Friedbert Meurer: Fußball ist ein Spiel, bei dem 22 Menschen herumlaufen, mit dem Ball spielen, und am Ende gewinnen immer die Deutschen. Dieser berühmte Satz des früheren englischen Nationalspielers Gary Lineker gilt im Frauenfußball vielleicht erst recht: Die deutsche Frauennationalmannschaft ist Favorit für das Turnier im eigenen Land, in Serie gewinnt sie die meisten Spiele, wenn nicht sogar alle, zu null. Deutschlandfunk-Redakteur Norbert Seitz hat in seinem Buch "Doppelpässe. Fußball und Politik" aufgedeckt, dass 1974 der Weltmeistertitel eigentlich die sozialliberale Ära krönte, und der Rumpelfußball der 80er lag am Reformstau in Deutschland. Was erwartet Seitz jetzt vom Sommermärchen 2011?
Ein skeptischer Norbert Seitz. Ich begrüße am Telefon Meike Schulz, sie ist Redakteurin beim Magazin "11 Freundinnen", guten Morgen, Frau Schulz ...
Meike Schulz: Guten Morgen!
Meurer: ... und Rainer Holzschuh, Herausgeber des "Kicker". Guten Morgen, Herr Holzschuh!
Rainer Holzschuh: Einen schönen guten Morgen!
Meurer: Frau Schulz, erste Frage an Sie. Der Kollege Seitz erwartet keinen Durchbruch des Frauenfußballs in Deutschland. Tun Sie das?
Schulz: Ich sehe es nicht als einen Durchbruch an, ich sehe es einfach auf einem Weg in einem Prozess an, also wir befinden uns gerade auf dem Weg nach oben, und diese WM wird einfach zeigen, dass nicht nur in Deutschland sehr gut im Frauenfußball gearbeitet wird, sondern international. Und das ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu mehr Professionalisierung.
Meurer: Herr Holzschuh, Hand aufs Herz: Haben Sie überhaupt schon mal vor Ort ein Frauenspiel gesehen?
Holzschuh: Letztes Wochenende noch, Sie werden lachen, da war ein großes Frauenturnier in der Lüneburger Heide mit sechs oder acht Mannschaften, eingebettet in eine andere große Veranstaltung, und da habe ich mir einige Spiele angeschaut. Ja, was soll man darüber sagen - es gab einige Spielerinnen, die haben mich verzückt, und einige Spielerinnen, da habe ich gesagt, das dauert noch sehr, sehr, sehr, sehr lange, bis der Frauenfußball in der Breite den Durchbruch schafft.
Meurer: Ich habe gestern mal Ihre Online-Ausgabe vom "Kicker" angeklickt, da war Thema Nummer eins: Kaiserslautern kriegt einen neuen Spieler, Thema Nummer zwei: Greuther Fürth in der 2. Liga kriegt einen neuen Spieler, und dann musste ich ungefähr eine halbe Minute lang runterscrollen bis zum Frauenfußball. Sind die Redakteure Machos bei Ihnen?
Holzschuh: Nein, mit Sicherheit nicht. Aber das große Interesse ist sicherlich nach wie vor am Männerfußball da, der Bundesliga, der 2. Liga. Wir haben zur Frauenfußballweltmeisterschaft jetzt ein Sonderheft gemacht, das sich, so wie wir hören, sehr, sehr gut verkauft, und ich bin auch sicher: Diese Weltmeisterschaft wird ein absoluter Medienhype. Aber was kommt danach? Das muss man fragen, und der Männerfußball ist nun mal des Deutschen liebstes Kind, und das wird er auch über die nächsten Jahre, wenn nicht Jahrzehnte, bleiben.
Meurer: Frau Schulz, was sagen Sie?
Schulz: Ich glaube, das ist zum Teil richtig. Aber was diese WM auf jeden Fall bewegen wird, ist, dass das erste Mal Mädchen weibliche Idole haben können. Kleine Mädchen auf dem Bolzplatz können an Lira Bajramaj sich orientieren und das finde ich sehr, sehr wichtig, weil das in der Vergangenheit gefehlt hat und deshalb, glaube ich, auch viele Mädchen mit dem Fußball aufgehört haben, und dann natürlich auch die Breite in der Qualität nicht so da ist.
