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Frankreichs Nuklearstrategie
Strahlende Altlasten in Polynesien

Am 2. Juli 1966 führte Frankreich den ersten Atomtest im Pazifik durch - in seinem Übersee-Département Polynesien. In den Atolls von Mururoa und Fangataufa fanden in den folgenden 30 Jahren insgesamt 193 weitere Tests statt. Die Opfer der Versuche kämpfen noch immer um Anerkennung - trotz des existierenden Entschädigungsgesetzes.

Von Suzanne Krause |
    Nach der Explosion einer französischen Atombombe 1971 schwebt dieser riesige Atompilz über dem Mururoa-Atoll.
    Nach der Explosion einer französischen Atombombe 1971 schwebt dieser riesige Atompilz über dem Mururoa-Atoll. (dpa)
    Mit Aldebaran fing alles an, vor nunmehr 50 Jahren. Auf den Namen Aldebaran tauften die Astronomen einen roten Riesenstern, auch als Alpha Tauri (*) bekannt, in der sogenannten Stier-Konstellation. Symbolträchtig wählten auch die französischen Militärs den Namen Aldebaran: für den ersten Atomwaffentest im südpazifischen Übersee-Territorium Polynesien, am 2. Juli 1966, in der Lagune von Mururoa. Frankreichs Stern sollte weltweit neu erstrahlen.
    Sechseinhalb Jahre zuvor hatte die damalige Kolonialmacht ihre Nuklearwaffentests in der algerischen Sahara gestartet und insgesamt 17 Atombomben gezündet. Doch nach der Unabhängigkeitserklärung des nordafrikanischen Staats musste die Testbasis verlegt werden. Paris entschied sich für das Übersee-Territorium Polynesien – damals ein Teil Frankreichs, bis heute nur teilweise autonom. Zwei Monate nach dem ersten Atomtest stattete Staatspräsident Charles de Gaulle der polynesischen Bevölkerung einen historischen Besuch ab.
    "Es liegt mir am Herzen, Französisch-Polynesien zu sagen, wie sehr Frankreich den Dienst zu schätzen weiß, den Polynesien dem Mutterland erweist, indem es die Organisation beheimatet, die den Frieden für ganz Frankreich sichern soll. Ihre Zukunft hier, die kann großartig sein!"
    Um nicht zu sagen: strahlend. 30 Jahren lang, bis 1996, dienten die Atolle von Mururoa und Fangataufa als nukleare Experimentierbasis. 193 Bomben wurden gezündet, 46 Versuche liefen oberirdisch, 147 weitere unter Wasser in den Lagunenriffen. Eine Zeit des Aufbruchs für das weitabgelegene Südseeparadies. Eine Zeit des Umbruchs. Hiro Tefaarere, Gründer der Gewerkschaft A Tia i Mua, erinnert sich.
    "Die Entscheidung von General de Gaulle, uns ungefragt die Atomtests aufzuzwingen, hat das hiesige Volk umgebracht. Wir gehören zu den wenigen Völkern in der Welt, zu den wenigen Zivilisationen, die einen Riesensprung machen mussten, vom Fischer-Kanu direkt ins Atomzeitalter - im Laufe einer einzigen Generation."
    Der Wind trug radioaktiven Fallout bis zur weit entfernt liegenden Nachbarinsel
    Hiro Tefaarere ist nur einer von über 30 'Zeugen der Bombe', deren Aussagen zusammengetragen wurden. Veröffentlicht auf einer Doppel-CD, die 2012 erschien, im Dienste kritischer Erinnerungsarbeit. Da kommt auch Jaroslav Otcenasek, Präsident der Gewerkschaft der polynesischen Berufsfischer, zu Wort. Drei Jahre lang war Otcenasek als Bauarbeiter im Dienste der Bombe tätig.
    "Da habe ich mitbekommen, welchen Boom das auslöste. Aber damals waren wir uns der Folgen nicht bewusst. Ein Beispiel: teils habe ich für Bekannte schwarz gearbeitet, da verdiente ich 20 Francs die Woche. Bei der Experimentierbasis bekam ich wöchentlich 140 Francs. Da ist es nicht verwunderlich, dass keiner mehr Fischfang, Ackerbau, Tierzucht betreiben wollte, sondern einen Job bei der Atomtestbasis suchte. Da verdiente man locker das Fünf- bis Achtfache."
