Kammermusik von Franz Schubert
Gar nicht brav

Die frühen Violinsonaten von Franz Schubert werden bevorzugt im Rahmen der Hausmusik und in der Geigenstunde gespielt. Dass sie vollgültige Werke für den Konzertsaal sind, beweisen die Pianistin Liese Klahn und der Geiger Erich Höbarth auf ihrem neuen Album.

Am Mikrofon: Ulrike Timm | 25.09.2023
Idealisierte, nachkolorierte Zeichnung eines Mannes mit kurzem, dunklen, lockigem Haar und kleiner, rundlicher Brille.
Franz Schubert war zuhause in den bürgerlichen Salons, wo er seine neuen Werke präsentierte. (imago images / Leemage)
Erst zwanzig Jahre nach ihrer Entstehung erschienen die frühen Violinsonaten von Franz Schubert. Veröffentlicht wurden sie vom Wiener Verleger Anton Diabelli im Jahr 1836, als der Komponist schon verstorben war. Diabelli verkaufte sie als "Sonatinen", um eine geringere Schwierigkeit zu suggerieren und den Absatz der Noten zu steigern. Die fälschliche Benennung sorgte jedoch dafür, dass die Sonaten im Konzertleben ein Schattendasein führten. Ernst genommen und bis in den letzten Winkel ausgeleuchtet, entpuppen sich die Kompositionen des 19-jährigen Schubert als vollgültige Werke fern aller Geigenstundenbravheit. Melodien- und farbenreich, gelegentlich auch schroff, voller Schönheit und Schmerz zeigt sich hier bereits Schuberts persönliche Klangsprache.

Neue Deutschlandfunk-Produktion

Die Pianistin Liese Klahn und der Geiger Erich Höbarth haben Schuberts frühe "Sonaten für Fortepiano und Violine" jetzt auf einem Fortepiano von Nannette Streicher aus dem Jahr 1825 eingespielt. Das historische Instrument stammt aus der Sammlung der Klassik Stiftung Weimar. Ergänzt um die späte Arpeggione-Sonate mit Peter Hörr am Violoncello ist das Album in Zusammenarbeit von Deutschlandfunk, dem Label Ars Vobiscum und der Klassik Stiftung Weimar entstanden. Aufgenommen wurden die Werke im historischen Festsaal von Schloss Belvedere oberhalb Weimars.

Schubert Sonatas

Franz Schubert
Sonate für Fortepiano und Violine D-Dur, D 384
Sonate für Fortepiano und Violine a-Moll, D 385
Sonate für Fortepiano und Violine g-Moll, D 408
Sonate für Arpeggione und Fortepiano a-Moll, D 821

Erich Höbarth, Violine
Peter Hörr, Violoncello
Liese Klahn, Fortepiano

Aufnahme vom Juni 2022 im Festsaal Schloss Belvedere, Weimar

Diese Co-Produktion mit dem Deutschlandfunk und der Klassik Stiftung Weimar ist als Album beim Label Ars Vobiscum erschienen.