Meurer: Muss man sagen, dass dazugehört, sozusagen zum Business dazugehört, dass sich die Spielerinnen sexy präsentieren als attraktive Frauen in Hochglanzmagazinen?
Holzschuh: Nein, das kann ich mir nicht vorstellen, dass das ein entscheidender Punkt ist, sondern das ist einer der Punkte, die vielleicht auch irgendwann mal ein wenig dem Frauenfußball helfen, wenn man es nicht übertreibt. Es ist schön, dass es solche attraktiven Fußballerinnen gibt wie Lira Bajramaj, aber es ist nicht das Nonplusultra und der entscheidende Punkt. Der entscheidende Punkt wird immer sein, wie sich diese Mädels auf dem Fußballplatz darstellen, und da haben wir in den vergangenen Jahren, Jahrzehnten immer mal wieder hervorragende Fußballerinnen gehabt. Ich erinnere mich an die 70er-Jahre, Beverly Ranger, die Älteren werden es vielleicht noch wissen, das war eine dunkelhäutige Deutsche, die fantastischen Fußball geboten hat, ihrer Zeit eigentlich voraus war ...
Meurer: Und über die der "Kicker" damals nicht berichtet hat.
Holzschuh: Über die der "Kicker" damals auch berichtet hat, aber nur in Randauszügen sicherlich, weil damals das Interesse in der Tat nicht so groß war, und wir müssen genau wie jede Radiostation, wie jeder Fernsehsender und jede Zeitung müssen wir nach dem Gusto der Konsumenten gehen: Wer interessiert sich für was? Und momentan interessieren sich halt die Deutschen für diese Weltmeisterschaft.
Meurer: Frau Schulz, Lira Bajramaj ist gar keine Stammspielerin, aber in der Werbung ist sie die Top-Frau. Was sagen Sie dazu?
Schulz: Sie ist einfach eine sehr spezielle Spielerin, und in ihrer Mannschaft Potsdam Basisstammspielerin und hat da auch sehr viel bewirkt. In der Nationalmannschaft wird einfach ein anderes taktisches System gespielt, wo es manchmal einfach besser geeignete Spielerinnen gibt. Das, finde ich, ist eine ganz normale Sache im Fußball.
Meurer: Wie finden Sie denn den Slogan des DFB für die Weltmeisterschaft: "2011 von seiner schönsten Seite"?
Schulz: Ungünstig. Ich weiß nicht, was der DFB damit bewirken will, ich frage mich das schon, seit ich den Slogan das erste Mal gehört habe. Ich finde, dass auf Schönheit momentan, vor allem Schönheit neben dem Platz, zu viel Wert gelegt wird. Ich finde, es sollte eigentlich mehr um das Spielerische gehen.
Meurer: Herr Holzschuh, dürfen Frauen reingrätschen, so richtig, dass die andere Spielerin fliegt und sich verletzt?
Holzschuh: Ach, es darf überhaupt niemand reingrätschen, dass der andere sich verletzt, weder bei den Frauen noch bei den Männern.
Meurer: Okay, dann ohne Verletzung, aber harte Gangart.
Holzschuh: Das müssen die Frauen selber wissen. Ich habe in den 70er-Jahren, ich habe es vorhin schon mal kurz erwähnt, auch schon Frauenfußball gesehen und auch darüber geschrieben, allerdings immer wieder peripher nur, und damals war diese harte Seite viel, viel ausgeprägter als heute. Damals sind die Mädels oder die Frauen wirklich reingegrätscht. Heute wird wirklich ein ganz anderer Fußball bevorzugt, und wenn Sie schönen Fußball sehen wollen, werden wir sicherlich bei der Weltmeisterschaft das eine oder andere sogar hervorragende Spiel sehen. Sicherlich, auch da gilt das Gleiche bei der Weltmeisterschaft: Nicht in der Breite, in der Spitze ist das wirklich ein ästhetischer Fußball, der zum Teil sogar viel mehr Spaß machen kann, weil er nicht mit dem Tempo der Männer und weil er nicht mit der Härte der Männer gesegnet ist, dafür halt aber mit Spielzügen, über die man wirklich sich freuen kann.
