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Frauen beim Darts
"Ein gutes Stück von eigener Tour entfernt"

Party, abenteuerliche Verkleidungen und großer Sport. Das ist die Darts-Weltmeisterschaft. Die läuft seit einer Woche im Londoner Alexandra Palace. Mit dabei sind auch zwei Frauen, die durchaus für Furore gesorgt haben. Von Gleichberechtigung im Dartssport kann aber keine Rede sein.

Von Kevin Barth |
London: Darts: WM im Alexandra Palace. Fallon Sherrock hebt den Arm zum Abwurf eines Dart-Pfeils. Rechts im Hintergrund ihr Gegener Evetts.
Fallon Sherrock schreibt Darts-Geschichte. (PA Wire/ Steven Paston)
Wenn bei der Darts-Weltmeisterschaft eine Frau auf der Bühne steht, herrscht Ausnahmezustand im Publikum. Das ist durchaus eine Herausforderung für die männlichen Gegner und nicht jeder hält stand. Fallon Sherrock bezwang am Mittwoch sensationell ihren Landsmann Ted Evetts in einer hochklassigen Partie. Damit ist sie die erste Dame überhaupt, die bei dieser Weltmeisterschaft in die zweite Runde einziehen konnte. Sherrock ist in der Weltrangliste der Damen die Nummer Zwei. Trotzdem ist es für sie nicht einfach, von ihrem Sport zu leben, sagt sie:
"Es ist schon hart, aber ich kriege es hin. Es ist nicht das große Geld, aber es reicht. Es würde gut funktionieren, wenn man jedes Turnier gewinnen würde. Und ein bisschen mehr Geld wäre natürlich auch nicht schlecht."
Zum zweiten Mal hat die Professional Darts Corporation zwei Frauen zu ihrer Weltmeisterschaft eingeladen. Dafür wurde eine eigene Qualifikation ausgerichtet. Die Einladung für zwei Frauen zum größten Turnier der Welt ist Teil der PR-Strategie. Tatsächlich berichtete sogar die New York Times über den Sieg von Fallon Sherrock. Eigentlich stehen die Turniere dieser Organisation für beide Geschlechter offen. Es konnte sich aber noch keine Frau wirklich dort durchsetzen.
Sponsoren und Show-Abende sorgen für Lebensunterhalt
Beim Konkurrenzunternehmen, der British Darts Organisation, gibt es eine eigene Weltmeisterschaft für die Damen. Dort hat die letzte Weltmeisterin rund 15.000 Euro erhalten. Der männliche Titelträger kassiert achtmal so viel. Das liegt daran, dass dieser Organisation die Männer deutlich wichtiger sind. Noch dazu ist das Niveau bei den Spielen der Damen oft deutlich niedriger und daher unattraktiver für den Zuschauer.
Laut Laura Turner können nur wenige Frauen genug Geld als Dartsprofi verdienen. Sie arbeitet während der Weltmeisterschaft der Professional Darts Corporation als TV-Expertin. Turner sagt: "Eine Handvoll kann davon leben. Darunter die ehemalige Weltmeisterin Lisa Ashton und auch Fallon Sherrock. Das sind diejenigen, die es schaffen, wobei ich nicht genau sagen kann, wie sie es machen. Es funktioniert nicht über Preisgelder, es sind mehr die anderen Dinge.
Also Sponsoren, oder Buchungen für Show-Abende. Diese Dinge kommen nur für die Damen, die im Rampenlicht stehen. Ich selbst bekomme diese zusätzlichen Einkünfte normalerweise nicht, weil ich keinen WM-Titel gewonnen habe. Es läuft nicht viel Frauen-Darts im TV, deshalb muss man solche Möglichkeiten einfach ergreifen."
Der deutsche Dartsprofi Max Hopp.
Mentaltrainer zur Darts-WM - "Darts spielt sich sehr stark im Kopf ab" - Wahrnehmen, wie die Luft durch die Nase ein- und ausströmt – das ist laut Markus Koch eine gute Idee für den Moment, in dem ein Dartsspieler den Pfeil wirft. Schlecht dagegen: Zweifeln oder sich unter Druck setzen. "Dann gehorcht mir der Körper nicht", sagte der Mentaltrainer im Dlf.
"Es braucht mehr Geld für Damen"
Für Turner ist Dartsspielen ein Hobby. Sie hat einen ganz normalen Job. Und das obwohl sie bald zum zweiten Mal an der Frauen-WM teilnimmt. Wie viele Spielerinnen es weltweit gibt, ist nicht bekannt. In der Weltrangliste der Damen sind zurzeit etwa 450 aufgeführt. Bei den Männern sind es über 1.500. Da es bislang kaum weibliche Profis gibt, ist es schwierig, dauerhaft mit den Herren mitzuhalten. Deshalb fordert Laura Turner Verbesserungen für ihren Sport:
"Es braucht mehr Geld für die Damen. Es braucht nicht die volle Gleichberechtigung, weil deutlich weniger Frauen spielen. Wenn wir allerdings über die Weltspitze reden, ist da ein so großer Abstand vorhanden. Der muss kleiner werden, um mehr Frauen zu ermutigen und ihnen zu erlauben, den Sport professionell auszuüben."
London: Darts: WM im Alexandra Palace.Fallon Sherrock hebt beide Arme in die Luft und jubelt.
Fallon Sherrock freut sich über das Erreichen der zweiten Runde bei der Dart-WM (PA Wire/Steven Paston)
Für eine bessere Situation der Damen könnte die Professional Darts Corporation sorgen. Dort wäre wohl genug Geld für eigene Turniere vorhanden. Bislang hält man sich dort aber zurück. Geschäftsführer Matt Porter möchte bei diesem Thema nichts versprechen:
"Ich denke wir sind noch ein gutes Stück davon entfernt, eine eigene Tour für die Damen einzurichten. So etwas braucht eine gewisse Zahl an Spielerinnen, die regelmäßig daran teilnehmen, um das auch rechtfertigen zu können. Es muss uns auch etwas bringen, wir machen es nicht nur, um es gemacht zu haben. Es ist nichts, was wir ausschließen. Wir werden Gespräche mit den betreffenden Leuten führen und dann sehen, wo uns die nächsten Jahre hinbringen."
"Keine magischen Antworten"
Es ist also weiter Geduld gefragt. Mit dem großen Erfolg von Fallon Sherrock ist vielleicht ein Grundstein gelegt. Die perfekte Vision für die Zukunft hat aber auch Laura Turner nicht:
"Ich habe keine magischen Antworten, aber ich wünschte, ich hätte sie. unser Sport befindet sich in einer schwierigen Lage. Frauen werden weiter spielen und das Beste aus den aktuellen Möglichkeiten machen. Hoffentlich denkt ein Sponsor irgendwo da draußen: ‚Mir gefällt diese Idee‘ und dann könnten wir Geld von außen bekommen."