Laut Statistischem Bundesamt lag der durchschnittliche Bruttostundenlohn für Frauen in Deutschland 2020 bei 18,62 Euro, der für Männer dagegen um rund vier Euro höher bei 22,78. Zwischen dem Durchschnittsbruttolohn klafft also eine Lücke von 18 Prozent - der sogenannte Gender-Pay-Gap, die geschlechterbedingte Lücke bei der Bezahlung.
Die Ursachen dieser Lücke sind gesellschaftlich-strukturell: Frauen sind seltener in gut bezahlten Führungspositionen; gleichzeitig arbeiten überdurchschnittlich viele Frauen in schlecht bezahlten Branchen wie Pflege, Erziehung, Einzelhandel.
Die Corona-Pandemie hat die Situation der Frauen weiter verschärft. Die Pandemie bringt die traditionelle Rollenverteilung in die Familien zurück. Mütter müssen neben dem Beruf wieder deutlich mehr Aufgaben rund um Haushalt und Kinder übernehmen als vor der Pandemie. Studien belegen, dass die Frauen insgesamt den überwiegenden Teil der Familienarbeit stemmen. Zudem seien Mütter und Frauen laut der Studien durch das vermehrte Homeoffice psychisch eher belastet, da sie keinen Rückzugsort mehr haben.
- Welche Auswirkungen hat die Corona-Pandemie auf Frauen?
- Welchen Einfluss hat das Homeoffice auf die Situation?
- Warum entwickeln sich die Stundenlöhne von Frauen generell auseinander?
- Kann die Grundrente an der Situation etwas verbessern?
- Die EU-Kommission will ungleiche Bezahlung von Frauen und Männern beenden. Was ist davon zu halten?
- Was hat sich bei der ungleichen Bezahlung bisher schon getan?
- Welche weiteren Ideen gibt es, um das Gender-Pay-Gap zu minimieren?
Vor allem Alleinerziehende hatten laut Datenreport 2021 berichtet, dass sie große finanzielle Probleme haben, der Stress enorm zugenommen hat und sie sehr unter der mangelnden Sichtbarkeit in der Gesellschaft leiden. Unabhängig vom Beruf waren Alleinerziehende mit 25 Prozent am häufigsten von finanziellen Problemen betroffen. Über 90 Prozent der Alleinerziehenden in Deutschland sind Frauen. Speziell Geringqualifizierte, Zugewanderte und Solo-Selbstständige hätten große finanzielle Probleme.
Speziell Mütter hätten Schwierigkeiten gehabt, wieder zurück in eine Normalität im Job zu finden,
sagte die Soziologin Jutta Allmendinger im Dlf.
Durch Schließung der Kindergärten, Homeschooling und den Wegfall von Betreuungsmöglichkeiten seien sie immer wieder mit riesigen Problemen bei der Kinderbetreuung konfrontiert.
Während der Corona-Pandemie sei die Gesellschaft zudem viel "ungleicher" geworden. Menschen aus gut situierten Berufen hätten ihre Jobs verloren. Aber auch junge Frauen sind ins Hintertreffen geraten, weil sie über einem Jahr keine Netzwerke pflegen oder Weiterbildungen machen können. Zudem waren die untersten Einkommensgruppen häufiger von Freistellungen und Arbeitslosigkeit betroffen.
Die Studien des neuen Datenreport 2021 zeigen, dass Frauen im Homeoffice eine deutlich höhere Belastung haben. Sie hätten keinen Rückzugsort mehr, kritisierte Allmendinger. Im Vergleich zu den oberen Bildungs- und Einkommensgruppen waren Frauen in geringer qualifizierten Berufen seltener in der Lage, im Homeoffice zu arbeiten. Man erlebe daher eine Spaltung des Arbeitsmarktes, wie nie zuvor, sagte die Soziologin im Dlf.
Ab dem 30. Lebensjahr entwickeln sich Stundenlöhne und auch die Rentenansprüche von Männern und Frauen stark auseinander. Ein Faktor ist, dass Frauen im Durchschnitt in diesem Alter ihr erstes Kind bekommen. Zwar besteht die Lücke schon vorher, sie wird jedoch ab diesem Alter nachweislich größer. Viele Frauen wechseln dann in Teilzeit. Das hat erhebliche Auswirkungen auf die Lohnentwicklung und die Rentenansprüche. Weiter spielen sogenannte "biografische Knotenpunkte" eine Rolle - zum Beispiel, wenn ein Elternteil in der Familie pflegebedürftig wird oder es zu einer Scheidung kommt.
Die Grundrente wurde erst 2021 eingeführt und damit noch relativ neu. Es gibt eine erste Studie des Max-Planck-Instituts für Sozialrecht und Sozialpolitik aus diesem Jahr - und die deutet darauf hin, dass die Zielgruppe im Grunde verfehlt wird. So sind nach Angaben der Studie knapp 24 Prozent der Rentnerinnen und Rentner, die als arm gelten, nicht förderberechtigt. Zum Beispiel, weil sie nicht auf die 33 Beitragsjahre kommen. Gleichzeitig gehören 21 Prozent der Förderberechtigten zur reicheren Hälfte der deutschen Rentnerinnen und Rentner,
sagt Dlf-Wirtschaftsredakteurin Silke Hahne.
Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern müssen nach dem Willen der EU-Kommission künftig publik machen, wie viel Männer im Vergleich zu ihren Kolleginnen verdienen. Zudem soll Arbeitgebern verboten werden, Bewerberinnen und Bewerber nach ihrem vorherigen Einkommen zu fragen, damit sich schlechte Bezahlung nicht über mehrere Jobs hinweg fortsetzt. Zudem soll es auch ein Recht auf Schadenersatz geben, wenn sich herausstellt, dass es tatsächlich einen Unterschied gibt. Das ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass Frauen weniger Erwerbsarbeit verrichten und die Kompensation von unbezahlter Care-Arbeit das auch nicht ausgleicht.
Erziehungszeiten werden bei der Rente mittlerweile höher angerechnet, der absolute Gender-Pay-Gap ist gesunken. Auch der Anteil der erwerbstätigen Mütter ist stark angestiegen. Zudem gibt es Mittel wie das Elterngeld mit Partnermonaten, wenn beide Partner Elternzeit nehmen. So kann es mindestens zwei Monate länger bezogen werden - und das honoriert natürlich auch Erziehungszeiten.
Dabei stehen unter anderem das bedingungslose Grundeinkommen für Eltern, die 20 Stunden-Woche oder Gehälter für Hausfrauen zur Diskussion,
sagt Dlf-Wirtschaftsredakteurin Silke Hahne
. Ein weiterer Ansatz ist der individuelle Gender-Pay-Gap, also wenn der berufstätige Partner, dem oder der Partner/in weiterhin die Vorsorge zahlt - zum Beispiel bei Babypausen.
(Quelle: Arne Lichtenberg, Silke Hahne)