Schulz: Und über weniger Spielunterbrechungen, darüber freue ich mich zum Beispiel auch immer sehr.
Meurer: Und woran liegt das?
Schulz: Frauen meckern weniger nach Fouls oder nach Gelben Karten, das ist einfach momentan noch so und das finde ich sehr, sehr schön.
Holzschuh: Und vor allen Dingen, sie haben nicht diese unübliche Art und Weise der Männer, dass sie auf dem Platz spucken, das ist etwas, was mich so unheimlich stört. Es ist ein kleiner Randpunkt nur, aber ein ästhetischer Randpunkt, und die Frauen sind nun mal vielleicht die größeren Ästheten als wir.
Meurer: Frau Schulz, träumen Sie davon, dass die Ultras in der Südkurve zu Tausenden die Frauen anfeuern?
Schulz: Sagen wir mal, zu Hunderten, das würde mich freuen.
Meurer: Mit allen Begleiterscheinungen?
Schulz: Nein, ich glaube aber auch, es wird nicht so weit kommen. Ich würde mich freuen, wenn die Frauenfußballstadien ein bisschen voller werden, auch bei Bundesligaspielen. Ich meine, die Nationalmannschaft lockt Tausende von Menschen an, und wenn das ein bisschen rüber in die Bundesliga transportiert wäre, wäre das einfach auch sehr schön für die Spielerinnen, und auch natürlich würde das den Frauenfußball nach vorne bringen dadurch, dass dann auch leichter Investoren an die Vereine ran treten, wenn der Frauenfußball präsenter ist, auch auf Liganiveau.
Holzschuh: Wenn ich da vielleicht mal kurz was zu sagen darf: Da hege ich nämlich meine Zweifel, ob das der Fall sein wird. Der deutsche oder überhaupt, nicht nur der deutsche, sondern generell, die Masse Mensch interessiert sich für irgendeine besondere Art und Weise mit großen Namen. Das haben wir momentan beim Frauenfußball für die Weltmeisterschaft, große Namen. Die Medien haben das aufgegriffen. Nach dieser Weltmeisterschaft wird der Frauenfußball mit wenigen Ausnahmen wieder in ein tiefes Loch zurückfallen, vor allen Dingen auch, weil die Vereine in der Bundesliga zum Teil noch nicht so weit sind. Es gibt Vereine, die haben schon professionelle Strukturen, aber die Masse in der Bundesliga sind noch weit davon entfernt, überhaupt mit Dritt- oder Viertligisten bei den Männern mit konkurrieren zu können, von der ganzen strukturellen Aufstellung, und das wird noch seine Zeit dauern. Es wird noch bestimmt ein Jahrzehnt, wenn nicht mehr dauern.
Meurer: Schlussfrage, Meike Schulz, ich fange mal mit Ihnen an von den "11 Freundinnen": Wer wird Weltmeister bei der Frauenfußballweltmeisterschaft?
Schulz: Na, das ist einfach: Deutschland.
Meurer: Herr Holzschuh?
Holzschuh: Ja, da gehen wir natürlich von aus, aber wir wissen natürlich, wie es im Fußball ist, da kann alles passieren. Aber da wir natürlich alle ein klein wenig Chauvinisten sind, wünschen wir uns und hoffen wir und glauben, dass Deutschland Weltmeister wird.
Meurer: Aber sicher ist er nicht, Rainer Holzschuh, Herausgeber des "Kicker", und Meike Schulz, Redakteurin vom Magazin "11 Freundinnen". Danke schön an beide und auf Wiederhören und eine schöne Fußballweltmeisterschaft!
Holzschuh: Danke und tschüss!
Schulz: Vielen Dank! Tschüss!
