Anke Domscheit-Berg hat es geschafft. Sie hat in der IT-Branche Karriere gemacht – für eine Frau kein leichter Weg. Die heute selbständige IT-Expertin verrät, wie sie das erreicht hat:
"Also ich sage mal drei Dinge in Kombination: Kompetenz, ohne die geht natürlich gar nichts, ein gewisser Charme, aber auch eine ausgesprochene Penetranz, das auch zu wollen. Also gerade bei Frauen habe ich immer wieder festgestellt, dass Kompetenz leider gar nicht ausreicht, zwar eine Mindestvoraussetzung ist, aber dass diese unsichtbaren Barrieren, diese sogenannten gläsernen Decken eben doch noch da sind."
Die gläsernen Decken, das sind die unsichtbaren Hindernisse für Frauen, die nach oben streben und Karriere machen wollen. Anke Domscheit-Berg hatte es bis zur Direktorin bei Microsoft geschafft. Für ihre Karriere musste sie hart kämpfen:
"Und dass einerseits, man – also Frau – unbedingt Karriere wollen machen muss. Aber, dass man das auch gar nicht oft genug zum Ausdruck bringen kann und zum Teil klar und deutlich sagen muss, dass man sich auch darum kümmern muss, dass man Sichtbarkeit hat in der Organisation im Unternehmen. Und was viele Frauen heute auch immer noch nicht ausreichend machen, das man sich um Netzwerke kümmern muss, solche Geschichten."
Die Anforderungen in der modernen Arbeitswelt, vor allem in der sogenannten Wissensökonomie, haben sich radikal verändert. Das gilt für Frauen und Männer gleichermaßen. Prof. Christiane Funken, Soziologin an der TU Berlin:
"Weil ja die Wertschöpfungsketten, die Arbeitsprozesse sich gewandelt haben, vom materiellen hin zu immateriellen Wertschöpfungsketten. Das heißt, wir produzieren nicht mehr Materielles in erster Linie - das ist regelmäßig oder in der Regel outgesourced. Sondern es werden Problemlösungen, Dienstleistungen, Wissen produziert."
In der modernen Arbeitswelt wird zumeist in Teams, in klar umrissenen Projekten, mit bestimmten Zielvorgaben gearbeitet. Das heißt, die Organisationsstrukturen haben sich vielfach vollkommen verändert.
"Heute gibt es den Begriff des Arbeitskraft-Unternehmers. Das heißt, in der heutigen Wirtschaft geht man nicht mehr davon aus, dass die Arbeitskräfte gewissermaßen vom Unternehmen, von den Personalern entdeckt werden und dann Karriere machen. Das heißt, man muss Karriere selber anpacken und selber schauen heutzutage: Wo kann ich hin, wo will ich hin, wo sind meine Qualifikationen, wo sind meine Kompetenzen? Und man muss das dann stark präsentieren, veräußern, sich in ein Marketing, Selbstmarketing begeben. Damit man gewissermaßen entdeckt wird."
Wer also Karriere machen will, muss vor allem eines: auffallen! Und dafür muss man in der Regel auch die Ellenbogen auspacken. Um genau zu ermitteln, wie es um die Karriere-Chancen von Frauen bestellt ist, haben die Wissenschaftler mit 15 Personalern aus unterschiedlichen Branchen sogenannte Experteninterviews geführt. Anschließend wurde dann ein umfassender Fragebogen entwickelt:
"Den wir online an weit über 250 Managerinnen und Manager verteilt haben. Diese Fragebogen wurden dann beantwortet. Und dann haben wir noch einmal sogenannte fokussierte Interviews geführt. Wo uns eben Managerinnen und Manager Bericht darüber erstatten sollten, retrospektiv, also im Rückblick, wo sie selber ihre Schwerpunkte setzen, wenn sie Karriere machen wollen."
Also eine relativ umfangreiche und gründliche Erhebung. Christiane Funken ist von den Ergebnissen der Studie offenbar selbst ziemlich überrascht:
"Die sind erstaunlich. Und ,wie ich finde, gibt es einige Widersprüche, die wir erkennen müssen und die wir gewissermaßen, wo wir auch mit umgehen müssen. Für Frauen genauso wie für Männer. Das heißt, zunächst mal ist festzuhalten: Die veränderte Arbeitswelt setzt für Frauen und Männer gleichermaßen neue Herausforderungen."
