Die Not war groß, aber scheint gebannt, weil erkannt, zumindest bei Peugeot. Bei dem Autohersteller war der Verlust von 700 Millionen Euro im ersten Halbjahr 2012 der Auslöser: 8.000 Stellen wurden gestrichen, das Werk in Aulnay bei Paris geschlossen, mit Opel eine kostensenkende Kooperation gesucht, schließlich mit dem chinesischen Autobauer Dongfeng ein neuer Aktionär mit frischem Geld aufgenommen. Analysten sind zwar nicht voll des Lobes über Peugeot, erkennen aber die Wende zum Besseren an. Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler:
"Vor allem Peugeot ist ein Unternehmen, das jetzt seit Jahren unter Druck ist, Verluste gemacht hat und eigentlich schon seit zwei Jahren das Ruder rumgeworfen hat, versucht (hat), kräftig zu restrukturieren, auch Arbeitsplätze in Frankreich abbaut. Und hier war die Politik lange Zeit sicherlich eher eine Bremse, wie das in Frankreich üblicherweise der Fall ist."
Renault hatte solche Rosskuren nicht nötig. Renault arbeitet schon seit Jahren mit Nissan zusammen, hat mit der rumänischen Marke Dacia den Markt für Billigautos in Europa etabliert und aufgemischt und ist mit Daimler keine Notkooperation eingegangen, wie Peugeot mit Opel, sondern eine strategische Partnerschaft: Seitdem traut sich Daimler wieder, den Smart als Viersitzer anzubieten. Renault liefert die Basis vom Twingo dazu. Auch liefern die Franzosen Motoren aus dem Scenic-Regal, die in der neuen A-Klasse von Mercedes verbaut werden.
Banken scheinen die Kurve bekommen zu haben
Auch die Banken scheinen die Kurve trotz der heimischen Wirtschaftspolitik bekommen zu haben - einfach, weil der globale Markt, auf dem sich Société Générale und BNP Paribas bewegen, es erfordert. Stefan Bongardt von Independent Research:
"Ja, die französischen Banken, allen voran die zwei großen BNP und eine Société Générale, die haben sich den Herausforderungen der letzten Jahre schon sehr gut gestellt. Also vor allem in den letzten zwei Jahren wurden auch die Kosten sehr aggressiv angegangen. Das heißt: Man hat die Kostenstruktur zurückgeführt, um sich eben an das veränderte wirtschaftliche Umfeld anzupassen."
Dennoch ist nicht alles gut. Frankreich kann wirtschaftlich nicht das erreichen, was möglich wäre. Reinhold Festge, Präsident des Maschinenbauverbandes, wollte mit seinem Unternehmen, einer Drahtweberei, in Frankreich ein neues Werk bauen. Er erzählte vor einiger Zeit, was passierte:
"Ich habe gestern ein Gespräch mit einem Bauunternehmer, einem deutschen Bauunternehmer geführt, den ich bitten wollte, in Frankreich ein neues Werk zu bauen. Da sagt er: "Oh", sagt er, "Frankreich fass" ich überhaupt nicht an. Da haben wir ganz schlechte Erfahrungen, weil die Behörden in Frankreich uns Deutschen so viele Auflagen machen, dass wir da nicht glücklich werden können."
Bürokratische Hindernisse reduzieren
Festge sucht nun andere Wege und meint:
"Ich glaube auch, dass andere deutsche Unternehmen Frankreich aktiv angehen werden, wenn sie denn merken, dass auch da so was Ähnliches wie so'n Programm 2010 verabschiedet wird und dass die bürokratischen Hindernisse für freies Unternehmertum da ein bisschen reduziert würden."
Ein paar Daten dazu aus einem Report der deutschen Außenhandelsorganisation: Frankreich gehöre zu den teuersten Standorten weltweit, vor allem wegen der hohen Lohnnebenkosten. Sie lagen voriges Jahr bei durchschnittlich 35,00 Euro je Stunde. In Deutschland waren es 31,70 Euro. Der Mindestlohn liege bei durchschnittlich 9,53 Euro. Und der Arbeitsmarkt sei so rigide, dass Unternehmen ihre Gehaltssumme eher über einen Einstellungsstopp als über Gehaltskürzungen beeinflussen könnten. Deshalb steige die Arbeitslosigkeit.