Ein skeptischer Norbert Seitz. Ich begrüße am Telefon Meike Schulz, sie ist Redakteurin beim Magazin "11 Freundinnen", guten Morgen, Frau Schulz ...
Meike Schulz: Guten Morgen!
Meurer: ... und Rainer Holzschuh, Herausgeber des "Kicker". Guten Morgen, Herr Holzschuh!
Rainer Holzschuh: Einen schönen guten Morgen!
Meurer: Frau Schulz, erste Frage an Sie. Der Kollege Seitz erwartet keinen Durchbruch des Frauenfußballs in Deutschland. Tun Sie das?
Schulz: Ich sehe es nicht als einen Durchbruch an, ich sehe es einfach auf einem Weg in einem Prozess an, also wir befinden uns gerade auf dem Weg nach oben, und diese WM wird einfach zeigen, dass nicht nur in Deutschland sehr gut im Frauenfußball gearbeitet wird, sondern international. Und das ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu mehr Professionalisierung.
Meurer: Herr Holzschuh, Hand aufs Herz: Haben Sie überhaupt schon mal vor Ort ein Frauenspiel gesehen?
Holzschuh: Letztes Wochenende noch, Sie werden lachen, da war ein großes Frauenturnier in der Lüneburger Heide mit sechs oder acht Mannschaften, eingebettet in eine andere große Veranstaltung, und da habe ich mir einige Spiele angeschaut. Ja, was soll man darüber sagen - es gab einige Spielerinnen, die haben mich verzückt, und einige Spielerinnen, da habe ich gesagt, das dauert noch sehr, sehr, sehr, sehr lange, bis der Frauenfußball in der Breite den Durchbruch schafft.
Meurer: Ich habe gestern mal Ihre Online-Ausgabe vom "Kicker" angeklickt, da war Thema Nummer eins: Kaiserslautern kriegt einen neuen Spieler, Thema Nummer zwei: Greuther Fürth in der 2. Liga kriegt einen neuen Spieler, und dann musste ich ungefähr eine halbe Minute lang runterscrollen bis zum Frauenfußball. Sind die Redakteure Machos bei Ihnen?
Holzschuh: Nein, mit Sicherheit nicht. Aber das große Interesse ist sicherlich nach wie vor am Männerfußball da, der Bundesliga, der 2. Liga. Wir haben zur Frauenfußballweltmeisterschaft jetzt ein Sonderheft gemacht, das sich, so wie wir hören, sehr, sehr gut verkauft, und ich bin auch sicher: Diese Weltmeisterschaft wird ein absoluter Medienhype. Aber was kommt danach? Das muss man fragen, und der Männerfußball ist nun mal des Deutschen liebstes Kind, und das wird er auch über die nächsten Jahre, wenn nicht Jahrzehnte, bleiben.
Meurer: Frau Schulz, was sagen Sie?
Schulz: Ich glaube, das ist zum Teil richtig. Aber was diese WM auf jeden Fall bewegen wird, ist, dass das erste Mal Mädchen weibliche Idole haben können. Kleine Mädchen auf dem Bolzplatz können an Lira Bajramaj sich orientieren und das finde ich sehr, sehr wichtig, weil das in der Vergangenheit gefehlt hat und deshalb, glaube ich, auch viele Mädchen mit dem Fußball aufgehört haben, und dann natürlich auch die Breite in der Qualität nicht so da ist.
Meurer: Muss man sagen, dass dazugehört, sozusagen zum Business dazugehört, dass sich die Spielerinnen sexy präsentieren als attraktive Frauen in Hochglanzmagazinen?
