Letzter Bundesliga-Spieltag vor Weihnachten: Der 1. FC Köln empfängt den deutschen Meister. Den VfL Wolfsburg. Die Cheerleader, die Hymne, der Stadionsprecher, der Gegner – alles so wie am Tag zuvor, als die Männer des FC ihren ersten Bundesliga-Saisonsieg gefeiert haben.
Bloß die Kulisse ist anders. Sehr viel anders! Während die Männer vor 41.000 Zuschauern im großen Kölner Stadion gespielt haben, kommen zu den Frauen ins sehr viel kleinere Kölner Südstadion 461 Besucher – exakt gezählt vom Ticket-Team. Darunter etwa 100 Gäste aus Wolfsburg.
Rivalität ja. Hass – Fehlanzeige
Die Stehplatz-Ränge bleiben geschlossen. Die überschaubare Besucher-Menge nimmt auf der Haupt-Tribüne Platz. Rot-Weiß gleich neben Grün-Weiß. FC-Fans Sitzschale an Sitzschale mit Wolfsburg-Fans. Im Frauenfußball geht das problemlos.
Rivalität ja. Hass – Fehlanzeige. "Das ist ja was ganz anderes wenn da die ganzen Blocks sind mit den Bengalos und so, das kennt man jetzt hier nicht." - "Er ist nicht so Männer-Hormon-Gesteuert, er ist also wesentlich ruhiger, der Fan-Kult," so die Fans im Stadion.
Dabei sind nicht unbedingt mehr Frauen da. Die zugucken, ihre Fahnen schwenken, Transparente hochhalten, fröhlich ihre Gesänge schmettern, und sich schon auf das persönliche Gespräch mit der Lieblingsspielerin nach Spiel-Ende freuen:
"Man hat mehr die Nähe und den Kontakt zu den Spielerinnen, das ist nicht so abgeschirmt, wie beim Männerfußball."; "Wenn sie geduscht haben und kommen raus und gehen zum Bus ist ein kleiner Plausch drin. Was bei den Männern überhaupt nicht der Fall ist. Das sind Stars, die sind irgendwo da oben, da hat man keine Chance. Hier unterhält man sich mit den Frauen von gleich zu gleich, die kommen hier an die Bande nach dem Spiel und dann redet man."
"Meine Tochter spielt hier"
Man kennt sich halt. Beim Frauen-Fußball. Die Spielerinnen und ihre Fans: "Meine Tochter spielt hier." Oder: "Ich bin für die Caro da." Sie kommen weil sie persönliche Anhänger sind. Familie, Freunde, Bekannte. Das ist eine ganz andere Fankultur. Ansonsten sind unter den Fans Mädchen, die selber Fußball spielen.
Deutlich mehr ältere Zuschauer, als bei den Männern. Manchmal auch ein paar Neugierige und: ein harter Kern, der sich in Fan-Klubs organisiert, wie zum Beispiel die "Hooli-Wölfe", die den VfL Wolfsburg unterstützen: "Die einen kommen aus Bayern, aus NRW, Schleswig Holstein, überall kommen wir her."
Der VfL Wolfsburg gehört zu den Zuschauer-Krösussen der Liga, mit gut 1600 Besuchern pro Heimspiel. Ansonsten sind mit Frankfurt, Potsdam und Essen nur noch Klubs mit Frauenfußball-Tradition in der Zuschauertabelle ganz vorne mit dabei.
Andere Frauenfußball-Klubs mit Männermannschaften in der Bundesliga, etwa der FC Bayern, Werder Bremen oder auch der 1. FC Köln, ziehen im Schnitt gerade mal zwei- drei vielleicht vierhundert Besucher an, was die Fans so gar nicht verstehen können.
Nahezu unter Ausschluss der Öffentlichkeit
Sie sagen nämlich über ihren Lieblingssport: "Der Frauenfußball ist ehrlicher als der Männerfußball. Es wird nicht so viel rumgejammert!" - "Ja die Mädels spielen noch mit Herzblut, spielen nicht für Geld, sondern haben Spaß beim Fußball."
Das haben an diesem letzten Bundesliga-Spieltag vor Weihnachten auch die Fans des VfL Wolfsburg. Sie erleben einen 3:0-Auswärtssieg in Köln. Mit denselben Cheerleadern, demselben Stadionsprecher und derselben Hymne wie beim Männer-Spiel am Vortag. Bloß überspitzt gesagt: Nahezu unter Ausschluss der Öffentlichkeit.