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Frauen in der Neuen Musik
"Man könnte die Musikgeschichte komplett anders schreiben"

Die Musikwissenschaftlerin Nina Noeske hat im Dlf die fehlende Präsenz von Frauen in der Musikliteratur kritisiert. Es reiche menschliche Neugierde aus, um das sehr einseitige Bild – insbesondere des 20. und 21. Jahrhunderts – zurechtzurücken.

Nina Noeske im Gespräch mit Raoul Mörchen |
    Nina Noeske, Professorin für Historische Musikwissenschaft mit einem Schwerpunkt Gender Studies an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg
    Nina Noeske, Professorin für Historische Musikwissenschaft mit einem Schwerpunkt Gender Studies an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg (Torsten Kollmer)
    Noch immer sind in der Neuen Musik Frauen deutlich in der Minderheit. Warum das so ist und welche ästhetischen Folgen sich aus dem Defizit ergeben, darauf haben Forscherinnen und Forscher bei einem internationalen Symposium in Hamburg Antworten gesucht.
    Es gebe einige Initiativen und Statistiken, die sich mit dieser Frage beschäftigt hätten, sagte die Initiatorin der Tagung "SEX und GENDER im Neue-Musik-Diskurs", Prof. Nina Noeske im Dlf. Eine Statistik, die vor zwei Jahren im Rahmen der Darmstädter Ferienkurse für Neue Musik vorgelegt wurde, habe zum Beispiel gezeigt, dass dort seit den 1940er-Jahren deutlich mehr Kompositionen von Männern als von Frauen aufgeführt worden seien.
    Bei der Frage nach dem Warum spielten verschiedenste Dimensionen eine Rolle, meint Noeske. Dabei gehe es auch um Familienplanung und schlechtere Chancen in bestimmten Lebenssituationen. Nach dem Studium der Komposition "komme bei vielen Frauen ein Loch".
    Einseitiges Bild in der Musikgeschichte
    Generell stehe auch immer die Frage im Raum, warum zum Beispiel in vielen Musik-Geschichtsbüchern nach wie vor wenige Frauen vertreten seien, "obwohl es großartige Werke von Frauen gibt. (…) Da reicht eine menschliche Neugierde aus, um dieses sehr einseitige Bild der Musikgeschichte, gerade des 20. und 21. Jahrhunderts ein bisschen zurechtzurücken. Man könnte die Musikgeschichte komplett anders schreiben, wenn man nicht Cage und Stockhausen ins Zentrum rückt, sondern stattdessen jemand wie Pauline Oliveros."
    Festivals wie zum Beispiel das "Heroines of Sound" zeigten allerdings, dass mittlerweile ein Bewusstseinswandel stattgefunden habe.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.