    Atombombentest vor dem Fangataufa-Atoll nahe dem Mururoa-Atoll im Südpazifik
    Atombombentest vor dem Fangataufa-Atoll nahe dem Mururoa-Atoll im Südpazifik (AP Archiv)
    Bei Aldebaran, dem ersten französischen Atomtest in Polynesien, war die radioaktive Strahlung viel höher, als von den Experten erwartet. Der Wind trug radioaktiven Fallout bis zur weit entfernt liegenden Nachbarinsel Mangareva. Deren Bevölkerung verfügte lediglich über rudimentäre Schutzeinrichtungen. Publik wurde dies jedoch erst über 30 Jahre später, dank hartnäckiger Recherchen von Atomtest-Kritikern. Heute weiß man: In ganz Polynesien, einer Fläche so groß wie Europa, ging radioaktiver Fallout nieder.
    Alex W. du Prel kam aus den Vereinigten Staaten nach Polynesien und gründete Anfang der 90er-Jahre die Zeitschrift "Tahiti Pacifique Magazine". Die amerikanischen Atomtests auf den Marshall-Inseln hatten ihn für das Thema radioaktive Strahlung sensibilisiert.
    "Wenn man damals mit der Bevölkerung sprach, die noch sehr polynesisch war, ließ sie erkennen, dass Gespräche über die Atomtests ungehörig waren. Man hatte einfach Vertrauen. Damals gab es noch keinen Fernsehsender, nur ein Lokalradio, das bis abends um acht sendete. Ich glaube, die meisten Bewohner kannten noch nicht mal den Begriff radioaktive Strahlung, sie wussten nicht, was das bedeutet."
    Der Mythos von den "sauberen Atomtests"
    Die atomare Experimentierbasis schuf eine neue Form wirtschaftlichen Fortschritts im Tausend-Insel-Reich. Damals lebten hier noch nicht mal 100.000 Menschen, 1996 waren es mehr als doppelt so viele, knapp 220.000. Über 10.000 Polynesier waren insgesamt bei den Atomtests beschäftigt. Im Land hatte de facto die Armee das Sagen – und setzte auf Geheimhaltung, erzählt Alex W. du Prel.
    "Eine kleine Anekdote zeigt, wie es damals hier zuging. Die Verantwortlichen der Atomtestbasis bekamen irgendwann mit, dass die Bevölkerung vorab wusste, wann ein oberirdischer Bombenversuch stattfinden würde. Daraufhin wurde emsig nach einem möglichen Spion gefahndet. Letztendlich kam heraus: Vor jedem Test legte die Armee die Telefonleitungen der polynesischen Arbeiter auf Mururoa still, damit diese nicht ihre Familien vorwarnen konnten. Nachdem das zwei Mal passiert war, wusste jeder, was eine tote Telefonleitung bedeutete."
    Der Mythos von den 'sauberen Atomtests' wurde von Paris über Jahrzehnte hinweg aufrechterhalten. Davon kann auch Chantal Aviu berichten. Ihr Mann war mehrere Jahre als Hafenarbeiter für die Atomtestbasis tätig.
    "Die Krankheit meines Mannes brach Anfang April 1988 aus. Sehr schnell wurde er ins Krankenhaus nach Paris ausgeflogen. Vier, fünf Tage später rief man mich an und sagte mir, er sei gestorben. Kein Wort der Erklärung - er sei halt tot. Man würde mir seine Leiche zurückbringen. Ich durfte nicht darüber reden, es war tabu. Nur meiner Mutter und meinen Schwestern habe ich von der Krankheit und dem Tod meines Mannes erzählt, niemandem sonst. Er war verstrahlt worden. Es reicht mit den Lügen, wir verlangen die Wahrheit. Die französische Atombombe ist genau wie alle anderen Atombomben. Sie tötet, sie bringt behinderte Kinder hervor, sie sorgt für Krankheiten, Krebs."
