Spannung in Frauen-Bundesliga
Fußballerin Specht: "Nicht so vorhersehbar"

Die Fußball-Bundesliga der Frauen wird in diesem Jahr nicht nur von den Topteams aus Wolfsburg und München dominiert. Stattdessen herrscht Spannung. Diese helfe, der Liga mehr Aufmerksamkeit zu verleihen, sagte Expertin Michaela Specht im Dlf.

Michaela Specht im Gespräch mit Matthias Friebe |
Georgia Stanway vom FC Bayern München und Cornelia Kramer Bayer 04 Leverkusen im Zweikampf.
Der FC Bayern München und Bayer 04 Leverkusen bestreiteten das Topspiel am 7. Spieltag der Frauen-Bundesliga. (IMAGO / DeFodi / IMAGO / Oliver Kaelke / DeFodi Images)
Es ist fast ein ungewohntes Bild in der Frauen-Bundesliga: Nach sieben Spieltagen marschieren nicht nur die beiden Topteams FC Bayern München und VfL Wolfsburg vorneweg. Auch Eintracht Frankfurt, Bayer 04 Leverkusen und der SC Freiburg mischen vorne mit. Selbst RB Leipzig auf Rang sieben ist in Schlagdistanz zur Spitzengruppe.
"Das macht es spannender für die Zuschauer. Es ist nicht so vorhersehbar", sagte Michaela Specht im Deutschlandfunk. Specht spielte selbst jahrelang in der Frauen-Bundesliga für die TSG Hoffenheim, ist heute als Spielertrainerin für die zweite Mannschaft von Eintracht Frankfurt aktiv und arbeitet nebenbei als TV-Expertin.
Michaela Specht
Michaela Specht spielte in der Frauen-Bundesliga für die TSG Hoffenheim. (IMAGO / Eibner / IMAGO / Eibner-Pressefoto / Memmler)
Diese Spannung helfe auch generell, die Liga attraktiver zu machen und mehr Aufmerksamkeit zu generieren, sagte Specht. Doch auch Zugpferde wie Wolfsburg und Bayern seien wichtig für die Liga. "Es ist meine Mischung aus allem", sagte Specht.

Keine Spannung im Tabellenkeller

Während oben Spannung herrscht, geht es im Tabellenkeller weniger spannend zu. Die noch sieglosen Teams aus Jena und Köln haben den Anschluss an die vorderen Plätze bereits verloren. Noch schlimmer sieht es bei Aufsteiger Turbine Potsdam aus, der mit null Punkten und null Toren auf dem letzten Tabellenplatz steht. "Da sieht man einfach, dass die Infrastruktur nicht dem entspricht, was es benötigt, um in der ersten Liga konkurrenzfähig zu sein."
Kommt die geplante Aufstockung von aktuell zwölf auf dann 14 Teams in der kommenden Saison also zu früh? Das glaubt Specht nicht: "Mit Union Berlin und dem 1. FC Nürnberg hat man in der zweiten Liga schon jetzt zwei Vereine, die professionell arbeiten und mit den Strukturen auch in der ersten Liga konkurrenzfähig sind. Da kann man mit der Aufstockung Vereinen wie Union ein Stück weit das zurückgeben, was sie investieren."

Anschluss an Männer-Vereine: SGS Essen als Ausnahme

Union Berlin und der 1. FC Nürnberg sind jedoch auch wieder zwei Vereine, die an einen Männer-Profiverein angedockt sind. Turbine Potsdam ist dagegen noch ein reiner Frauenfußball-Verein. Dass es aber nicht dringend einen Männer-Verein im Rücken braucht, zeige laut Specht das Beispiel SGS Essen. "Sie sind jetzt im Sommer den Schritt gegangen, dass sie als erste Mannschaft ausgegliedert wurden und haben so sehr professionelle Bedingungen schaffen können, mit mehr finanziellen Mitteln. Also das ist eine Möglichkeit, allerdings muss das Umfeld passen. Und in Essen gibt sehr viele sportbegeisterte Sponsoren." Die SGS sei deshalb eine Ausnahme, sagte Specht.

Keine Überraschungen im DFB-Kader

In der kommenden Woche macht die Bundesliga aber eine Pause. Es stehen Länderspiele an. Für die DFB-Frauen sind es die ersten Spiele unter dem neuen Trainer Christian Wück, der nach den Olympischen Spielen von Horst Hrubesch übernommen hatte. In seinem ersten Kader sieht Specht "relativ wenige Überraschungen. Er setzt da schon weiterhin auf Konstanz." Nur in der Abwehr sehe Specht noch Probleme.
Zum ersten Mal gibt es nun auch eine U23-Nationalmannschaft der Frauen. Diese sieht Specht auch als "Schattenkader" für Wücks A-Nationalmannschaft. "Das wird er genau beobachten und vielleicht da auch die ein oder andere Spielerin noch mit zum Lehrgang nehmen."
Als Trainer der U17-Nationalmannschaft stand Christian Wück für attraktiven Offensivfußball. Diesen Ansatz erwartet Specht nun auch bei der Frauen-Nationalmannschaft: "Dass man sich bewusst ist, dass man jetzt vielleicht nicht die beste Abwehr hat, aber vorne und vor allem im Mittelfeld große Qualität hat."