Natürlich seien die auf Social-Media-Kanälen getätigten Aussagen gegenüber Frauen im Sportjournalismus oft ehrabschneidend, menschenverachtend und sexistisch. Man müsse aber überlegen, ob man nicht die Stimmen Einzelner überhöhen und in der Quantität überschätzen würde. "Es ist augenfällig, dass es sich vor allem um Männersport dreht, in erster Linie um König Fußball, der da doch eine ganze Reihe von Ressentiments bei manchem Fan aufploppen lässt", erklärte Michael Schaffrath im Dlf.
Bei der Europameisterschaft 2016 in Frankreich, habe das ZDF endlich den Schritt gewagt, mit Claudia Neumann eine Frau ein Männerfußballspiel bei einem großen Tunier kommentieren zu lassen. Dieser Schritt sei längst überfällig und etwas Neues gewesen. Manche Leute habe dies irritiert, dabei kommentierten Frauen im Radio schon seit Jahren sehr erfolgreich Fußballspiele, meint Schaffrath: "Was wir jetzt da vor zwei Jahren erlebt haben und jetzt wieder erleben, dass ist schon von einer besonderen Pikanterie und absolut nicht zeitgemäß."
Man müsse mal darüber nachdenken, warum große Medienhäuser immer so täten, als ob die Beschäftigung von Frauen in der Sportberichterstattung ein großes Risiko darstelle. "Ich finde, es ist für den Sportjournalismus eher eine Chance, wenn man Frauen stärker einbindet und eben auch auf so verantwortungsvollen Positionen einsetzt", sagt Michael Schaffrath. Davon würde das gesamte Sportsystem und die Sportberichterstattung profitieren.
Geschlechtsneutral bewerten
Elisabeth Schlammerl, freie Sportredakteurin für die FAZ, hat sich auf Spiegel Online zu Wort gemeldet: "Meine These ist, dass die hübschen jungen Frauen im Fernsehen, die moderieren und Interviews führen und dabei trotz Knopf im Ohr manchmal deutliche Defizite im Fachwissen offenbaren, den Frauen in diesem Beruf eher schaden." Die Einwürfe von Elisabeth Schlammerl seien hinterfragbar und fragwürdig: "Wenn man aus diesem Schubladendenken nicht rauskommt, mal versucht das etwas geschlechtsneutraler zu bewerten und sich anzugucken, dann kommt man in der Diskussion auch nicht weiter", findet Michael Schaffrath.
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