Das hat eben damit zu tun, dass heute vielfach in Projekten gearbeitet wird:
"Das heißt, es wird jetzt von den Projektteilnehmern erwartet, dass sie im Team gemeinsam sehr zielorientiert, aber auch sehr selbstorganisiert möglichst schnell kundennahe Lösungen entwickeln. Und das oberste Ziel für ein solches Projekt ist demnach Kooperation."
Kooperation ist etwas, was Frauen in der Regel besonders gut beherrschen. Die Sache hat allerdings einen Haken: Wer besonders teamfähig ist, der verschwindet auch im Team, wird einer von vielen und das wiederum schadet der Karriere:
"Und das ist der Widerspruch: Von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wird erwartet: Leute, zeigt euch irgendwie, fallt auf. Seid besser, seid anders als die anderen. Das heißt, hier geht es um Konkurrenz. Und das ist auch ganz normal. Wirtschaft beruht auf Konkurrenz. Konkurrenz belebt das Geschäft. Das ist gar nicht nur negativ, das ist auch positiv. Nur da ist das erste Anzeichen, dass für Männer dieses konkurrierende Verhalten einfach eine absolute Selbstverständlichkeit ist. So sind sie groß geworden, so sind sie beruflich sozialisiert. Für sie ist Konkurrenz ein Alltagsgeschäft."
Frauen tun sich damit bekanntlich viel schwerer. Und Frauen nehmen die Anforderung, in Projekten zu kooperieren, viel ernster als Männer. Das belegen auch zahlreiche andere Untersuchungen. Die Studie der TU Berlin zeigt jedoch, dass dies für moderne Projekt- und Team-Arbeit ganz besonders gilt.
So ist es zum Beispiel immer noch so, dass Frauen in der Regel Erfolge auf das Team zurückführen, während Männer sich das gerne selbst auf die Fahnen schreiben:
"Ein Mann würde dann vielleicht eher sagen: Ich habe meine Abteilung 30 Prozent nach vorne gebracht."
Jahrelang haben Personaler und andere Fachleute immer wieder gepredigt: Neben einer guten Ausbildung kommt es vor allem auf die soziale Kompetenz an, wenn Menschen Karriere machen wollen. Eigenschaften, die bislang vor allem als typisch weiblich definiert wurden, werden nunmehr zur Voraussetzung für Karriere schlechthin.
Und das ist der Punkt, so Christiane Funken, an dem die neue Geschlechter-Falle zuschnappt: Frauen denken, das können wir besonders gut und stellen ihr kooperatives Verhalten besonders heraus.
"Aber die Beobachter, die Personaler, die Chefs, die Abteilungsleiter, die Projektleiter etc., eventuell die Kollegen haben im Kopf immer noch die alten Stereotype. Und dann sind diese Frauen, die das besonders stark performen, die besonders kommunikativ und die besonders zugänglich, besonders empathisch sind und kooperativ, fallen dann unter das Stereotyp "typisch Frau." Und eine typische Frau im alten Stereotypensinne ist natürlich nicht für eine Karriere gemacht. Denn da braucht es auch das andere. Die Konkurrenz, die Durchsetzungskraft, die Flexibilität etc."
Das heißt, was jahrelang als wünschenswerte Qualität in der Arbeitswelt gepriesen wurde, wendet sich auf einmal gegen Frauen, die Karriere machen wollen. Anke Domscheit-Berg:
"Ich habe das schon erlebt. Aber wir müssen uns immer dessen bewusst sein, dass die gläserne Decke ganz viele Bausteine hat und dass ist einer davon. Das ist oft eine Arbeitskultur die ist nicht nur frauenfeindlich, sondern menschenfeindlich. Das sind Arbeitszeiten von 14 Stunden oder mehr, von extremer Mobilität, von extremer Konkurrenz geprägt auch das möchten Frauen eher nicht. Das sind glaube ich die wesentlich dickeren Bausteine der gläsernen Decke und sind auch wesentlich schwerer zu durchbrechen."