Holzschuh: Nein, das kann ich mir nicht vorstellen, dass das ein entscheidender Punkt ist, sondern das ist einer der Punkte, die vielleicht auch irgendwann mal ein wenig dem Frauenfußball helfen, wenn man es nicht übertreibt. Es ist schön, dass es solche attraktiven Fußballerinnen gibt wie Lira Bajramaj, aber es ist nicht das Nonplusultra und der entscheidende Punkt. Der entscheidende Punkt wird immer sein, wie sich diese Mädels auf dem Fußballplatz darstellen, und da haben wir in den vergangenen Jahren, Jahrzehnten immer mal wieder hervorragende Fußballerinnen gehabt. Ich erinnere mich an die 70er-Jahre, Beverly Ranger, die Älteren werden es vielleicht noch wissen, das war eine dunkelhäutige Deutsche, die fantastischen Fußball geboten hat, ihrer Zeit eigentlich voraus war ...
Meurer: Und über die der "Kicker" damals nicht berichtet hat.
Holzschuh: Über die der "Kicker" damals auch berichtet hat, aber nur in Randauszügen sicherlich, weil damals das Interesse in der Tat nicht so groß war, und wir müssen genau wie jede Radiostation, wie jeder Fernsehsender und jede Zeitung müssen wir nach dem Gusto der Konsumenten gehen: Wer interessiert sich für was? Und momentan interessieren sich halt die Deutschen für diese Weltmeisterschaft.
Meurer: Frau Schulz, Lira Bajramaj ist gar keine Stammspielerin, aber in der Werbung ist sie die Top-Frau. Was sagen Sie dazu?
Schulz: Sie ist einfach eine sehr spezielle Spielerin, und in ihrer Mannschaft Potsdam Basisstammspielerin und hat da auch sehr viel bewirkt. In der Nationalmannschaft wird einfach ein anderes taktisches System gespielt, wo es manchmal einfach besser geeignete Spielerinnen gibt. Das, finde ich, ist eine ganz normale Sache im Fußball.
Meurer: Wie finden Sie denn den Slogan des DFB für die Weltmeisterschaft: "2011 von seiner schönsten Seite"?
Schulz: Ungünstig. Ich weiß nicht, was der DFB damit bewirken will, ich frage mich das schon, seit ich den Slogan das erste Mal gehört habe. Ich finde, dass auf Schönheit momentan, vor allem Schönheit neben dem Platz, zu viel Wert gelegt wird. Ich finde, es sollte eigentlich mehr um das Spielerische gehen.
Meurer: Herr Holzschuh, dürfen Frauen reingrätschen, so richtig, dass die andere Spielerin fliegt und sich verletzt?
Holzschuh: Ach, es darf überhaupt niemand reingrätschen, dass der andere sich verletzt, weder bei den Frauen noch bei den Männern.
Meurer: Okay, dann ohne Verletzung, aber harte Gangart.
Holzschuh: Das müssen die Frauen selber wissen. Ich habe in den 70er-Jahren, ich habe es vorhin schon mal kurz erwähnt, auch schon Frauenfußball gesehen und auch darüber geschrieben, allerdings immer wieder peripher nur, und damals war diese harte Seite viel, viel ausgeprägter als heute. Damals sind die Mädels oder die Frauen wirklich reingegrätscht. Heute wird wirklich ein ganz anderer Fußball bevorzugt, und wenn Sie schönen Fußball sehen wollen, werden wir sicherlich bei der Weltmeisterschaft das eine oder andere sogar hervorragende Spiel sehen. Sicherlich, auch da gilt das Gleiche bei der Weltmeisterschaft: Nicht in der Breite, in der Spitze ist das wirklich ein ästhetischer Fußball, der zum Teil sogar viel mehr Spaß machen kann, weil er nicht mit dem Tempo der Männer und weil er nicht mit der Härte der Männer gesegnet ist, dafür halt aber mit Spielzügen, über die man wirklich sich freuen kann.
Schulz: Und über weniger Spielunterbrechungen, darüber freue ich mich zum Beispiel auch immer sehr.
Meurer: Und woran liegt das?
Schulz: Frauen meckern weniger nach Fouls oder nach Gelben Karten, das ist einfach momentan noch so und das finde ich sehr, sehr schön.