    In den Blick der Weltöffentlichkeit kamen die französischen Nuklearwaffenversuche im Südpazifik 1985, mit der Affäre um die "Rainbow Warrior". Bei einer Anti-Atomtest-Kampagne der Umweltorganisation Greenpeace wurde deren Flaggschiff am 10. Juli im neuseeländischen (**) Hafen Auckland auf den Grund gesprengt, ein Fotograf ertrank.
    Das nach einer Explosion am 10.07.1985 im Hafen von Auckland (Neuseeland) gesunkene Schiff "Rainbow Warrior" der Umweltschutzorganisation Greenpeace. (Bild vom 14.8.1985)
    Das nach einer Explosion am 10.07.1985 im Hafen von Auckland (Neuseeland) gesunkene Schiff "Rainbow Warrior" der Umweltschutzorganisation Greenpeace. (Bild vom 14.8.1985) (picture alliance / dpa / AFP Riviere / P. Riviere)
    Die Bombenleger gehörten zum französischen Geheimdienst, der damalige Staatspräsident, der Sozialist François Mitterrand, war über den Sabotageakt informiert. Sieben Jahre später dann stoppte Mitterrand per Moratorium weitere Atomwaffenversuche. Sein Nachfolger, der Gaullist Jacques Chirac, machte die Entscheidung rückgängig. Im Mai 1995, kaum im Amt, kündigte Chirac eine neue Testreihe an. Und sorgte damit für einen Proteststurm bei Politikern, Bürgern und Wissenschaftlern rund um den Globus. Wie groß der Wunsch nach nuklearer Abrüstung weltweit war, schien Chirac völlig unterschätzt zu haben. Nach sechs Atombombentests teilte der Staatspräsident am 22. Januar 1996 in einer kurzen Fernsehansprache mit:
    "Ich kündige Ihnen heute Abend das definitive Ende der französischen Atomtests an. Dank der abgeschlossenen letzten Testreihe wird Frankreich dauerhaft über eine zuverlässige und moderne Verteidigung verfügen. Die Sicherheit Frankreichs, die unserer Kinder, ist gewährleistet."
    Damals drangen erstmals kritische Informationen zu den Umweltfolgen der französischen Atomtests an eine breitere Öffentlichkeit: über die Strahlenbelastung in den Lagunen, die Risse in den Riffen, die jederzeit aufbrechen können. Es waren Informationen, die vom Pariser Verteidigungsministerium erst viele Jahre später mehr oder minder, vor allem aber widerwillig bestätigt wurden.
    "Ich gebe zu, dass die Atomtests (…) Auswirkungen auf die Umwelt gehabt haben"
    Von den gesundheitlichen Auswirkungen ist erst seit 2001 wirklich die Rede, seit sich zwei Vereine gründeten: Bei 'AVEN' schlossen sich in Paris und in der Provinz selbst ernannte 'Veteranen der französischen Atomtests' zusammen – ehemalige Soldaten sowie Angestellte des Atomenergie-Kommissariats CEA. In der polynesischen Hauptstadt Papeete hoben Arbeiter der ehemaligen Atomtestbasis die Initiative 'Moruroa e Tatou' aus der Taufe. Beide Organisationen zählen mehrere Tausend Mitglieder. Fast zehn Jahre lang kämpften 'AVEN' und 'Moruroa e Tatou' für, so ihr Slogan, 'Wahrheit und Gerechtigkeit'. Im Januar 2010 dann wurde ein vom konservativen Verteidigungsminister Hervé Morin eingebrachtes Gesetz zur Entschädigung der Atomtestopfer verabschiedet. Ein symbolischer Sieg - und kaum mehr als das. Obgleich mehrfach reformiert, ist der Rahmen für einen Anspruch auf Entschädigung so eng gesteckt, dass von über 1.000 Antragstellern bislang lediglich 20 einen positiven Bescheid erhielten. Nur fünf der heute anerkannten Opfer stammen aus Polynesien.
    Schon während des Präsidentschaftswahlkampfs 2012 versprach der damalige Kandidat François Hollande, die Bedingungen für eine Entschädigung zu lockern. Darauf kam der Staatschef im vergangenen Februar zurück. Bei seiner Polynesien-Reise schlug Hollande geradezu revolutionäre Töne an.
