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Frauen-WM 2019
China, die gefallene Frauenfußballmacht

Deutschland trifft im ersten Gruppenspiel auf China. Die Asiatinnen mischten einst in der Weltspitze mit. Holten 1996 Olympia-Silber und wurden 1999 Vize-Weltmeister. Vom Glanz der Vergangenheit ist aktuell aber nicht mehr viel übrig.

Von Markus Pfalzgraf |
Spielerinnen der chinesischen Fußball-Nationalmannschaft während eines Trainings in Peking.
Spielerinnen der chinesischen Fußball-Nationalmannschaft während eines Trainings in Peking. (AFP / OSPORTS / STr)
Ausgerechnet Deutschland. Manche sagen, der Niedergang Chinas als Frauenfußball-Großmacht begann 2004 bei den Olympischen Spielen in Athen. Damals gewann Deutschland mit 8:0. Schwierig, sich davon zu erholen.
Aber das China überhaupt so weit gekommen ist, schon Weltmeisterschaften ausgerichtet hat und einmal bis ins Finale kam, hat auch gesellschaftliche Gründe, sagt Yang Qian lehrt Sportmanagement an der Shanghaier Sportuniversität.
"Chinesische Frauen haben einfach einen höheren sozialen Status als in vielen anderen Ländern. Bei der Arbeit sind Männer und Frauen völlig gleichberechtigt. Und Eltern schicken ihre Töchter gerne zum Sport."
Der Pool an Spielerinnen ist zu klein
Was aber fehlt, ist die Breite im Profisport, meint Shen Lei. Er leitet die Sportredaktion bei Shanghais größter Zeitung Wénhuì.
"Es gibt nur rund zehn Frauenteams in China, das macht 200 bis 300 Spielerinnen. China hat auch kein Uni-Sport-System. Also hat es nur diesen Pool von 200-300. Daraus Talent zu schöpfen - unmöglich!"
Reihe: Frauen im Fußball
Reihe: Frauen im Fußball (EyeEm / Flusi Man)
Und noch düsterer sähe es ohne staatliche Unterstützung aus, meint Shen Lei - selbst wenn die nicht besonders üppig ist. Aber es gibt sie, wie in vielen Ländern, die von einer Kommunistischen Partei regiert werden, vor allem in Sportarten, die zählbares bringen, etwa bei Olympischen Spielen.
"Nicht so gerne gesehen, wenn Frauen Fußball spielen"
Sportmanagement-Professorin Yang Qian von der Sportuniversität in Shanghai: "Frauenfußball ist sportlich gesehen wichtig für China, weil es Medaillen gibt. Verglichen mit dem Männerfußball konkurriert das chinesische Frauenteam mit der Weltspitze. Aber kulturell betrachtet, in der konfuzianisch geprägten Gesellschaft, ist das nicht so gerne gesehen, wenn Frauen Fußball spielen. Da gibt es kulturelle Konflikte."
Vielleicht ist auch deshalb das Interesse noch verhaltener als in manchen westlichen Ländern. Cameron Wilson, Gründer des Fußballblogs Wild East Football:
"Das chinesische Publikum ist wie in anderen Ländern: Sie mögen Siege. Wenn es also gut läuft, interessieren sich auch die Leute dafür. In China sind auch die Staatsmedien entscheidend - und die konzentrieren sich auf Erfolge. Wenn es nicht gut läuft, berichten sie zwar, aber nicht so ausführlich."
Der Einzug ins Achtelfinale könnte helfen. Was also aus chinesischer Sicht nötig wäre in der Gruppenphase: Ein Sieg gegen Südafrika, ein Unentschieden gegen Spanien, und: Nicht zu hoch gegen Deutschland verlieren. Das wäre der Plan.