Holzschuh: Und vor allen Dingen, sie haben nicht diese unübliche Art und Weise der Männer, dass sie auf dem Platz spucken, das ist etwas, was mich so unheimlich stört. Es ist ein kleiner Randpunkt nur, aber ein ästhetischer Randpunkt, und die Frauen sind nun mal vielleicht die größeren Ästheten als wir.
Meurer: Frau Schulz, träumen Sie davon, dass die Ultras in der Südkurve zu Tausenden die Frauen anfeuern?
Schulz: Sagen wir mal, zu Hunderten, das würde mich freuen.
Meurer: Mit allen Begleiterscheinungen?
Schulz: Nein, ich glaube aber auch, es wird nicht so weit kommen. Ich würde mich freuen, wenn die Frauenfußballstadien ein bisschen voller werden, auch bei Bundesligaspielen. Ich meine, die Nationalmannschaft lockt Tausende von Menschen an, und wenn das ein bisschen rüber in die Bundesliga transportiert wäre, wäre das einfach auch sehr schön für die Spielerinnen, und auch natürlich würde das den Frauenfußball nach vorne bringen dadurch, dass dann auch leichter Investoren an die Vereine ran treten, wenn der Frauenfußball präsenter ist, auch auf Liganiveau.
Holzschuh: Wenn ich da vielleicht mal kurz was zu sagen darf: Da hege ich nämlich meine Zweifel, ob das der Fall sein wird. Der deutsche oder überhaupt, nicht nur der deutsche, sondern generell, die Masse Mensch interessiert sich für irgendeine besondere Art und Weise mit großen Namen. Das haben wir momentan beim Frauenfußball für die Weltmeisterschaft, große Namen. Die Medien haben das aufgegriffen. Nach dieser Weltmeisterschaft wird der Frauenfußball mit wenigen Ausnahmen wieder in ein tiefes Loch zurückfallen, vor allen Dingen auch, weil die Vereine in der Bundesliga zum Teil noch nicht so weit sind. Es gibt Vereine, die haben schon professionelle Strukturen, aber die Masse in der Bundesliga sind noch weit davon entfernt, überhaupt mit Dritt- oder Viertligisten bei den Männern mit konkurrieren zu können, von der ganzen strukturellen Aufstellung, und das wird noch seine Zeit dauern. Es wird noch bestimmt ein Jahrzehnt, wenn nicht mehr dauern.
Meurer: Schlussfrage, Meike Schulz, ich fange mal mit Ihnen an von den "11 Freundinnen": Wer wird Weltmeister bei der Frauenfußballweltmeisterschaft?
Schulz: Na, das ist einfach: Deutschland.
Meurer: Herr Holzschuh?
Holzschuh: Ja, da gehen wir natürlich von aus, aber wir wissen natürlich, wie es im Fußball ist, da kann alles passieren. Aber da wir natürlich alle ein klein wenig Chauvinisten sind, wünschen wir uns und hoffen wir und glauben, dass Deutschland Weltmeister wird.
Meurer: Aber sicher ist er nicht, Rainer Holzschuh, Herausgeber des "Kicker", und Meike Schulz, Redakteurin vom Magazin "11 Freundinnen". Danke schön an beide und auf Wiederhören und eine schöne Fußballweltmeisterschaft!
Holzschuh: Danke und tschüss!
Schulz: Vielen Dank! Tschüss!
Berichterstattung während der Frauenfußball-WM
In Deutschland werden die öffentlich-rechtlichen TV-Anstalten ARD und ZDF 28 der 32 Turnierspiele live übertragen. Die restlichen vier Spiele werden bei Einsfestival und ZDFinfokanal zu sehen sein. Die Spiele des deutschen Teams und das Finale werden auch in unserem Live-Stream über den Kanal Dokumente und Debatten übertragen. Aus lizenzrechtlichen Gründen wird er jedoch bei Fußballübetragungen nur in Deutschland abzurufen sein. Deutschlandfunk und Deutschlandradio Kultur begleiten das Ereignis in vielen weiteren Sendungen zur Frauenfußball-WM. Im FIFA Frauen-WM 2011 Sammelportal finden Sie alle dradio.de-Beiträge vor, während und nach der WM.