Er war Außen- ,Verteidigungs- , Premierminister, musste sich vor vielen Jahren vor Gericht wegen unlauterer Parteienfinanzierung verantworten, hat vor Kurzem, mit zwei anderen Ex-Regierungschefs, die Interimsleitung der angeschlagenen Partei UMP übernommen, ist gerade unangefochten wieder zum Bürgermeister von Bordeaux gewählt worden, und: Er ist der populärste Politiker Frankreichs.
"Populär, weil ich nicht spalte, Frankreichs Vorzüge benenne, aber ich mache mir keine Illusionen, ich bin ein wenig im Hintergrund, auch das fördert die Popularität."
Erklärte Juppé unlängst in einem Radiointerview.
"Ich habe mich entschieden, zu kandidieren"
Heute Morgen ließ er über seinen Internet-Blog wissen, dass er als Kandidat für die Präsidentschaftswahlen 2017 antreten wolle, dass er die Kräfte der Rechten und des Zentrums um sich sammeln wolle, um dem Front National und den Sozialisten die Stirn zu bieten.
"Ich habe mich entschieden, zu kandidieren", schreibt der 69 Jahre alte Politiker. Damit geht ein Schwergewicht der konservativen Partei ins Rennen um den Élysée-Palast. Der Zeitpunkt für die Ankündigung ist klug gewählt, heute kommt Frankreichs politische Klasse offiziell aus den Sommerferien zurück, das Kabinett der regierenden Sozialisten tagte und quält sich mit Rekordarbeitslosigkeit, Nullwachstum und Schulden, die aus dem Ruder laufen.
Liebeserklärung an Europa
Die Glaubwürdigkeit Frankreichs wieder herstellen, das ist ein Motto, mit dem Alain Juppé seit geraumer Zeit durchs Land reist und schon lange zeichnete sich ab, dass derlei Sätze der eigenen Profilschärfung, dem eigenen Wahlkampf Richtung Präsidentenpalast dienten.
Juppé hat unlängst eine "Liebeserklärung an Europa" abgegeben, "Europa schützt uns", sagte er etwa, wie müssen mehr, über die Vorteile reden und reden dürfen.
"Es ist sehr schwierig über Europa zu sprechen und gehört zu werden, es sei denn, man kritisiert es und sagt, was alles nicht funktioniert."
Andere in seiner Partei, die ebenfalls Richtung Élysée schielen, geben sich deutlich europaskeptischer, insofern ist mit der heutigen Ankündigung Juppés auch das Rennen um Inhalte der Konservativen Frankreichs eröffnet.
Juppé äußert sich vor Sarkozy
Juppé stiehlt dem Mann die Show, der nach eigenem Bekunden Ende August, Anfang September sagen will, was er plant: Nicolas Sarkozy, der mit dem Gedanken spielt, zunächst Parteichef und dann doch noch einmal Präsident zu werden. Jener Sarkozy also, dessen Finanzgebaren im Wahlkampf im 2012 die Partei an den Rand des Ruins gebracht hat, der zuletzt wegen Korruptionsverdachts in Polizeigewahrsam war, und der seine Partei nicht zur Ruhe kommen lässt.
Juppé und ein offenes Auswahlverfahren
Während Sarkozy durchblicken ließ, eine parteiinterne Vorwahl für die Präsidentschaftskandidatur 2017 sei unter seiner Würde, will sich der Bürgermeister von Bordeaux einem offenen Auswahlverfahren stellen. Das hieße, alle Franzosen, nicht nur UMP-Mitglieder, könnte dann abstimmen, ob sie Juppé als Kandidat ins Rennen schicken wollen oder nicht. Angesichts seiner Popularitätswerte hätte Juppé damit gute Chancen, jemanden wie Sarkozy aus dem Rennen zu werfen.