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Bei den Wahlen in zwei Wochen könnte der rechtspopulistische Rassemblement National (RN) die absolute Mehrheit gewinnen, erklärte Cohn-Bendit. Insofern sei die Einschätzung des Kapitäns der französischen Fußball-Nationalmannschaft, Kylian Mbappé, richtig. Mbappé hatte vor dem EM-Spiel gegen Österreich mit Blick auf die Parlamentswahlen gesagt, er hoffe, dass er sich im Nationaltrikot weiterhin mit seinem Land identifizieren könne.
Mbappé stamme aus einem Pariser Vorort, dem sogenannten Banlieu, unterstrich Cohn-Bendit. Er kenne also die Probleme in den Vierteln. Der frühere Grünen-Politiker bezeichnete die Haltung der Franzosen als "schizophren". Man diskutiere, dass zu viele Migranten in der Nationalmannschaft seien. "Aber wenn es um die Ehre geht, wie bei einer Fußball-Europameisterschaft, ist es egal, wer auf dem Spielfeld steht. Hauptsache, Frankreich gewinnt."
Mbappé hatte sich vor den Parlamentswahlen in seinem Heimatland gegen Extremismus positioniert. Er sei gegen Ideen, die spalten, sagte Mbappé am Sonntag vor dem ersten EM-Spiel der Franzosen gegen Österreich gestern. Er verteidigte seinen Mannschaftskollegen Marcus Thuram, der zuvor explizit Stellung gegen den rechtspopulistischen Rassemblement National bezogen hatte. "Wir können etwas verändern. Wir haben die Zukunft unseres Landes in unserer Hand", sagte der 25-jährige Mbappé. "Ich rufe alle jungen Menschen auf, zur Wahl zu gehen." Mbappé sprach vor der Partie gegen Österreich von einem extrem wichtigen Spiel. Es gebe aber auch Dinge, die eine wesentlich größere Bedeutung hätten. "Dies ist ein wichtiger Moment in der Geschichte unseres Landes. Vielleicht ist er so wichtig wie noch nie."
Als Reaktion auf den Sieg des Rassemblement National bei der Europawahl hatte Frankreichs Präsident Macron die Nationalversammlung aufgelöst und eine vorgezogene Parlamentswahl angekündigt. Diese soll am 30. Juni stattfinden. Sollte in den jeweiligen Wahlkreisen kein Kandidat oder keine Kandidatin in der ersten Runde eine absolute Mehrheit holen, gibt es am 7. Juli eine Stichwahl.
Cohn-Bendit kritisierte Macrons Entscheidung für vorgezogene Neuwahlen. "Zu glauben, dass er in wenigen Wochen eine neue Mehrheit bekommt, ist rational nicht nachvollziehbar. Ich persönlich bin tief enttäuscht." Der ehemalige Fraktionsvorsitzende der Grünen im Europaparlament kündigte an, die Parteien zu unterstützen, die verhindern könnten, dass der RN eine Mehrheit bekommt.
Diese Nachricht wurde am 18.06.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.