Olympische Spiele
Frankreichs Justiz ermittelt wegen Mobbing gegen Boxerin Khelif

Während Olympia erhielt die algerische Boxerin Imane Khelif viele Hassnachrichten im Netz - ausgelöst durch eine Geschlechter-Debatte. Die Olympiasiegerin erstattete Anzeige, Frankreichs Justiz ermittelt.

    Die algerische Boxerin Imane Khelif. Sie trägt ein rotes Sporthemd und hält ihre weiß bandagierten Hände hoch.
    Boxerin Imane Khelif wehrt sich gegen Cybermobbing. (picture alliance / ASSOCIATED PRESS / John Locher)
    Es sei eine Untersuchung zu Cybermobbing aufgrund des Geschlechts, wegen öffentlicher Beleidigung und des öffentlichen Aufrufs zur Diskriminierung eingeleitet worden, teilte die Pariser Staatsanwaltschaft auf dpa-Anfrage mit. Zuständig sei das Büro für Hassverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Gegen wen die Untersuchung sich richte, teilte die Staatsanwaltschaft nicht mit.
    Der Behörde zufolge hatte Khelif am Montag eine Anzeige eingereicht. Ihr Anwalt schrieb auf X, die Ermittlungen sollten zeigen, wer hinter der misogynen, rassistischen und sexistischen Kampagne gegen die Boxerin stecke. Gleichzeitig solle es auch um diejenigen gehen, die die "digitale Lynchjustiz" befeuert hätten.

    Viele Anfeindungen

    Die Kämpfe der 25-jährigen Khelif und der 28-jährigen Lin Yi-ting aus Taiwan wurden während der olympischen Spiele von einer emotional geführten Geschlechter-Debatte begleitet. Der Disput um geschlechtliche Identität wird vor allem von konservativen Kreisen zunehmend als Kulturkrieg geführt. Die Debatte ging weit über die Frage des sportlich fairen Wettkampfs hinaus und erfasste auch höchste politische Kreise. In der gesellschaftspolitisch aufgeheizten Stimmung erfuhren beide Athletinnen im Internet viele Anfeindungen.

    IOC: "Nie Zweifel, dass sie Frauen sind"

    Beide Boxerinnen waren nach bislang nicht näher erklärten Geschlechter-Tests vom Verband IBA, der vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) nicht anerkannt wird, von der WM 2023 ausgeschlossen worden. Das IOC bezeichnete den Ausschluss als willkürliche Entscheidung ohne ordnungsgemäßes Verfahren und ließ Khelif und Lin in Paris teilnehmen. "Es gab nie Zweifel, dass sie Frauen sind", bekräftigte IOC-Präsident Thomas Bach.
    Nach Khelifs Auftaktsieg nach nur 46 Sekunden durch technischen K.o. gegen die Italienerin Angela Carini war das Startrecht für die Algerierin infrage gestellt worden. Kritik kam zum Beispiel von Italiens Ministerpräsidentin Meloni und dem republikanischen US-Präsidentschaftskandidaten Trump.
    Diese Nachricht wurde am 15.08.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.