Thomas Schütte und die Frauen – diese ertragreiche Geschichte geht auf die späten 90er-Jahre zurück. Damals begann der Düsseldorfer Maler und Bildhauer, das Sujet in kleinen Keramikfiguren auszuprobieren und durchzuspielen. Keramik war seinerzeit hoffnungslos anachronistisch und ist es noch heute. Angesagt waren in den Neunzigern Strömungen wie die Kontextkunst oder die neue Avantgarde der Düsseldorfer Fotoschule. Damit hatten Schüttes Motive von Frauen-Torso und Büste wenig zu tun. Aber gerade die Absage an die herrschende Auslegung dessen, was in der Kunst als "aktuell" zu gelten habe, machte seine Studien interessant. Heute zählt der Eigenbrötler zu den meistgefragten Künstlern des Ausstellungsbetriebes, sicherlich auch deswegen, weil Schütte sich niemals vorschreiben ließ, wie ein "modernes", "zeitgenössisches" Kunstwerk auszusehen hat.
In eben dieser Haltung ließ Schütte um 1997 improvisiert wirkende Figürchen entstehen: liegende, sitzende, kniende Frauen. Er schuf Körper, die in sich verdreht oder verknotet sind, die kauern, sich aufrichten, die Beine übereinanderschlagen oder auch einfach plattgedrückt und malträtiert sind. Schütte glasierte sie in leuchtenden Farben und erklärte die Spielereien somit zu eigenständigen Werken. Bald entdeckte er die weiterreichenden Optionen, die in den kleinen Studien steckten. Er realisierte sie als monumentale Skulpturen aus Bronze, wie sie von den Klassikern bekannt sind, von Rodin und Maillol, von Picasso und Henry Moore. Doch stellt sich niemals der Eindruck ein, hier wolle sich ein Künstler von heute in eine berühmte Ahnengalerie einschreiben: Jegliche großsprecherische Attitüde eines Markus Lüpertz geht Schütte vollständig ab.
Nicht nur als Bronzen ließ er seine Frauen ins Leben treten, sondern auch aus poliertem Stahl, aus Aluminium oder jenem Corten-Stahl, den ein modernistischer Bildhauer wie Richard Serra bevorzugt und der sich durch seine Rostschicht auf der Oberfläche auszeichnet. Diese gewährleistet einen wahrlich herben Charme. Einige Aluminium-Frauen von Schütte posieren gar im Metallic-Look, beschichtet mit einem kostspieligen japanischen Autolack, der die Farben betörend changieren lässt. Eine solche Farbhaut findet sich bestimmt auch bei einem Jeff Koons. Doch Schüttes Banalität der Schönheit ist schmerzhafter, eben existenzieller als die des kapitalverliebten Neo-Pop à la Jeff Koons.
Insgesamt achtzehn große Frauen sind im Werk Schüttes bislang entstanden, allesamt vereint nun in einer sehenswerten Schau im Museum Folkwang. Schütte präsentiert sie auf flachen Tischen aus kantigem rohem Stahl. Damit entwickelt er eine unverwechselbare und innovative Form des Sockels, der seinerseits bestechende skulpturale Qualitäten aufweist. Alle diese Sockel haben dieselbe Größe, sie verleihen der gesamten Ausstellung Rhythmus und einen überzeugenden Gleichklang.
Schütte versucht sich mit Akt, Torso und Büste an Dingen, die andere als peinlich empfinden mögen, und er bezieht ausdrücklich die Möglichkeiten von Irrtum und Scheitern in seine Arbeit ein. Auch das, was im Atelier danebengeht, kann Möglichkeiten eröffnen, Wege und Auswege anzeigen, spätere Überraschungen bereithalten. Wie lassen sich also Fehler in den eigenen Ansatz einbauen, um noch aus ihnen Mehrwert erzielen zu können? Auf welche Weise können vermeintlich überkommene Qualitäten wie handwerkliches Können und manuelle Perfektion in die Gegenwart gerettet werden? Die produktive Unsicherheit, die aus diesen Fragen spricht, gibt Schütte direkt an den Betrachter weiter. Dabei ist er nicht bereit, das Pathos und die großen Gesten der Kunstgeschichte preiszugeben. Auch deshalb geht er sehr sparsam mit der Ironie der Postmoderne um.
