Dana Rösiger gehört zu den Organisatorinnen des Discover Football Festivals. Im Willy-Kressmann-Stadion in Kreuzberg stehen in fünf Tagen rund 100 Spielerinnen aus der ganzen Welt auf dem Platz. In gemischten Teams.
"Dass sie lernen müssen, sich untereinander auszutauschen, zu kommunizieren um auch auf dem Spielfeld gut miteinander zu funktionieren und damit wird auch der Fair-Play-Gedanke weitergetragen."
Kaffee-Service für herausragende Leistungen im Fußball
Ein paar Regentropfen verwandeln sich in einen Platzregen, das Spiel muss abgebrochen werden. Organisatorinnen, Gäste und Spielerinnen drängen unter das Vordach am Eingang Katzbachstraße. Mittendrin steht Petra Landers. Wäre der Frauenfußball so populär wie der Männerfußball, wäre sie ein Star, eine Fußballlegende. Beim allerersten Spiel der deutschen Nationalmannschaft der Frauen steht sie auf dem Platz, spielt 15 Länderspiele und gewinnt 1989 die Europameisterschaft. Zum Dank gab es dafür vom DFB ein Kaffee-Service.
"Ich habe es anfangs ignoriert, es blieb in den Kartons. Ich muss auch dazu sagen, das wurde uns nicht überreicht, das wurde uns zugeschickt durch einen Paketdienst. Und es geht jetzt immer wieder rum, von Ausstellung zu Ausstellung oder mal ins Museum."
Die geblümten Tassen sind längst zum Symbol für die Ignoranz und Missachtung des Frauenfußballs in Deutschland geworden. Ein Witz über den die Nationalspielerinnen von heute lachen. Landers wurmt das bis heute.
"Mir fehlt vor allem die Anerkennung, vor allem vom DFB. Wir haben nach der Arbeit trainiert, wir sind nach der Arbeit zu den Spielen gegangen, wir haben zwei Jobs erledigt und ohne Geld zu kassieren. Also kann man uns wenigstens diese Anerkennung geben, dass wir den Startschuss für den Frauenfußball hier im Land geschaffen haben."
Echte Anerkennung, das hieße für die 29-jährige Pascal Furaha aus dem kenianischen Mombasa: gleiche Bezahlung.
"Weil sich in dieser Welt alles um Geld dreht. Wir spielen denselben Ball, dieselbe Technik, wir sollten gleichermaßen bezahlt werden."
Kaum Anerkennung in Afrika
Die Ex-Spielerin und heutige Schiedsrichterin zahlt drauf. Damit sie sich den Sport leisten kann, hat sie einen kleinen Laden für Computerspiele. Frauenfußball in Kenia und anderen afrikanischen Ländern werde häufig nicht von den professionellen Strukturen des globalisierten Fußballgeschäfts, sondern von NGOs und Frauenorganisationen gefördert und finanziert. Dass ihr Sport in Kenia einen schlechten Stand hat, sei auch Schuld der FIFA sagt Furaha.
"Weil die FIFA Frauenfußball nicht wertschätzt. Wäre das anders, wären die Stadion voll."
In Kenia kennt man offenbar ein Argument, dass auch in der deutschen Debatte um die Gehälter von Spielerinnen ins Feld geführt wurde. Frauen könnten bei der Bezahlung nicht gleichziehen mit männlichen Kollegen, weil der Frauenfußball weniger einspielt. So formulierte es auch Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg gegenüber der BILD-Zeitung. Deutsche Profispielerinnen äußersten sich ähnlich. Eine Position, die im Willy-Kressmann-Stadion in Kreuzberg kaum Anhängerinnen findet.
"Ich denke, wir verdienen dieselbe Bezahlung für unsere Arbeit. Aber das wichtige ist auch zu wissen, wohin man mit der Gleichheit will. Ich glaube, es gibt viele Dinge im kommerzialisierten Männersport, der für das Spiel der Frauen nicht gut wären."
Juliana Roman Lozano kommt aus Argentinien. Eine Fußball-Nation, die Diego Maradona und heute Lionel Messi verehrt, aber den Frauenfußball beinahe verachtet. Nicht mal der Zugang zu einem Fußballplatz sei für Frauen selbstverständlich, sagt die Trainerin Lozano. Dennoch: Frauen im Fußball eint nicht nur die Forderung nach gleicher Bezahlung, sondern auch der Wunsch, dass Frauenfußball anders bleibt.
Frauenfußball ist anders
Friederike Möller Bhering, Spielerin beim DFC Kreuzberg: "Mit der Kommerzialisierung hat der Männerfußball eigentlich eine Richtung eingeschlagen, die wir schön finden, dass es sie im Frauenfußball noch nicht gibt. Der Frauenfußball soll natürlich mehr Anerkennung bekommen und die Löhne sollen auch gerechter werden. Aber viele wünschen sich trotzdem, dass das Familiäre erhalten bleibt, dass die Solidarität erhalten bleibt, dass die günstigen Eintrittspreise erhalten bleiben. Das ist eine Zukunft, die bei dem Fußball, den wir im Fernsehen sehen, eigentlich nicht existiert."
Frauenfußball ist anders, sagt auch Monika Staab. Wie Landers gehört sie zur ersten Generation deutscher Fußballerinnen. Rebellionen wie hier habe es im Männerfußball nie gegeben.
"Amerika ist ja ein gutes Beispiel, die wollen ja jetzt einen Prozess gegen den Verband, eine Hegerberg, die einfach sagt, ich spiele nicht für die Nationalmannschaft , weil da einfach Ungerechtigkeiten sind. Dänemark hat es verpasst, bei der WM dabei zu sein, weil sie einfach gestreikt haben."
Selbst gestalten, kämpfen und sich dabei nicht auf die Verbände verlassen, rät sie den Fußballerinnen von Morgen.