Eine "Supermediathek" soll sie sein - in Frankreich gibt es demnächst eine senderübergreifende Plattform mit dem Namen "Salto". Angesichts des Erfolgs internationaler Streamingdienste wie Netflix oder Amazon Prime wollen sich die Sender besser aufstellen. Mit dabei sind das öffentlich-rechtliche France Télévisions und die beiden größten Privatsender TF1 und M6.
Die Wettbewerbsbehörden hatten "Salto" in der vergangenen Woche genehmigt - allerdings mit Auflagen, wie Korrespondent Jürgen König berichtet. Beschränkungen gebe es zum Bespiel bei den Lizenzen.
Das Messen mit US-Streaminganbietern
Auf der neuen Plattform sollen die linearen Inhalte aber auch das Video-On-Demand-Angebot der beteiligten Sender gebündelt werden. Darüber hinaus seien auch Eigenproduktionen geplant, vor allem Serien und Filme, sagte König im Dlf. Derzeit seien dafür rund 60 Millionen Euro vorgesehen.
Solche exklusiven Inhalte sollen die Plattform attraktiv für die Nutzer machen. Zu den Kunden könnten nicht nur Franzosen selbst werden sondern auch Menschen aus anderen französischsprachigen Ländern, vor allem auf dem afrikanischen Kontinent. Ein Abo werde zwischen fünf und acht Euro kosten, schätzt König.
Der Start der Plattform sei für 2020 vorgesehen - erst dann werde sich zeigen, ob die nationalen Sender den US-Streaminganbietern tatsächlich etwas entgegenzusetzen können. Die Deutschen könnten aus den Erfahrungen der Franzosen lernen, meint König.
Plattformen in Deutschland
In Deutschland hat der private Fernsehkonzern ProSiebenSat.1 gemeinsam mit Discovery schon einen einen ähnlichen Vorstoß gewagt wie "Salto" und mit "Joyn" im Juni 2019 ein umfassendes Streamingangebot lanciert. Auf der zunächst noch kostenlosen Plattform finden sich Inhalte von mehr als 50 Sendern, darunter auch von ARD und ZDF - @mediasres berichtete.
Auch das kostenpflichtige Angebot "Magenta TV", ehemals "EntertainTV" der Telekom ging 2018 mit zahlreichen öffentlich-rechtlichen Inhalten an den Start.
Mediatheken-Wirrwar der Öffentlich-Rechtlichen
Die Öffentlich-Rechtlichen selbst sind noch nicht so weit. Denn wer online Serien, Filme, Reportagen oder Nachrichten ihrer unterschiedlichen Sender schauen will, kann aktuell schnell den Überblick verlieren: ARD, Deutschlandfunk, ZDF, 3sat, Arte und die Deutsche Welle bieten ihr Programm seit langem mit eigenen Mediatheken und in unterschiedlichen Apps an. Seit 2016 gibt es außerdem die gebührenfinanzierte Online-Plattform "Funk" mit einem Angebot für Jugendliche und junge Erwachsene, im Oktober 2018 kam die App "KIKA.player" für Kinderformate hinzu.
Ende der SWR-Mediathek
Auch die meisten Dritten Programme der ARD haben eigene Mediatheken. Der SWR geht jedoch seit Anfang der Woche einen anderen Weg: Livestreams und Videos des Senders finden Nutzer nun nicht mehr in einer eigenen sondern in der ARD-Mediathek.
Auch wenn dies ein erster Schritt weg von der Zersplitterung der Mediatheken-Landschaft sein könnte - an einem einheitlichen Online-Angebot für die Inhalte der Öffentlich-Rechtlichen im Netz mangelt es bislang immer noch.
Der Traum von der "Supermediathek"
Der ARD-Vorsitzende Ulrich Wilhelm will deshalb schon länger seine Pläne einer übergreifenden Mediathek voranbringen. Diskutiert wird nicht nur eine Bündelung der öffentlich-rechtlichen Angebote. Wilhelm geht es auch darum, ein Gegengewicht zu US-Plattformen wie Facebook, Google und Youtube zu bilden. Die Vision: Eine EU-Supermediathek.