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Frauen im Weltall
Knallhartes Auswahlverfahren

Bereits elf deutsche Männer sind im Weltall gewesen - aber noch nie eine deutsche Frau. Das soll sich ändern. Das Ziel: Spätestens 2020 soll die erste deutsche Astronautin auf die Internationale Raumstation ISS fliegen. Jetzt starten die letzten Auswahlrunden.

Von Almuth Knigge |
    Ein Bild der Nasa zeigt die Raumstation ISS über der Erde.
    Mitte März 2017 soll sie gefunden sein: Deutschlands erste Frau fürs All. (picture alliance / dpa / Paolo Nespoli / NASA)
    Die nächste Etappe auf dem Weg ins Weltall beginnt mit einer Verspätung- aber das irritiert Anna Metz nicht wirklich, Alles gut, von Nervosität keine Spur. Anna Metz, 30 Jahre, ist klein, durchtrainiert, und wirkt sehr energisch und abgeklärt. Und: "Ich möchte gerne Astronautin werden." Ein Teil des Wegs ins All muss allerdings mit der Bahn absolviert werden. Langweilig? Technik von vorgestern?
    "Ach - das könnte ich gar nicht so sagen, ich glaube, das ist auch ganz spannend, wenn man Züge baut. Zwar nicht ganz spannend wie Satelliten, deshalb baue ich ja Satelliten."
    Seit ihrer Bewerbung im April dieses Jahres träumt Anna Metz von unendlichen Weiten.
    "Ich träume davon, einmal die Erde als großes Ganzes von außerhalb zu sehen, so diese kleine zerbrechliche Kugel, wie sie da im Nichts schwebt. Das ist so eher ein Bild. Und das andere ist, einfach in die Ferne des Weltalls gucken zu können, wo Galaxien sind und Lichtblicke und sonst nichts."
    Der Weg dahin geht nur über ein knallhartes Auswahlverfahren. Logisches Denken, Schnelligkeit, Belastbarkeit, Präzision - das muss jetzt noch bewiesen werden. Und körperliche Fitness, die gehört natürlich auch dazu. Detlef Hüser, Physiker, Raumfahrtingenieur und Programmleiter bei diversen Raumfahrtmissionen, hat das Trainingsprogramm für für das Ticket to Space mitentwickelt.
    "Man sollte Sport treiben, man sollte ein Cardio-Ausdauertraining machen und ein Muskelausdauertraining. Wir wollen keine Spitzensportler da oben haben, darum geht es nicht."
    Suche in Lichtgeschwindigkeit
    Aber - weil alles in der Schwerelosigkeit geschieht, sind die Muskeln in der Zeit arbeitslos - und bauen ab - deshalb ist es sinnvoll, vorher Muskelmasse aufzubauen. Auch wenn es selbst auf der ISS ein kleines "Fitnessstudio" gibt - Laufband, Ergometer, Kraftmaschine:
    "Eine Astronautin hat vor Kurzem den Boston-Marathon mitgelaufen - auf dem Laufband, ihre Schwester ist unten gelaufen, sie oben."
    Aber das war eben keine deutsche Astronautin. Die soll jetzt mit Lichtgeschwindigkeit gefunden werden. Ende September, nach ein paar weiteren Tests, sollen die 90 Frauen feststehen, die eine Runde weiterkommen. Dann übernimmt das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Hier startet die physische und medizinische Testphase. Mitte März 2017 soll sie dann gefunden sein, Deutschlands erste Frau fürs All.
    Forschung am eigenen Leib
    Jetzt haben sie sich bei Flying Food, Kalbsbällchen mit saurem Gemüse, Kiwitaler auf Pumpernickel und Feigensenf Ananas und Granatapfeltaboulee kennengelernt. Anna Metz ist beeindruckt, nicht nur vom Aufwand, der betrieben wird – der ist eher für dir Sponsoren, die noch dringend gesucht werden, um die Mission zu finanzieren.
    "Ich hab total Vorfreude nach der Vorstellung, was auf uns zukommt, was soll untersucht werden, wie soll unsere Ausbildung sein. Ich hätte am liebsten Lust, sofort anzufangen."
    Obwohl – oder vielleicht gerade weil - die erste deutsche Frau im All auf jeden Fall auch eine Meerschweinchen-Rolle haben wird. Forschung am eigenen Leib. Die Wissenschaft braucht dringend weibliche Daten. Zum Beispiel zum Thema "wie funktioniert der Wärmeaustausch".
    "Ich würde gerne meinen Beitrag einfach dafür leisten. Das wäre so ne Riesen-Ehre, das zu machen. Das ausführende Organ am Ende der ganzen Arbeit zu sein von den Leuten, die am Anfang auf der Erde ihre ganze Arbeit reingesteckt haben."
    Heute gibt es noch 119 Konkurrentinnen für Anna Metz. Die erste deutsche Astronautin, eine von diesen wird es sein.