    "Ich gebe zu, dass die Atomtests, die zwischen 1966 und 1996 in Französisch-Polynesien durchgeführt wurden, Auswirkungen auf die Umwelt gehabt haben. Dass sie gesundheitliche Folgen hervorriefen und zudem, ein Paradox, nach dem Ende der Atomversuche zu sozialen Umbrüchen geführt haben."
    Bei dieser Rede, wenige Monate vor dem 50. Jahrestag des ersten Atomtests in Polynesien, versprach Hollande ein Krankenhaus mit Krebsstation in Tahiti. Polynesien verzeichnet eine signifikant erhöhte Zahl von Leukämie-Fällen, also Blutkrebs, sowie von Schilddrüsenkrebs, beides Tumoren, die strahleninduziert sein können. Noch müssen Krebspatienten zur Behandlung nach Paris. Hollande sicherte auch mehr wirtschaftliche Unterstützung zu. Seit dem Aus für die nukleare Testbasis zahlte Paris der polynesischen Hauptstadt Papeete lange Zeit jährlich 90 Millionen Euro. Diese Stütze werde nun dauerhaft angewiesen, erklärte der Staatschef. Zudem kündigte er Steuererlasse für ausländische Investoren an. Zwei chinesische Großprojekte sind in Planung: der Bau eines Tourismuszentrums sowie ein riesiger Fischzuchtbetrieb in der Lagune von Hao, ehemals Logistikbasis für die Atomtests. Doch der Ort ist mit Plutonium belastet.
    Dass François Hollande ankündigte, die strahlenden Altlasten der Atomversuche in Polynesien bereinigen zu wollen, ändert nichts an Frankreichs Doktrin der nuklearen Abschreckungspolitik. Das bekräftigte der Staatspräsident im Februar vergangenen Jahres bei einer Rede auf dem Luftwaffenstützpunkt Istres. Hollande äußerte sich besorgt über die Lage in der Ukraine, bezog sich aber auch auf die islamistischen Anschläge einen Monat zuvor in Paris, auf die Redaktion des Satireblatts Charlie Hebdo und einen jüdischen Supermarkt.
    "Also gebietet mir als Staatschef die Pflicht, diese Gefahren ernst zu nehmen, denn nichts darf unsere Unabhängigkeit beeinträchtigen. Der internationale Kontext gestattet keine Schwäche. Die Zeit der atomaren Abschreckung ist also nicht vorbei. Wir dürfen unter keinen Umständen auf diesem Gebiet in der Wachsamkeit nachlassen.
    Der Atomkurs hat und bleibt in Frankreich Tradition, seit General de Gaulle, dem politischen Vater der 'dissuasion nucléaire'. Bruno Tertrais arbeitet bei der 'Fondation pour la recherche stratégique', der Pariser 'Stiftung für strategische Forschung' – eine der Armee und der Militärindustrie nahestehende Einrichtung. Zur Atombombe hat er kürzlich ein Referenzwerk veröffentlicht, gespickt mit Anekdoten. Der Politologe gibt zu: Jeder französische Staatspräsident habe eine fast religiöse Beziehung zur Atombombe, aber:
    "Die Abschreckungspolitik ist sicherlich keine heilige Kuh. Der beste Beweis dafür sind Budgetkürzungen, Programm-Verzögerungen oder stornierte Bestellungen, von denen es im Nuklearbereich seit Beginn der 1990er-Jahre viele gegeben hat."
    Die getesteten 193 Nuklearsprengsätze haben die Sprengkraft von 850 Hiroshima-Bomben
    Bei der atomaren Abrüstung habe Frankreich, heißt es in Paris, schon genug getan. Das französische Verteidigungsministerium widmet sich lieber der anstehenden Modernisierung des nuklearen Arsenals. Dafür muss das entsprechende Budget der Armee bis 2025 auf dann sechs Milliarden Euro aufgestockt werden – doppelt so viel wie heute. Eine Herausforderung angesichts der allgemeinen Haushaltsknappheit. Dennoch steht die nukleare Abschreckungspolitik im Land nicht zur Diskussion, bestätigt auch Patrice Bouveret von der Beobachtungsstelle für Waffen – einer kleinen Einrichtung, die seit Jahren zur atomaren Abrüstung aufruft.
