
Franz Liszt war Taufpate seiner Tochter. Mit Gustav Mahler gastierte er in New York. Mit Johannes Brahms, Max Bruch und Anton Rubinstein verband ihn eine enge Freundschaft. Xaver Scharwenka (1850 – 1924), der jüngere Bruder des ebenfalls als Komponist und Musikpädage geschätzten Philipp Scharwenka, war Hofpianist des österreichischen Kaisers und trat im Weißen Haus auf. An der Fifth-Avenue in New York und in Berlin gab es von ihm geleitete Konservatorien. Hier lernte auch der spätere Bundeskanzler Helmut Schmidt das Klavierspiel. Nicht zuletzt verdankt die deutsche Bildungslandschaft Xaver Scharwenka den Musikunterricht in seiner heutigen Form. Doch schon kurz nach seinem Tod im Jahr 1924 war er weitgehend vergessen.

Seit einigen Jahren bemüht sich die Xaver-Scharwenka-Stiftung in Bad Saarow in Brandenburg um eine Renaissance seines Werkes. Doch wie konnte es kommen, dass ein Künstler, der zu Lebzeiten weltweit als Klaviervirtuose gefeiert wurde, derart in Vergessenheit geriet? Wie konnte geschehen, dass der Komponist und herausragende Musikpädagoge Franz Xaver Scharwenka heute nur noch wenigen Musikkennern ein Begriff ist? Unser Autor Mirko Schwanitz hat sich auf die Suche nach Antworten gemacht.