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Frankreichs neuer Premier Valls
Bulldozer und Kommunikator

Mit Manuel Valls machte Staatspräsident Francois Hollande den derzeit populärsten Politiker Frankreichs zum neuen Regierungschef. Allein bei seinen linken sozialistischen Parteifreunden hält sich die Beliebtheit des mitunter rustikalen Valls in Grenzen.

Von Ursula Welter, Büro Paris |
    Selbst wenn Jean-Marc Ayrault von guten Nachrichten sprach, fehlte es ihm an Enthusiasmus. Der loyale Premierminister, der für seine menschlichen Qualitäten geschätzt wurde, schaffte es oft genug nicht, die Truppen zusammenzuhalten. Vielstimmigkeit im Kabinett, schlechte Kommunikation, das ist es, was dem langjährigen Bürgermeister von Nantes nach 22 Monaten im Amt des Premiers vorgehalten wird. Und doch: Der Präsident hätte seinen treuen und fleißigen Gefährten gehalten, wäre die Wucht des Wählervotums nicht so stark gewesen. Nun hat Ayrault das Zepter einem Mann übergeben, der das Image eines „Bulldozers“ hat.
    Manuel Valls sagt von sich, dass er die Probleme offen anspreche: Einwanderungsdruck, Sicherheitsfragen – als Innenminister konnte er sich diesen Themen stellen, ordnete die Geheimdienste neu, machte sich an eine Reform des Asylrechts, ohne die Sache allerdings zu Ende zu bringen, und auch seine Sicherheits- und Kriminalitätsbilanz ist umstritten.
    Ein konservativ-liberaler Sozialist
    Bei seinen Parteifreunden auf dem linken Flügel eckt Manuel Valls regelmäßig an, sie nennen ihn deshalb „konservativ“ und „liberal“: „Man muss den Franzosen die Wahrheit sagen“. Betont Valls - vor allem dann, wenn er auf die illegalen Roma-Lager angesprochen wird, die er in großer Zahl räumen ließ und darin die konservative Vorgängerregierung noch übertraf.
    Die Lebensweise dieser Bevölkerungsgruppen sei nun einmal anders, man müsse das zur Kenntnis nehmen. Parteifreunde sehen ihre Ideale verraten, wenn sie Valls reden hören und auch in wirtschaftspolitischen Fragen hat er sich bei manchen Sozialisten unbeliebt gemacht mit der Auffassung, die 35-Stunden-Woche der Ära Mitterrand sei für die französische Wirtschaft mehr Fluch als Segen.
    Manuel Valls, Jahrgang 1962, geboren in Barcelona, bekennender Fan des FC-Barcelona, nahm erst 1982 die französische Staatsbürgerschaft an. Der Mann mit den entschlossenen, teils sehr strengen Gesichtszügen, kann auch Gefühle zeigen. Etwa als er, zu Besuch in Madrid, mit Stolz von der französischen Republik spricht, die einen Innenminister mit spanischen Wurzeln habe:
    Bürgermeister der Stadt Evry unweit von Paris; Abgeordneter in der Nationalversammlung; 2009 kündigt Valls an, er wolle Präsident werde; kandidiert im Auswahlverfahren der Sozialisten, muss sich 2012 aber hinten anstellen. Der Bewerber Francois Hollande vertraut ihm seine Wahlkampagne an, Valls hat Erfolg und beweist erneut sein Talent für Kommunikation. Heute ist er der populärste französische Politiker, dass ihn sozialistische Parteifreunde mit Tony Blair vergleichen, stört ihn nicht, im Gegenteil.