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Französische Plattform "Salto"
Vorbild für eine deutsche "Supermediathek"?

Wer in Deutschland das Angebot öffentlich-rechtlicher Sender im Netz nutzen will, kann bei den vielen Mediatheken schnell den Überblick verlieren. Während hierzulande deshalb noch über eine "Supermediathek" diskutiert wird, ist Frankreich schon einen Schritt weiter.

Jürgen König im Gespräch mit Stefan Fries |
Mann liegt auf der Couch und streckt die Fernbedienung in richtung Fernseher
Für viele Nutzer ist das Streamingangebot deutscher Sender noch immer ziemlich unübersichtlich (imago stock&people / Westend61)
Eine "Supermediathek" soll sie sein - in Frankreich gibt es demnächst eine senderübergreifende Plattform mit dem Namen "Salto". Angesichts des Erfolgs internationaler Streamingdienste wie Netflix oder Amazon Prime wollen sich die Sender besser aufstellen. Mit dabei sind das öffentlich-rechtliche France Télévisions und die beiden größten Privatsender TF1 und M6.
Die Wettbewerbsbehörden hatten "Salto" in der vergangenen Woche genehmigt - allerdings mit Auflagen, wie Korrespondent Jürgen König berichtet. Beschränkungen gebe es zum Bespiel bei den Lizenzen.
Das Messen mit US-Streaminganbietern
Auf der neuen Plattform sollen die linearen Inhalte aber auch das Video-On-Demand-Angebot der beteiligten Sender gebündelt werden. Darüber hinaus seien auch Eigenproduktionen geplant, vor allem Serien und Filme, sagte König im Dlf. Derzeit seien dafür rund 60 Millionen Euro vorgesehen.
Solche exklusiven Inhalte sollen die Plattform attraktiv für die Nutzer machen. Zu den Kunden könnten nicht nur Franzosen selbst werden sondern auch Menschen aus anderen französischsprachigen Ländern, vor allem auf dem afrikanischen Kontinent. Ein Abo werde zwischen fünf und acht Euro kosten, schätzt König.
Der Start der Plattform sei für 2020 vorgesehen - erst dann werde sich zeigen, ob die nationalen Sender den US-Streaminganbietern tatsächlich etwas entgegenzusetzen können. Die Deutschen könnten aus den Erfahrungen der Franzosen lernen, meint König.
Plattformen in Deutschland
In Deutschland hat der private Fernsehkonzern ProSiebenSat.1 gemeinsam mit Discovery schon einen einen ähnlichen Vorstoß gewagt wie "Salto" und mit "Joyn" im Juni 2019 ein umfassendes Streamingangebot lanciert. Auf der zunächst noch kostenlosen Plattform finden sich Inhalte von mehr als 50 Sendern, darunter auch von ARD und ZDF - @mediasres berichtete.
Direkt aufs Handy: die Streaming-Plattform Joyn wird als Schriftzug auf einem Smartphone angeziegt
Neue Plattform Joyn
Noch kein deutsches Netflix
Der deutsche Streaming-Dienst Joyn stellt zum Start die eigenproduzierte Serie "23 Morde" vor. Qualitativ ist das meilenweit weg von Netflix und Co. – aber das muss noch nichts heißen und beweist vor allem schlechtes Timing.
Auch das kostenpflichtige Angebot "Magenta TV", ehemals "EntertainTV" der Telekom ging 2018 mit zahlreichen öffentlich-rechtlichen Inhalten an den Start.
Mediatheken-Wirrwar der Öffentlich-Rechtlichen
Die Öffentlich-Rechtlichen selbst sind noch nicht so weit. Denn wer online Serien, Filme, Reportagen oder Nachrichten ihrer unterschiedlichen Sender schauen will, kann aktuell schnell den Überblick verlieren: ARD, Deutschlandfunk, ZDF, 3sat, Arte und die Deutsche Welle bieten ihr Programm seit langem mit eigenen Mediatheken und in unterschiedlichen Apps an. Seit 2016 gibt es außerdem die gebührenfinanzierte Online-Plattform "Funk" mit einem Angebot für Jugendliche und junge Erwachsene, im Oktober 2018 kam die App "KIKA.player" für Kinderformate hinzu.
Eine junge Frau sieht sich die Mediathek-App "Kita-Player" an. Ab Herbst 2018 soll die App zum Download bereit stehen.
Öffentlich-rechtliche Mediatheken
Vom Wildwuchs zur Mega-Plattform?
Der Konkurrenz von YouTube, Netflix und Co. wollen die Öffentlich-Rechtlichen ein eigenes umfassendes Angebot entgegensetzen. Doch davon sind die Rundfunkanstalten noch weit entfernt.
Ende der SWR-Mediathek
Auch die meisten Dritten Programme der ARD haben eigene Mediatheken. Der SWR geht jedoch seit Anfang der Woche einen anderen Weg: Livestreams und Videos des Senders finden Nutzer nun nicht mehr in einer eigenen sondern in der ARD-Mediathek.
Auch wenn dies ein erster Schritt weg von der Zersplitterung der Mediatheken-Landschaft sein könnte - an einem einheitlichen Online-Angebot für die Inhalte der Öffentlich-Rechtlichen im Netz mangelt es bislang immer noch.
Der Traum von der "Supermediathek"
Der ARD-Vorsitzende Ulrich Wilhelm will deshalb schon länger seine Pläne einer übergreifenden Mediathek voranbringen. Diskutiert wird nicht nur eine Bündelung der öffentlich-rechtlichen Angebote. Wilhelm geht es auch darum, ein Gegengewicht zu US-Plattformen wie Facebook, Google und Youtube zu bilden. Die Vision: Eine EU-Supermediathek.
Ulrich Wilhelm spricht nach einer Sitzung der ARD-Intendanten während einer Pressekonferenz. Im Hintergrund ist das ARD-Logo auf blauem Untergrund zu sehen.
Konkurrenz für US-Plattformen
Kommt die EU-Supermediathek?
Kann es ein europäisches Gegengewicht zu Facebook, Google, Youtube geben? Ja, meint der Intendant des Bayerischen Rundfunks Ulrich Wilhelm, und zwar in Form einer europäischen Medienplattform.