Sehnsuchtsvoll richten sich die Blicke nach England. Die Women‘s Super League (WSL) ist inzwischen das Maß der Dinge im Frauenfußball. Stars aus aller Welt wechselten auf die Insel. 18 Millionen Euro fließen für Fernsehrechte. Von solchen Verhältnissen träumen deutsche Fußballerinnen, die auf mehr Aufmerksamkeit und Sichtbarkeit hoffen, wie Nationaltorhüterin Almuth Schult:
"Es geht einfach nur darum, dass der Träger der Bundesliga etwas verändern möchte, etwas verbessern möchte und ob das die DFL, der DFB oder jemand ganz anderes ist, ist uns relativ egal. Wir möchten gerne nur mit jemandem zusammenarbeiten, um uns besser darzustellen, und um mehr Respekt zu bekommen."
Nur kurze Zeit war die Deutsche Fußball-Liga als Dachorganisation der Männer-Bundesliga im Gespräch als neuer Heilsbringer: "Mittelfristig könnte es Sinn machen, darüber nachzudenken, als DFL sich dem Thema der Frauen-Bundesliga anzunehmen", hatte DFL-Chef Christian Seifert bei einer Podiumsdiskussion Ende 2020 noch gesagt, "Frauenfußball ist ein echtes Phänomen. Internationale Meisterschaften, Weltmeisterschaften, Europameisterschaften locken Millionen vor dem Bildschirm. Aber es gelingt bisher einfach nicht, das auch sozusagen in den Alltag Spielbetrieb zu transportieren, obwohl dass ein sehr, sehr interessanter Markt ist."
Mittlerweile ist das Thema wieder zurückgestellt. Und ab kommendem Januar steht mit Donata Hopfen eine neue Chefin an der DFL-Spitze. Die wird sich erst einmal anderen Herausforderungen wie beispielsweise der Digitalisierung stellen müssen.
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Beim DFB hat zuletzt die für Vermarktung und den Verkauf von Medienrechten zuständige DFB Marketing GmbH die Anstrengungen intensiviert, den Frauenfußball sichtbarer zu machen und besser zu vermarkten. Derzeit teilt sich der DFB mit der Deutschen Telekom die Kosten für die TV-Produktion aller 132 Partien. Die sind in den beiden kommenden Spielzeiten auf Magenta Sport zu sehen. Außerdem übertragen Eurosport und die ARD einzelne Begegnungen.
Mehr Sichtbarkeit, dass ist immer noch das große Thema, das auch die Europäische Fußball-Union derzeit intensiv angeht. Gemeinsam mit dem Streamingdienst DAZN und YouTube werden weltweit alle Partien der Frauen Champions League gezeigt. DAZN-Chef James Rushton erläutert:
"Die ersten zwei Jahre sind die Spiele frei auf dem eigenen YouTube-Kanal zu sehen. Es gibt uns die Möglichkeit, die zwei Milliarden täglichen Youtube-Nutzer zu erreichen. Aber es geht nicht nur um die Reichweite. Es geht auch darum, mit YouTube zusammenzuarbeiten, um eine Community rund um den Frauenfußball und um diesen Wettbewerb aufzubauen und ihn zukünftig bestmöglich zu vermarkten."
UEFA will Werbewert verdoppeln
Erste Ansätze, die den Frauenfußball verstärkt in den Fokus rücken sollen. In den nächsten vier Jahren will die UEFA den Werbewert des Frauenfußballs verdoppelt haben. Und jetzt gibt es in Deutschland den Vorstoß, die Bundesliga aus dem DFB auszugliedern. Was dieser Vorstoß des Fußballverbands Rheinland mit seinem Ehrenpräsidenten Theo Zwanziger bringen soll, bleibt aber nicht zu erkennen. In seiner Zeit als DFB-Präsident hat Zwanziger zwar immer den Förderer des Frauenfußballs gegeben. Aber nicht einmal die Heim-WM 2011 konnte einen Boom auslösen, eher im Gegenteil. Wer nun hofft, eine Ausgliederung könnte zu einem ähnlichen Erfolg werden wie die DFL-Gründung bei den Männern, vergisst, dass die Männer damals mit ihren werthaltigen Medienrechten wuchern konnten.
Am 18. Dezember 2000 sagte der mittlerweile verstorbene Präsident Werner Hackmann bei der Gründungsversammlung: "Die Vermarktung liegt allein beim Ligaverband. Das ist also jetzt schon übergegangen vom DFB auf den Ligaverband."
Der damalige DFB-Präsident Egidius Braun hatte sich aus Angst vor Machtverlust lange gegen die Ausgliederung des Profifußballs in die DFL gewehrt. Bei den Frauen müsste der Verband jetzt für einen ähnlichen Schritt sogar eine Art Mitgift in Form von Finanzmitteln und bestehenden Verträgen mitgeben. Die beantragte Abspaltung wäre da eher kontraproduktiv. Denn eine Neuordnung der Zuständigkeiten für den Frauenfußball würde den langwierigen Neuaufbau weiter verzögern.