"Also ich sage mal drei Dinge in Kombination: Kompetenz, ohne die geht natürlich gar nichts, ein gewisser Charme, aber auch eine ausgesprochene Penetranz, das auch zu wollen. Also gerade bei Frauen habe ich immer wieder festgestellt, dass Kompetenz leider gar nicht ausreicht, zwar eine Mindestvoraussetzung ist, aber dass diese unsichtbaren Barrieren, diese sogenannten gläsernen Decken eben doch noch da sind."
Die gläsernen Decken, das sind die unsichtbaren Hindernisse für Frauen, die nach oben streben und Karriere machen wollen. Anke Domscheit-Berg hatte es bis zur Direktorin bei Microsoft geschafft. Für ihre Karriere musste sie hart kämpfen:
"Und dass einerseits, man – also Frau – unbedingt Karriere wollen machen muss. Aber, dass man das auch gar nicht oft genug zum Ausdruck bringen kann und zum Teil klar und deutlich sagen muss, dass man sich auch darum kümmern muss, dass man Sichtbarkeit hat in der Organisation im Unternehmen. Und was viele Frauen heute auch immer noch nicht ausreichend machen, das man sich um Netzwerke kümmern muss, solche Geschichten."
Die Anforderungen in der modernen Arbeitswelt, vor allem in der sogenannten Wissensökonomie, haben sich radikal verändert. Das gilt für Frauen und Männer gleichermaßen. Prof. Christiane Funken, Soziologin an der TU Berlin:
"Weil ja die Wertschöpfungsketten, die Arbeitsprozesse sich gewandelt haben, vom materiellen hin zu immateriellen Wertschöpfungsketten. Das heißt, wir produzieren nicht mehr Materielles in erster Linie - das ist regelmäßig oder in der Regel outgesourced. Sondern es werden Problemlösungen, Dienstleistungen, Wissen produziert."
In der modernen Arbeitswelt wird zumeist in Teams, in klar umrissenen Projekten, mit bestimmten Zielvorgaben gearbeitet. Das heißt, die Organisationsstrukturen haben sich vielfach vollkommen verändert.
"Heute gibt es den Begriff des Arbeitskraft-Unternehmers. Das heißt, in der heutigen Wirtschaft geht man nicht mehr davon aus, dass die Arbeitskräfte gewissermaßen vom Unternehmen, von den Personalern entdeckt werden und dann Karriere machen. Das heißt, man muss Karriere selber anpacken und selber schauen heutzutage: Wo kann ich hin, wo will ich hin, wo sind meine Qualifikationen, wo sind meine Kompetenzen? Und man muss das dann stark präsentieren, veräußern, sich in ein Marketing, Selbstmarketing begeben. Damit man gewissermaßen entdeckt wird."
Wer also Karriere machen will, muss vor allem eines: auffallen! Und dafür muss man in der Regel auch die Ellenbogen auspacken. Um genau zu ermitteln, wie es um die Karriere-Chancen von Frauen bestellt ist, haben die Wissenschaftler mit 15 Personalern aus unterschiedlichen Branchen sogenannte Experteninterviews geführt. Anschließend wurde dann ein umfassender Fragebogen entwickelt:
"Den wir online an weit über 250 Managerinnen und Manager verteilt haben. Diese Fragebogen wurden dann beantwortet. Und dann haben wir noch einmal sogenannte fokussierte Interviews geführt. Wo uns eben Managerinnen und Manager Bericht darüber erstatten sollten, retrospektiv, also im Rückblick, wo sie selber ihre Schwerpunkte setzen, wenn sie Karriere machen wollen."
Also eine relativ umfangreiche und gründliche Erhebung. Christiane Funken ist von den Ergebnissen der Studie offenbar selbst ziemlich überrascht:
"Die sind erstaunlich. Und ,wie ich finde, gibt es einige Widersprüche, die wir erkennen müssen und die wir gewissermaßen, wo wir auch mit umgehen müssen. Für Frauen genauso wie für Männer. Das heißt, zunächst mal ist festzuhalten: Die veränderte Arbeitswelt setzt für Frauen und Männer gleichermaßen neue Herausforderungen."
