Archiv

Neuer Club von Almuth Schult
Angel City FC: Viel Charme, noch wenig Qualität

Der in Los Angeles beheimatete neue Frauenfußball-Club Angel City FC sprüht vor publikumswirksamen Ideen, um eine Fangemeinde aufzubauen und schon bald wirtschaftlich profitabel zu sein. Es gibt derzeit allerdings noch sportliche Defizite. Deswegen wurde die deutsche Nationaltorhüterin Almuth Schult verpflichtet.

Von Jürgen Kalwa |
Die Mannschaft des Angel City FC wurde um US-Nationalspielerin Christen Press (r.) aufgebaut.
Die Mannschaft des Angel City FC wurde um US-Nationalspielerin Christen Press (r.) aufgebaut. (IMAGO / Sports Press Photo)
Das Projekt einer Frauenfußball-Liga mit den besten Spielerinnen der Welt beginnt 2001 mit sehr viel Enthusiasmus, einer ordentlichen Summe Geld und einem Namen, der man sich sehr gut merken konnte: WUSA - Women's United Soccer Association. Die neue Liga war auch aus deutscher Sicht ein faszinierendes Projekt. Mit mehreren Nationalspielerinnen, die nachhaltig für Eindruck sorgen. Wie etwa die Frankfurter Torkanone Birgit Prinz.

Redaktionell empfohlener externer Inhalt

Mit Aktivierung des Schalters (Blau) werden externe Inhalte angezeigt und personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt. Deutschlandradio hat darauf keinen Einfluss. Näheres dazu lesen Sie in unserer Datenschutzerklärung. Sie können die Anzeige und die damit verbundene Datenübermittlung mit dem Schalter (Grau) jederzeit wieder deaktivieren.

Prinz war erst kurz zuvor von  Carolina Courage verpflichtet worden, aber demonstriert im Finale 2002 ihre Klasse mit Nachdruck. Sie wird als wertvollste Spielerin der Begegnung ausgezeichnet und erhält als Preis – nein, kein Kaffeeservice – sondern ein Auto im Wert von 20.000 Dollar.

Auch Neuanfang 2009 scheitert

Bereits ein Jahr später kommt es zur Pleite: Anspruch und Wirklichkeit klaffen einfach zu weit auseinander. So weit, dass die Liga einen Verlust von 100 Millionen Dollar aufgehäuft hat. Auch ein finanziell deutlich sparsamer Neuanlauf 2009 mit dem Namen Women’s Professional Soccer scheitert. Nach drei Jahren ist auch hier Schluss.
Umso bemerkenswerter, dass sich der dritte Versuch, die National Women's Soccer League, die 2013 auf die Beine gestellt wird, seitdem relativ stabil halten kann.

Fußballverband übernimmt Nationalspielerinnen-Gehälter

Das Geheimnis für die Langlebigkeit hat allerdings nichts mit dem langsam, aber sicher wachsenden Verkauf von Eintrittskarten oder den Einnahmen aus Sponsorenverträgen und Fernsehrechten zu tun. Die Liga lebt davon, dass der wohlhabende amerikanische Fussballverband nach den entmutigenden Erfahrungen der Vergangenheit ein Einsehen hatte. Er übernimmt die Gehälter für die Mitglieder des Nationalmannschaftskaders. Die Entlastung ist spürbar.
Genauso wie das Engagement zweier Franchises in Portland und Houston, die von einer Organisation gegründet wurden, die an den gleichen Standorten bereits in Teams der wirtschaftlich stärkeren Männer-Liga MLS investieren.

Bühne frei für Angel City FC

Zeit für die nächste Zündstufe. Bühne frei für Angel City FC, ein neues Team, in Los Angeles beheimatet und in der Außendarstellung so kreativ wie kein anderes. Der neue Club zieht alle Register aus der Showbranche, darunter mit einer professionellen Hip-Hop-Hymne. Titel: “Running With the Angels”.