Seine Sehnsucht nach der Kunstgeschichte gleicht in mancher Hinsicht der seines früheren Düsseldorfer Akademielehrers Gerhard Richter. Auch Richter malt romantische Porträts, Landschaften und Stillleben in dem Bewusstsein, dass Romantik heute leicht in Kitsch übergeht. Ähnlich wie der Kölner Maler sucht Schütte in der Tradition Rückhalt für das künstlerische Tun hier und jetzt, ohne in Nostalgie zu verfallen. Seine Frauen gehen auf eine Verlusterfahrung zurück, die Schütte produktiv macht, um daraus sein Kapital zu schlagen.
In eben dieser Haltung ließ Schütte um 1997 improvisiert wirkende Figürchen entstehen: liegende, sitzende, kniende Frauen. Er schuf Körper, die in sich verdreht oder verknotet sind, die kauern, sich aufrichten, die Beine übereinanderschlagen oder auch einfach plattgedrückt und malträtiert sind. Schütte glasierte sie in leuchtenden Farben und erklärte die Spielereien somit zu eigenständigen Werken. Bald entdeckte er die weiterreichenden Optionen, die in den kleinen Studien steckten. Er realisierte sie als monumentale Skulpturen aus Bronze, wie sie von den Klassikern bekannt sind, von Rodin und Maillol, von Picasso und Henry Moore. Doch stellt sich niemals der Eindruck ein, hier wolle sich ein Künstler von heute in eine berühmte Ahnengalerie einschreiben: Jegliche großsprecherische Attitüde eines Markus Lüpertz geht Schütte vollständig ab.
Nicht nur als Bronzen ließ er seine Frauen ins Leben treten, sondern auch aus poliertem Stahl, aus Aluminium oder jenem Corten-Stahl, den ein modernistischer Bildhauer wie Richard Serra bevorzugt und der sich durch seine Rostschicht auf der Oberfläche auszeichnet. Diese gewährleistet einen wahrlich herben Charme. Einige Aluminium-Frauen von Schütte posieren gar im Metallic-Look, beschichtet mit einem kostspieligen japanischen Autolack, der die Farben betörend changieren lässt. Eine solche Farbhaut findet sich bestimmt auch bei einem Jeff Koons. Doch Schüttes Banalität der Schönheit ist schmerzhafter, eben existenzieller als die des kapitalverliebten Neo-Pop à la Jeff Koons.
Insgesamt achtzehn große Frauen sind im Werk Schüttes bislang entstanden, allesamt vereint nun in einer sehenswerten Schau im Museum Folkwang. Schütte präsentiert sie auf flachen Tischen aus kantigem rohem Stahl. Damit entwickelt er eine unverwechselbare und innovative Form des Sockels, der seinerseits bestechende skulpturale Qualitäten aufweist. Alle diese Sockel haben dieselbe Größe, sie verleihen der gesamten Ausstellung Rhythmus und einen überzeugenden Gleichklang.
Schütte versucht sich mit Akt, Torso und Büste an Dingen, die andere als peinlich empfinden mögen, und er bezieht ausdrücklich die Möglichkeiten von Irrtum und Scheitern in seine Arbeit ein. Auch das, was im Atelier danebengeht, kann Möglichkeiten eröffnen, Wege und Auswege anzeigen, spätere Überraschungen bereithalten. Wie lassen sich also Fehler in den eigenen Ansatz einbauen, um noch aus ihnen Mehrwert erzielen zu können? Auf welche Weise können vermeintlich überkommene Qualitäten wie handwerkliches Können und manuelle Perfektion in die Gegenwart gerettet werden? Die produktive Unsicherheit, die aus diesen Fragen spricht, gibt Schütte direkt an den Betrachter weiter. Dabei ist er nicht bereit, das Pathos und die großen Gesten der Kunstgeschichte preiszugeben. Auch deshalb geht er sehr sparsam mit der Ironie der Postmoderne um.
Seine Sehnsucht nach der Kunstgeschichte gleicht in mancher Hinsicht der seines früheren Düsseldorfer Akademielehrers Gerhard Richter. Auch Richter malt romantische Porträts, Landschaften und Stillleben in dem Bewusstsein, dass Romantik heute leicht in Kitsch übergeht. Ähnlich wie der Kölner Maler sucht Schütte in der Tradition Rückhalt für das künstlerische Tun hier und jetzt, ohne in Nostalgie zu verfallen. Seine Frauen gehen auf eine Verlusterfahrung zurück, die Schütte produktiv macht, um daraus sein Kapital zu schlagen.