Ende September bilden sich lange Schlangen vor den Eingängen des Ruhrstadions in Bochum, der Anpfiff zum zweiten Nations-League-Spiel gegen Island naht. Die Zuschauerinnen und Zuschauer wollen rein ins Stadion. Es ist das erste Heimspiel seit der WM. Trotz der vorangegangenen Niederlagen ist das Interesse groß.
Diejenigen, die gehofft hatten, spontan noch eine Karte zu bekommen, werden enttäuscht. Alle Tickets sind verkauft, es kommt keiner mehr rein. Diejenigen, die rechtzeitig Karten gekauft haben, freuen sich auf das Stadionerlebnis, wie dieser Junge:
„Ich bin heute hier, ich wollte Deutschland sehen, ich wohne ja auch hier in Bochum und dann dachte ich mir, hey, die Frauen haben zwar bei der WM nicht so gut abgeschnitten, aber ich war auch noch nie bei einem Frauenspiel und wenn es ausgerechnet Bochum ist, will ich hin.“
Erfolg der letzten Jahre wirkt nach
Es sind viele Familien, die für das Spiel gegen Island ins Ruhrgebiet gereist sind. Auch zum Teil von weit her. Der Erfolg des letzten Jahres wirkt immer noch nach. Auch wenn es bei der WM gar nicht gut lief, ist der Glaube daran, dass sie immer noch zu den Besten mit gehören da. Aber die Erwartung ist auch, dass an diesem Tag ein Sieg herausspringt.
Drinnen im Stadion ist bei den Fans dann die Verwunderung groß. Ausverkauft sieht das nicht aus. Die gesamte Osttribüne ist leer, ebenso der Bereich zwischen West- und Südtribüne. Und es sticht der Beton heraus. Das sind die Bereiche der Stehplätze im Ruhrstadion. Es wirkt merkwürdig, findet dieser Zuschauer:
"Ja, es ist eine großartige Kulisse hier, schade leider, dass die Ostkurve, dass da niemand sitzt und stehen darf, dass wäre für die Kulisse noch viel, viel besser. Das wäre doch auch kein Sicherheitsproblem. Schade, dass das nicht möglich ist. Die hätten locker noch ein paar Tausend Zuschauer mehr da gehabt und für die Frauen wäre es verdient gewesen, dann wäre die Stimmung hier noch besser. Schade."
Begeisterung weiter groß
Der DFB hatte bei der UEFA angefragt, ob die Stehplätze nicht auch genutzt werden könnten, was der europäische Verband aber abgelehnt hat. So bleibt es bei 15.000 drinnen und jede Menge, die draußen bleiben müssen.
Ein anderes Stadion wäre aber bei dieser Nations-League-Partie keine Option gewesen. Zumal auch der DFB erst einmal vorsichtig geplant hat nach dem ersten historischen WM-Vorrunden-Aus. Es dürfte eine große Erleichterung gewesen sein, dass Begeisterung und Unterstützung weiter groß sind.
Alle Spielerinnen betonen nach dem Spiel, wie wichtig diese Kulisse und Unterstützung für sie ist. Kathy Hendrich erklärt: „Wir haben uns sehr gefreut, als wir gehört haben, dass das Stadion ausverkauft sein wird. Es ist keine Selbstverständlichkeit, gerade jetzt in der schwierigen Zeit.“
Alexandra Popp freute sich ebenfalls: „Die Fans standen voll hinter uns, haben jeden Zweikampf, jeden gewonnen Ball mitgefeiert und das beflügelt ja auch ein Stück weit auch jemanden ( und wir wussten, dass wir den 12. Mann und die 12. Frau im Rücken haben und von daher war es wichtig, dass wir so ein Spiel als Heimspiel hatten.“
Der Druck, das Aufgebaute aus dem letzten Jahr wieder durch Niederlagen zu verlieren, ist immer noch zu spüren.
Mehr Zuschauer bei Bundesligaspielen
Auch in der Liga bestätigt der Zuschauerschnitt an den ersten beiden Spieltagen aber den Trend der vorangegangenen Saison. Am ersten Spieltag sind es durchschnittlich 4.000 Stadionbesucherinnen und -besucher, wobei die Auftaktpartie zwischen Freiburg und München im Dreisamstadion mit 15.000 Fans das mit Abstand bestbesuchte Spiel an dem Wochenende war. Am zweiten Spieltag sind es im Durchschnitt mehr als in der Vorsaison mit knapp 3.500.
Der 1. FC Köln rüstet sein Franz-Kremer-Stadion auf. Zum Saisonauftakt sind 2.100 Zuschauerinnen und Zuschaue gekommen. Es gibt jetzt eine Stadiontafel, die fast schon nostalgisch daherkommt, bei jedem Tor werden die Nummerntafeln per Hand getauscht. Es wird noch eine neue Flutlichtanlage installiert und neu ist auch eine elektronische Bandenwerbung.
Größere Stadien, mehr TV-Präsenz
Auf sechs Fernsehkanälen ist in dieser Saison der Fußball der Frauen in unterschiedlicher Weise zu sehen. Magenta TV und DAZN zeigen alle Spiele live, ARD und ZDF zusammen 10 ausgewählte Partien, Sport 1 fokussiert sich auf den Montag und auf Sky gibt es wie auf allen anderen Kanälen Zusammenfassungen.
Am kommenden Wochenende sind gleich drei Spiele in großen Stadien angesetzt: Bayern München gegen Frankfurt erstmals in der großen Münchner Arena. Aufsteiger RB Leipzig gegen den VfL Wolfsburg ebenfalls erstmals im großen Leipziger Stadion und Werder Bremen gegen den 1. FC Köln im Weserstadion.
Der Sieg der Nationalmannschaft in Bochum dürfte auch für diese anstehenden Spiele eine gute atmosphärische Grundlage gesorgt haben.