    "2014 hat eine parlamentarische Kommission Anhörungen zur nuklearen Abschreckungspolitik durchgeführt. Wenn ich mich recht erinnere, wurden da 27 Experten befragt. Außer mir waren lediglich zwei weitere Atomkritiker vertreten. Dass wir überhaupt eingeladen wurden, war nur der Intervention der Grünen im Parlament zu verdanken. Und kaum waren die Anhörungen beendet, sahen die Kommissionsmitglieder ihre Arbeit als abgeschlossen an. Eine Debatte zu den Ergebnissen fand in der Nationalversammlung nicht statt. Klar, wenn man 24 Leute angehört hat, die für die Atombombe sind, und drei, die dagegen sind, dann ist das Resultat eindeutig: Die Mehrheit ist für die Bombe."
    Zu den wenigen Gegnern aus dem politischen Raum zählen Paul Quilès, Verteidigungsminister in der Amtszeit des Sozialisten François Mitterrand, und Bernard Norlain, ehemals Chef des militärischen Kabinetts unter Chirac und Rocard. Erst im Mai starteten sie die 'Initiativen für die atomare Abrüstung', mit Nicolas Hulot als Paten. Hulot gilt als prominentester Umweltschützer im Land, als Sonderbeauftragter für Hollande kämpfte er im Dezember für den Erfolg des Welt-Klimagipfels in Paris. Mancher im Land wünscht sich, Hulot möge als Kandidat bei den Präsidentschaftswahlen im Frühjahr 2017 antreten. Bislang hüllt sich der parteilose Mittfünfziger in Schweigen. Doch im Falle eines Falles könnte er die 'dissuasion nucléaire' zum Wahlkampfthema machen.
    Den 50. Jahrestag des ersten Atombombentests an diesem Samstag will der Verein der 'Atomtest-Veteranen' mit einer Kranzniederlegung am Pariser Arc de Triomphe würdigen. In Polynesien finden schon seit Wochenbeginn Gedenkmärsche und Veranstaltungen statt. Das strahlende Erbe wird das Südsee-Inselreich noch geraume Zeit beschäftigen. Die dort getesteten 193 Nuklearsprengsätze haben die Sprengkraft von 850 Hiroshima-Bomben, sagt Père Auguste Uebe Carlson vom Verein '193'.
    "Bei den Gedenkveranstaltungen bemühen wir uns, so viele Menschen wie möglich anzusprechen. Denn leider stellen wir fest: Statt alle Polynesier rund um diese leidvolle Geschichte zusammenzubringen, sorgen die Atomtests in der Bevölkerung weiterhin für eine tiefe Spaltung."
    'Zeuge der Bombe' ist auch die polynesische Schriftstellerin Chantal Spitz.
    "Die Atomtests haben uns 30 so schreckliche Jahre beschert, dass ich nicht weiß, ob wir uns je davon erholen werden. Ich habe Angst, dass wir all diesen Schmerz an unsere Kinder und Kindeskinder weitergeben. Es ist schwierig, sich verraten zu fühlen – wir haben uns selbst verraten. Wir hassen uns selbst. Diese beiden sehr starken Gefühle behindern uns... - Man meint, gar kein Recht zu haben, sich aufzulehnen. Denn schließlich profitierte ja jeder von uns von den Atomtests. Ich glaube, die Umweltschäden lassen sich abschätzen, man misst die radioaktive Strahlung und die toten Korallenriffe. Aber die Schäden in den Köpfen und in den Seelen, wie geht man damit um? Das lässt sich nicht bemessen."
    Anmerkung der Redaktion
    (*) Der Riesenstern Aldebaran, nach dem die Franzosen ihren ersten Atomwaffentest in Polynesien 1966 benannten, trägt außerdem den Namen "Alpha Tauri" – und nicht "Alpha Centauri", wie es im Beitrag fälschlich heißt.
    (**) Das Flaggschiff der Umweltorganisation Greenpeace wurde vom französischen Geheimdienst im neuseeländischen Hafen Auckland auf den Grund gesprengt. Auckland liegt nicht in Australien, wie im Beitrag behauptet, sondern in Neuseeland.