Anne Trabant-Haarbach, Doris Kresimon, Petra Landers, Monika Steinmetz – es sind Namen, die heute so einen Bekanntheitsgrad hätten wie Karl-Heinz Rummenigge, Paul Breitner oder Horst Hrubesch aus der gleichen Generation – wäre der Fußball gleichberechtigt. Doch weil er es nicht ist, sind diese Frauen vielen auch heute immer noch unbekannt. Ebenso wie der Gewinn der inoffiziellen WM 1981 in Taiwan.
"Es war ja ganz vergessen, es war ja ganz schnell vergessen. Viele haben gar nicht davon gewusst", sagt Petra Landers, damals Mittelfeldspielerin und eine der jüngsten im Team. 40 Jahre später ändert sich das langsam. Das hängt auch mit der Dokumentation "Die Weltmeisterinnen. Als Bergisch Gladbach Geschichte schrieb." zusammen, die im vergangenen Jahr ins Kino kam. Filmregisseur John Seidler hatte dazu mitunter altes Bildmaterial gesammelt und die Spielerinnen interviewt.
Damals wenig Zuspruch vom DFB
"Als er in den Kinos lief, waren viele überrascht, was eigentlich früher im Fußball stattgefunden hat. Dass wir so einen Erfolg hatten und trotzdem so niedergemacht wurden von den Medien und nicht wirklich Zuspruch vom DFB bekommen haben."
Mit 40 Jahren Verspätung gibt es wenigstens eine kleine Anerkennung. Ein Abendessen im Fußballmuseum, zusammen mit DFB-Interimspräsident Peter Peters. Der dankt dem Team des Museums dafür, dass sie "diese Finger manchmal in die Wunden des deutschen Fußballs legen, damit wir alle immer wiedererkennen, wie es nicht geht. Deswegen ist es auch mal an der Zeit und natürlich viel zu spät, aber glaubt mir, das kommt bei mir wirklich von Herzen euch mal danke zu sagen für das, was damals geschehen ist und die Geschichte ist auch völlig klar, war definitiv keine Selbstverständlichkeit – deswegen vielen lieben Dank für den Funken, der jetzt zum Feuer geworden ist."
Der Abend beginnt zunächst aber mit einer kurzen Führung durch das Museum mit drei Stationen: Zuerst das Wunder von Bern, das auch Anne Trabant-Haarbach, als ganz kleines Mädchen inspirierte und sie zur Pionierin machte: "Ich war immer die erste. Erste deutsche Pokalmeisterin, erste Nationalmannschaft war ich auch dabei."
An der zweiten Station, der Geschichte des Frauenfußballs, kommen die Frauen ins Erzählen.
"Habt ihr auch den Brustpanzer? - Ne, gab es den? Da gibt es Fotos von! Wir haben ihn leider hier nicht Hat man den denn offiziell getragen? - Ich habe den nie getragen. - wurde immer gesagt, wir haben uns nie an diese Fußballregeln gehalten. Überhaupt nicht."
Fußballregeln, die diskriminierend waren, wie die verkürzte Spielzeit oder der kleinere Ball. Das Bewusstsein für Leistungen von Frauen im Fußball wächst erst langsam, auch das Wunder von Taipeh hat bisher noch wenig Raum im Museum, findet Anne Trabant-Haarbach: "Ihr hättet viel mehr haben können. Ich habe so viele Sachen. - Wir kommen nochmal auf dich zu sprechen". Verspricht Ulrike Meier vom Fußballmuseum, selbst Ex-Fußballerin, bevor sie die Frauen zur dritten Station führt: "Wir schauen uns noch eine Präsentation an – ich kann nur einen Ausschnitt von dem bieten, was wir hier haben, das ist auch ein Highlight, es geht um den Männerfußball allerdings wieder – (Ooh) Titelgewinn 2014".
Spielerinnen mussten respektlose Fragen ertragen
Der Titelgewinn 2014 interessiert an dem Abend weniger als der eigene Erfolg 1981, der durch Bild- und Videomaterial viele Erinnerungen wachruft. Wobei das Bildmaterial hauptsächlich vom Team selbst und vor allem Physiotherapeut Ludwig Bonitz kommt, der sich damals zwei Wochen freigenommen hatte, um das Team zu begleiten. Filmmaterial vom Turnier selbst gibt es nur vom taiwanesischen Fernsehen.
Das taiwanesische war neben dem finnischen Team das einzige, das den Bergisch Gladbacherinnen jeweils einen Punkt abgetrotzt hatte. Glücklich mit dem Pokal zu Hause fielen die Würdigungen bescheiden aus, wie ein Bericht des WDR vom Empfang im Rathaus von Bergisch-Gladbach festhielt.
"Im Rathaus wurden die Spielerinnen um Trainerin Anne Trabant heute Morgen mit der silbernen Ehrennadel der Stadt ausgezeichnet. Der Deutsche Fußball Bund war lediglich durch Heinrich Priester vom Mittelrheinverband vertreten, der betonte rein privat anwesend zu sein. Im Vorfeld zu dieser Reise war es zu Unstimmigkeiten gekommen, da sich der DFB unter dem Hinweis auf den Freundschaftsspielcharakter dieses Turniers weigerte einen Zuschuss zu den Reisekosten zu geben. So sprang schließlich die Stadt Bergisch Gladbach mit 50 Prozent der Kosten ein. Den Rest übernahmen private Spender."
Und bei ihren wenigen Medienauftritten hatten die Spielerinnen respektlose Fragen zu ertragen.
"Wie stoppe ich den Ball mit der Brust? Ich stoppe den Ball nicht mit der Brustwarze, sondern mit dem Brustkörper, so wie die Männer das halt auch machen, sportlich."
Erzählt Monika Steinmetz. Nach solchen Interviews hatte sie keine Lust mehr auf weitere Medientermine. Immerhin werden sie heute gewürdigt. Aber wie viel besser ist es wirklich geworden? Zwei junge Fußballbegeisterte Frauen, Sarah Pikartz und Pauline Ziezior, haben sich in Arbeiten für Schule und Uni mit Frauen und Fußball auseinandergesetzt, sie präsentieren am Abend ihre Ergebnisse. Eine Arbeit beschäftigt sich unter anderem mit der Sprache, mit der Frauenteams bezeichnet werden, etwa mit dem Begriff "Goldmädchen", der den Spitzenleistungen der Frauen wenig gerecht wird. Ihr Fazit, nachdem sie sich einige Zeit mit der Vergangenheit auseinandergesetzt haben: "Ich hatte teilweise keinen Bock mehr nachdem, was ich da alles gelesen habe, weil mich das so aufgeregt hat." "So langsam wird es besser, aber es hat noch einen echt langen Weg zu gehen, bis es endlich da ankommt."