Ein französischer Lokführer kann mit 50 in Rente gehen, ein Berufssoldat darf ab 45 die Waffe fallen lassen und eine Pariser Operntänzerin kann schon mit 40 die Beine hochlegen. Sie gehören zu den mehr als 100 Berufsgruppen in Frankreich, die Sonderrechte bei der Rente genießen. Sie wurden ursprünglich für besonders beschwerliche Tätigkeiten eingeführt. Diese Spezialrente - genannt "Régimes spéciaux" - betrifft rund 500.000 Beschäftigte und mehr als eine Million Rentner. Ein französische Tradition, die von der Rentenreform nicht betroffen ist. Sozialwissenschaftler Francis Kessler erklärt die Hintergründe:
"Die Sonderkassen gab es schon vor der Allgemeinen Rentenkasse, die 1945 gegründet wurde. Einige dieser Sonderkassen können sich nicht mehr selbst finanzieren, deshalb gibt es ein Umlageverfahren. Die Allgemeine Rentenkasse finanziert die Sonderkassen mit."
Das wird zunehmend zum Problem. Die französischen Rentenkassen sind leer. Das Defizit könnte bis 2020 auf mehr als 20 Milliarden Euro ansteigen, wenn es keine grundlegende Reform gibt. Zwar will die sozialistische Regierung die Beitragszeiten für die Allgemeine Rente verlängern und zudem die Rentenbeiträge stufenweise anheben. Doch das wird nicht reichen, um das Renten-Loch zu stopfen. Finanzexperte Francois Lenglet:
"Die Schlüsselfrage, die allerdings einen Sturm der Entrüstung auslösen würde, ist die der Reform der Spezialrente. Sie betrifft Staatsbedienstete, aber auch Angestellte der Staatsunternehmen, wie die der Bahngesellschaft SNCF oder des Stromriesen EdF. Während normale Angestellte im Schnitt mit 62 in Rente gehen, gehen diese durch Spezialrenten Privilegierten im Schnitt schon mit 55."
Mehrfach versuchten konservative Regierungen, diese Rentenprivilegien abzuschaffen, die auf das 17. Jahrhundert zurückgehen. König Ludwig XIV. hatte zunächst eine Rente für Fischer eingeführt, die nicht mehr arbeitsfähig waren. An der Tradition der Spezialrenten wollen die Gewerkschaften festhalten. Sie torpedierten bislang alle grundlegenden Reformversuche - mit groß angelegten Protestaktionen wie 1995 oder 2007. Zuletzt war es Präsident Sarkozy gelungen, die Spezialrente auf dem Papier leicht an den öffentlichen Dienst anzupassen. Privilegien wurden aber nicht wirklich abgeschafft. Die konservative Opposition um den UMP-Abgeordneten Benoist Apparu fordert, jetzt nachzulegen.
"Wir hatten erste Schritte eingeleitet. Wir haben angefangen, die Beitragsjahre der unterschiedlichen Systeme anzupassen. Trotzdem gibt es in Frankreich immer noch Sonderrechte. Jetzt ist es höchste Zeit, die Systeme anzupassen. Die Regierung muss handeln. Das ist auch eine Frage von Gerechtigkeit."
Polizisten, Feuerwehrleute, Eisenbahner oder Fluglotsen können sich nicht nur früher zur Ruhe setzen, sie genießen im Schnitt auch eine höhere Rente. Das liegt unter anderem an der Berechnungsgrundlage: Bei den Sonderrenten wird das Gehalt der letzten sechs Monate angesetzt, bei der allgemeinen Rente die letzten 25 Jahre. Ungerecht, sagen die meisten Franzosen laut einer Umfrage. Doch die Vergangenheit hat gezeigt: Die Spezialrenten sind ein Pulverfass. Deshalb lässt die sozialistische Regierung lieber gleich die Finger davon. Und bezuschusst die Renten-Privilegien weiter - mit mehr als sechs Milliarden Euro im Jahr.
"Die Sonderkassen gab es schon vor der Allgemeinen Rentenkasse, die 1945 gegründet wurde. Einige dieser Sonderkassen können sich nicht mehr selbst finanzieren, deshalb gibt es ein Umlageverfahren. Die Allgemeine Rentenkasse finanziert die Sonderkassen mit."
Das wird zunehmend zum Problem. Die französischen Rentenkassen sind leer. Das Defizit könnte bis 2020 auf mehr als 20 Milliarden Euro ansteigen, wenn es keine grundlegende Reform gibt. Zwar will die sozialistische Regierung die Beitragszeiten für die Allgemeine Rente verlängern und zudem die Rentenbeiträge stufenweise anheben. Doch das wird nicht reichen, um das Renten-Loch zu stopfen. Finanzexperte Francois Lenglet:
"Die Schlüsselfrage, die allerdings einen Sturm der Entrüstung auslösen würde, ist die der Reform der Spezialrente. Sie betrifft Staatsbedienstete, aber auch Angestellte der Staatsunternehmen, wie die der Bahngesellschaft SNCF oder des Stromriesen EdF. Während normale Angestellte im Schnitt mit 62 in Rente gehen, gehen diese durch Spezialrenten Privilegierten im Schnitt schon mit 55."
Mehrfach versuchten konservative Regierungen, diese Rentenprivilegien abzuschaffen, die auf das 17. Jahrhundert zurückgehen. König Ludwig XIV. hatte zunächst eine Rente für Fischer eingeführt, die nicht mehr arbeitsfähig waren. An der Tradition der Spezialrenten wollen die Gewerkschaften festhalten. Sie torpedierten bislang alle grundlegenden Reformversuche - mit groß angelegten Protestaktionen wie 1995 oder 2007. Zuletzt war es Präsident Sarkozy gelungen, die Spezialrente auf dem Papier leicht an den öffentlichen Dienst anzupassen. Privilegien wurden aber nicht wirklich abgeschafft. Die konservative Opposition um den UMP-Abgeordneten Benoist Apparu fordert, jetzt nachzulegen.
"Wir hatten erste Schritte eingeleitet. Wir haben angefangen, die Beitragsjahre der unterschiedlichen Systeme anzupassen. Trotzdem gibt es in Frankreich immer noch Sonderrechte. Jetzt ist es höchste Zeit, die Systeme anzupassen. Die Regierung muss handeln. Das ist auch eine Frage von Gerechtigkeit."
Polizisten, Feuerwehrleute, Eisenbahner oder Fluglotsen können sich nicht nur früher zur Ruhe setzen, sie genießen im Schnitt auch eine höhere Rente. Das liegt unter anderem an der Berechnungsgrundlage: Bei den Sonderrenten wird das Gehalt der letzten sechs Monate angesetzt, bei der allgemeinen Rente die letzten 25 Jahre. Ungerecht, sagen die meisten Franzosen laut einer Umfrage. Doch die Vergangenheit hat gezeigt: Die Spezialrenten sind ein Pulverfass. Deshalb lässt die sozialistische Regierung lieber gleich die Finger davon. Und bezuschusst die Renten-Privilegien weiter - mit mehr als sechs Milliarden Euro im Jahr.