. Und auch gar nicht sehen, warum sie sich besonders an Frankreich orientieren sollten."
Auch wenn französische Staatspräsidenten immer wieder eine gleichberechtigte Partnerschaft zu den ehemaligen Kolonien signalisierten, ist es Eckert zufolge Emmanuel Macron, der erstmals auf mehr Verbindlichkeit setzt und durch welchen Frankreich seine paternalistische Haltung ablegt:
So sei er wesentlich offener als seine Vorgänger und beziehe stärker Oppositionelle in den ehemaligen Kolonien ein. Durch seine Geste, afrikanische Kunstwerke in französischen Museen und Galerien zurückzugeben, versuche Macron zudem die jüngere afrikanische Bevölkerung und kritische Geister für sich zu gewinnen.
Emmanuel Macron, Präsident von Frankreich, gestikuliert während einer Pressekonferenz nach einem Gespräch mit Bundeskanzlerin Merkel (CDU) im Schloss Meseberg, dem Gästehaus der Bundesregierung.
Die ökonomischen Interessen Frankreichs an den ehemaligen afrikanischen Kolonien seien noch immer da, sagte der Historiker Andreas Eckart im Dlf (picture alliance/dpa/Kay Nietfeld)
Macrons zugewandte Politik könnte für manche nicht glaubwürdig sein
"Aber die ökonomischen Interessen sind weiterhin da", fügt Andreas Eckert hinzu. Frankreich wolle etwa seinen Zugriff auf Erdölvorkommen im Tschad oder in Kamerun wahren, zumal China aus ähnlichen Gründen in afrikanischen Ländern aktiv sei.
Der Historiker Eckert fasst deshalb zusammen: So sehr Macron sich um eine zugewandte Politik und eine gleichberechtigte Partnerschaft bemühe, in den ehemaligen französischen Kolonien dürften "viele ihm das dann am Ende doch wohl nicht abnehmen."
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.