Das hat eben damit zu tun, dass heute vielfach in Projekten gearbeitet wird:
"Das heißt, es wird jetzt von den Projektteilnehmern erwartet, dass sie im Team gemeinsam sehr zielorientiert, aber auch sehr selbstorganisiert möglichst schnell kundennahe Lösungen entwickeln. Und das oberste Ziel für ein solches Projekt ist demnach Kooperation."
Kooperation ist etwas, was Frauen in der Regel besonders gut beherrschen. Die Sache hat allerdings einen Haken: Wer besonders teamfähig ist, der verschwindet auch im Team, wird einer von vielen und das wiederum schadet der Karriere:
"Und das ist der Widerspruch: Von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wird erwartet: Leute, zeigt euch irgendwie, fallt auf. Seid besser, seid anders als die anderen. Das heißt, hier geht es um Konkurrenz. Und das ist auch ganz normal. Wirtschaft beruht auf Konkurrenz. Konkurrenz belebt das Geschäft. Das ist gar nicht nur negativ, das ist auch positiv. Nur da ist das erste Anzeichen, dass für Männer dieses konkurrierende Verhalten einfach eine absolute Selbstverständlichkeit ist. So sind sie groß geworden, so sind sie beruflich sozialisiert. Für sie ist Konkurrenz ein Alltagsgeschäft."
Frauen tun sich damit bekanntlich viel schwerer. Und Frauen nehmen die Anforderung, in Projekten zu kooperieren, viel ernster als Männer. Das belegen auch zahlreiche andere Untersuchungen. Die Studie der TU Berlin zeigt jedoch, dass dies für moderne Projekt- und Team-Arbeit ganz besonders gilt.
So ist es zum Beispiel immer noch so, dass Frauen in der Regel Erfolge auf das Team zurückführen, während Männer sich das gerne selbst auf die Fahnen schreiben:
"Ein Mann würde dann vielleicht eher sagen: Ich habe meine Abteilung 30 Prozent nach vorne gebracht."
Jahrelang haben Personaler und andere Fachleute immer wieder gepredigt: Neben einer guten Ausbildung kommt es vor allem auf die soziale Kompetenz an, wenn Menschen Karriere machen wollen. Eigenschaften, die bislang vor allem als typisch weiblich definiert wurden, werden nunmehr zur Voraussetzung für Karriere schlechthin.
Und das ist der Punkt, so Christiane Funken, an dem die neue Geschlechter-Falle zuschnappt: Frauen denken, das können wir besonders gut und stellen ihr kooperatives Verhalten besonders heraus.
"Aber die Beobachter, die Personaler, die Chefs, die Abteilungsleiter, die Projektleiter etc., eventuell die Kollegen haben im Kopf immer noch die alten Stereotype. Und dann sind diese Frauen, die das besonders stark performen, die besonders kommunikativ und die besonders zugänglich, besonders empathisch sind und kooperativ, fallen dann unter das Stereotyp "typisch Frau." Und eine typische Frau im alten Stereotypensinne ist natürlich nicht für eine Karriere gemacht. Denn da braucht es auch das andere. Die Konkurrenz, die Durchsetzungskraft, die Flexibilität etc."
Das heißt, was jahrelang als wünschenswerte Qualität in der Arbeitswelt gepriesen wurde, wendet sich auf einmal gegen Frauen, die Karriere machen wollen. Anke Domscheit-Berg:
"Ich habe das schon erlebt. Aber wir müssen uns immer dessen bewusst sein, dass die gläserne Decke ganz viele Bausteine hat und dass ist einer davon. Das ist oft eine Arbeitskultur die ist nicht nur frauenfeindlich, sondern menschenfeindlich. Das sind Arbeitszeiten von 14 Stunden oder mehr, von extremer Mobilität, von extremer Konkurrenz geprägt auch das möchten Frauen eher nicht. Das sind glaube ich die wesentlich dickeren Bausteine der gläsernen Decke und sind auch wesentlich schwerer zu durchbrechen."