Redaktionell empfohlener externer Inhalt

Mit Aktivierung des Schalters (Blau) werden externe Inhalte angezeigt und personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt. Deutschlandradio hat darauf keinen Einfluss. Näheres dazu lesen Sie in unserer Datenschutzerklärung. Sie können die Anzeige und die damit verbundene Datenübermittlung mit dem Schalter (Grau) jederzeit wieder deaktivieren.

Hinter dem neuen Team steht eine ungewöhnliche Gruppe an Investoren aus der Entertainment-Branche, wie die Filmschauspielerin Natalie Portman und die Pop-Sängerin Christina Aguilera. Aber auch Tennis-Star Serena Williams ist dabei. Und jede Menge erfahrene Risikokapital-Anleger. Die bislang wichtigste Personalentscheidung: die Verpflichtung von Julie Uhrmann, einer Managerin mit besten Kontakten und Marketing-Erfahrungen.
“Die Idee hatte Natalie Portman, die sich in der Time's Up-Stiftung engagiert, die für gleiche Bezahlung von Frauen kämpft. Sie hat von der Liga gehört, wie unterbewertet sie war und hat überlegt, was man braucht, um ein Team aufzubauen", beschreibt Uhrman in einem CBS-Interview die Anfänge des Clubs, der wie ein Start-Up geführt werden soll.
"Wenn man ein Start-Up aufbaut, muss man Leute finden, die sich für das Anliegen begeistern und an die gemeinsamen Ziele glauben. Wir versuchen bewusst, hohe Erwartungen zu wecken. Auf und neben dem Spielfeld, wo wir Sport mit Unterhaltung und mit lokalem gesellschaftlichen Engagement verknüpfen. Das Wachstumspotenzial für den professionellen Frauenfußball in den USA ist enorm. Und gleichzeitig lässt sich hier die Gleichbehandlung der Geschlechter voran bringen.”

Nur ein Sieg aus vier Spielen im Ligapokal

Der Charme, den das Ganze abstrahlt, ist allerdings deutlich größer als die Qualität der Mannschaft, die rund um die amerikanische Nationalspielerin Christen Press zusammengestellt wurde. Im Ligapokal hat das Team aus vier Spielen nur ein Unentschieden geholt. Der Kader benötigt dringend Verstärkung. Weshalb die Verantwortlichen in dieser Woche die Wolfsburgerin Almuth Schult verpflichtet haben. Die Torfrau der deutschen Nationalmannschaft steht allerdings erst nach der Europameisterschaft im Juli zur Verfügung.

Redaktionell empfohlener externer Inhalt

Mit Aktivierung des Schalters (Blau) werden externe Inhalte angezeigt und personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt. Deutschlandradio hat darauf keinen Einfluss. Näheres dazu lesen Sie in unserer Datenschutzerklärung. Sie können die Anzeige und die damit verbundene Datenübermittlung mit dem Schalter (Grau) jederzeit wieder deaktivieren.

Schult wechselt gerne in die Liga, in der anders als in der Pionierzeit derzeit keine deutsche Spielerin aktiv ist: Dzsenifer Marozsán, die im letzten Jahr von ihrem Verein Olympique Lyonnais nach Seattle zum Ol Reign ausgeliehen wurde, hat im Herbst ihr Gastspiel beendet.
"Es war schon immer ein Traum von mir, in der National Women’s Soccer League zu spielen", schreibt Schult in einer Erklärung. "Ich habe Angel City verfolgt, seitdem das Team angekündigt wurde. Hier geht es nicht nur um Fußball, sondern auch um den Einfluss und die Unterstützung von Frauen."
Eine Stimmung, die auch die Künstlerinnen verbreiten, die die Club-Hymne eingespielt haben. Sängerin Brittany Howard sagt im offiziellen Video, dass die Musik genau das hat, was man in LA braucht, um ein Publikum zu erreichen: Eine Energie, die die Fans innerlich aufbaut.