Begonnen hatte die Kolonialisierung Afrikas durch Frankreich 1830 mit der Besetzung Algeriens, danach brachte es auch Tunesien und Marokko unter seine Kontrolle. Zwischen 1843 und 1897 eroberte Frankreich die komplette Sahara. Am Ende hatte es fast alle Länder West- und Zentralafrikas unter seine Kontrolle gebracht.
Als einige von ihnen im August 1960 ihre Unabhängigkeit erlangten, schloss Frankreich Verträge mit vielen von ihnen. Das ermögliche Frankreich auch heute noch politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Einfluss in seinen ehemaligen Kolonien, wie der Historiker Andreas Eckert von der Humboldt-Universität zu Berlin betont. Das betreffe unter anderem den Senegal, die Elfenbeinküste und Gabun.
Eckert: Junge afrikanische Generation wendet sich von Frankreich ab
Bislang hätten davon aber nur wenige und elitäre Kreise in den afrikanischen Ländern profitiert. Daraus sei ein Konfliktherd in der Beziehung zu Frankreich geworden, wie Eckert betont: "Und das hat natürlich auch dazu geführt, dass jüngere Generationen in den Ländern, sich von Frankreich abwenden und sich betrogen fühlen. Und auch gar nicht sehen, warum sie sich besonders an Frankreich orientieren sollten."
Auch wenn französische Staatspräsidenten immer wieder eine gleichberechtigte Partnerschaft zu den ehemaligen Kolonien signalisierten, ist es Eckert zufolge Emmanuel Macron, der erstmals auf mehr Verbindlichkeit setzt und durch welchen Frankreich seine paternalistische Haltung ablegt:
So sei er wesentlich offener als seine Vorgänger und beziehe stärker Oppositionelle in den ehemaligen Kolonien ein. Durch seine Geste, afrikanische Kunstwerke in französischen Museen und Galerien zurückzugeben, versuche Macron zudem die jüngere afrikanische Bevölkerung und kritische Geister für sich zu gewinnen.
Macrons zugewandte Politik könnte für manche nicht glaubwürdig sein
"Aber die ökonomischen Interessen sind weiterhin da", fügt Andreas Eckert hinzu. Frankreich wolle etwa seinen Zugriff auf Erdölvorkommen im Tschad oder in Kamerun wahren, zumal China aus ähnlichen Gründen in afrikanischen Ländern aktiv sei.
Der Historiker Eckert fasst deshalb zusammen: So sehr Macron sich um eine zugewandte Politik und eine gleichberechtigte Partnerschaft bemühe, in den ehemaligen französischen Kolonien dürften "viele ihm das dann am Ende doch wohl nicht abnehmen."
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